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Insolvenz der Palast Gastronomie Hohenems sorgt für Kopfschütteln

02.04.2025 • 16:45 Uhr
Insolvenz der Palast Gastronomie Hohenems sorgt für Kopfschütteln
Andrew Nussbaumer (re.) hat das Unternehmen an drei langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verkauft. Stadt Hohenems

Konkursverfahren steht vor dem Abschluss: Es gibt fast 850.000 Euro an anerkannten Forderungen, aber nur eine geringe Quote. Dazu kommen mehr als 700.000 Euro an Covid-19-Wirtschaftshilfen

Es gibt Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg, bei denen nicht nur in Wirtschaftskreisen unweigerlich die Frage aufkommt, was denn da wieder abgelaufen ist. Und sie zeigen auch, dass die nahezu wahllos gewährten, hohen Covid-19-Wirtschaftshilfen mitunter gar nichts am Schicksal eines Unternehmens geändert haben, das ohnehin schon in Schräglage war.

Zu diesen Fällen gehört die früher einmal landesweit bekannte Palast Gastronomie GmbH in Hohenems, die bis zum Frühjahr 2023 maßgeblich dem früheren WKV-Gastronomie-Fachgruppen-Obmann Andrew Nussbaumer (Jahrgang 1961) gehörte und von ihm geleitet wurde. Nussbaumer hat das Unternehmen bekanntlich vor zwei Jahren an drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verkauft. Ein Jahr später, im Februar 2024, wurde auf eigenen Antrag ein Konkursverfahren eröffnet.

Fast 850.000 Euro an anerkannten Forderungen

Dieses Konkursverfahren steht jetzt vor dem Abschluss. Nach Angaben von Regina Nesensohn, der Leiterin des KSV1870 Vorarlberg belaufen sich die anerkannten Forderungen auf rund 847.000 Euro. Gemäß Insolvenzdatei gibt es eine Quote von gerade einmal 4,43 Prozent, die durch eine Bausch- und Boden-Verwertung des Inventars zustande kam. Die Forderungen stammen von insgesamt 69 Gläubigern, darunter 19 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern. Insbesondere Lieferanten und Dienstleister seien von den Ausfällen betroffen, allerdings würden auch relevante Summen auf die Forderungen der Beschäftigten entfallen.

Insolvenz der Palast Gastronomie Hohenems sorgt für Kopfschütteln
Regina Nesensohn vom KSV1870 Vorarlberg. Klaus Hartinger

Über 700.000 Euro an Covid-19-Wirtschaftshilfen

Bei der Insolvenz mit diesen Beträgen und der geringen Quote muss zudem berücksichtigt werden, dass die Palast Gastronomie GmbH in den Jahren 2020 bis 2022 gemäß Transparenzdatenbank mehr als 715.000 Euro an Covid-19-Wirtschaftshilfen erhalten hat. In diesen Hilfen noch gar nicht enthalten sind die Unterstützungen für Kurzarbeit für die Mitarbeitenden der Palast Gastronomie. Die tatsächlich geflossenen öffentlichen Gelder liegen also noch höher. Trotz dieser massiven finanziellen Unterstützung durch die öffentliche Hand kann das Unternehmen jetzt gerade einmal 38.000 Euro an anerkannten Forderungen bezahlen.

Deutliche Schieflage

Den drei jungen und langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welche die Palast Gastronomie GmbH im Frühjahr 2023 übernommen haben, die alleinige Verantwortung für diese Entwicklung in die Schuhe zu schieben, greift allerdings zu kurz. Denn ein Blick in die Jahresabschlüsse der Palast Gastronomie GmbH zeigt wie bereits berichtet, dass der Gastro-Betrieb schon längere Zeit in deutlicher Schieflage war. Es stellt sich vielmehr die Frage, was jemanden dazu bewegt, so eine Firma überhaupt zu übernehmen.

600.000 Euro an Verbindlichkeiten

Denn schon vor der Corona-Pandemie im Geschäftsjahr 2018/19 (März) stand ein negatives Eigenkapital von rund minus 170.000 Euro in den Büchern. Im Geschäftsjahr 2019/20 – das von den Corona-Maßnahmen fast gar nicht betroffen war – stieg das negative Eigenkapital auf minus 301.000 Euro. Im ersten Corona-Geschäftsjahr (2020/21) verbesserte sich das negative Eigenkapital nur leicht auf minus 207.000 Euro. Dann ging es weiter bergab. Das negative Eigenkapital verschlechterte sich 2021/22 auf minus 226.000 Euro und im Jahr darauf auf minus 341.000 Euro.

An Verbindlichkeiten standen zum Zeitpunkt der Firmenübernahme durch die drei Mitarbeitenden fast 600.000 Euro und ein Bilanzverlust von 378.000 Euro in den Büchern. Dass in den beschriebenen Jahren keine insolvenzrechtliche Überschuldung vorlag, hängt mit grundbücherlichen Sicherstellungen und persönlichen Haftungen der Gesellschafter zusammen. wpa/red