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Radarstrafen-Halbjahresbilanz: Warum die Zahlen trügen

13.07.2025 • 09:44 Uhr
Radarstrafen-Halbjahresbilanz: Warum die Zahlen trügen
Die Bundespolizei verfügt über mehr als 40 Standorte für stationäre Radar- und Lasermessungen.Harting

Rückgang bei Geschwindigkeits­übertretungen auf Landesstraßen und Autobahn gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Grund dafür liegt allerding nicht auf der Straße, sondern an ganz anderer Stelle.

Die Zahl der Anzeigen wegen Geschwindigkeitsübertretungen auf Vorarlbergs Landesstraßen, der Autobahn und Arlberg-Schnellstraße ist im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gesunken. Ein erfreulicher Trend? Nicht ganz, denn laut Verkehrspolizei liegt der Rückgang weniger an disziplinierteren Lenkern als vielmehr an personellen Engpässen und einem daraus folgenden Rückstau bei der Abarbeitung der Anzeigen.

Radarstrafen-Halbjahresbilanz: Warum die Zahlen trügen


Insgesamt hat die Bundespolizei von Jänner bis Ende Juni 100.491 Übertretungen erfasst, das sind rund 22.000 weniger als im selben Zeitraum 2024 – ein Minus von 18 Prozent. „Diese Entwicklung ist zumindest teilweise auf die angespannten Personalressourcen zurückzuführen“, sagt Peter Rüscher, stellvertretender Leiter der Landesverkehrsabteilung in der Landespolizeidirektion Vorarl­berg. Jede einzelne Messung müsse nochmals manuell überprüft werden, da es insbesondere bei ausländischen Kennzeichen immer wieder einmal zu fehlerhaften Übertragungen komme, weiß Rüscher. Es sei deshalb unbedingt notwendig, dass Beamte die Fotos noch einmal kontrollieren. „Leider sind wir damit aus personellen Gründen aktuell im Rückstand.“

Baustellenverkehr

Ein besonders auffälliger Bereich bleibt der Baustellenverkehr auf der Autobahn. Im ersten Halbjahr 2024 wurden im Abschnitt bei Dornbirn rund 49.000 Übertretungen festgestellt. In den ersten sechs Monaten 2025 waren es bei Wolfurt 30.800 Anzeigen. Laut Rüscher zeigen diese Zahlen, wie überwachungsbedürftig Baustellenzonen im hochfrequentierten Autobahnnetz sind. Den vielfach geäußerten Vorwurf der „Abzocke“ weist er zurück: „Die Radarboxen stehen dort, wo zuvor mehrfach und deutlich auf die Reduktion der Geschwindigkeit hingewiesen wird“. Es gehe einzig und allein um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und jener Menschen, die dort arbeiten, betont Rüscher.

Peter Rüscher, stellvertetender Leiter der Landesverkehrsabeilung
Peter Rüscher, stellvertretender Leiter der Landesverkehrsabteilung in der Landes­polizeidirektion Vorarlberg. LPD

Hotspots

Trotz des Anzeigenrückgangs gibt es einzelne Hotspots mit konstant hoher Belastung: Besonders entlang der Arlberg-Schnellstraße S 16 und der Rheintal- und Walgauautobahn A 14, aber auch auf Strecken wie der L 190, L 200 oder L 204 werden zahlreiche Übertretungen registriert. Im Tunnelbereich stellt Rüscher nach teilweise massiven Tempoüberschreitungen in den vergangenen Jahren „eine gewisse Beruhigung“ fest. Die Überwachung habe eine nachweislich präventive Wirkung. „Trotzdem müssen wir präsent bleiben, sonst kehrt das alte Verhalten rasch zurück“, warnt er. Ein Tunnelunfall sei ein „Katastrophenszenario“, sagt Rüscher – nicht nur für die Betroffenen, sondern für alle Einsatzkräfte.

Radarstrafen-Halbjahresbilanz: Warum die Zahlen trügen



Die Auswahl der Radarstandorte werde regelmäßig überprüft – etwa, wenn sich Unfallhäufungen zeigen oder Hinweise aus der Bevölkerung eingehen. Neue Standorte müssten über die jeweilige Bezirkshauptmannschaft genehmigt werden, zumal die Installation von Radargeräten auch mit Kosten verbunden sei.
Extreme Raser sind in der Statistik glücklicherweise die Ausnahme. Der Großteil der Geschwindigkeitsübertretungen liegt laut Rüscher zwischen 15 und 20 Stundenkilometern. Ein Kavaliersdelikt sei zu schnelles Fahren deshalb aber keineswegs.