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Cannabis in der Trafik – “Erst kürzlich musste ich einen Mitarbeiter kündigen”

22.07.2025 • 20:17 Uhr
Cannabis in der Trafik – "Erst kürzlich musste ich einen Mitarbeiter kündigen"
Mike Meszaros sieht seine Geschäftsgrundlage bedroht. Stiplovsek 

Was früher Hanfshops verkauften, ist jetzt den Trafiken vorbehalten. Für Händler wie Mike Meszaros bedeutet das Existenznot.

Echte Friedhofsstimmung herrscht in Mike Meszaros (31) kleinem Geschäft. Wie der Name Hanftopia CBD Hanf Shop unschwer erraten lässt, betreibt er in Bregenz ein Fachgeschäft für Hanfprodukte. Ob Creme, Samen, Dämmmaterial, Lampen für die Aufzucht von Stecklingen oder Hundesnacks: Solange ein Produkt zu der seit Jahrtausenden verwendeten Kulturpflanze in Bezug steht, hat Meszaros es im Angebot. Bloß CBD-Blüten, beliebt als Mittel gegen Schlafstörungen oder chronische Schmerzen, sucht man vergeblich.

Cannabis in der Trafik – "Erst kürzlich musste ich einen Mitarbeiter kündigen"
Stiplovsek 

Denn seit Ende Jänner gilt ein Beschluss des Verwaltungsgerichts, dass die rauchbaren Hanfblüten mit niedrigem THC-Gehalt unter das Tabaksteuergesetz fallen und nur noch von Trafiken verkauft werden dürfen. Dort können sie seit diesem Montag erworben werden.

Auch leere Automaten kosten Geld

Im August 2018 haben wir ganz klein angefangen und 2020 in Automaten investiert, die jeweils mehrere tausend Euro gekostet haben“, erzählt Meszaros. Die meisten davon hängen noch immer, nur ungenutzt, aber noch immer mit Platzkosten verbunden. „Am Tag nach dem Gerichtsurteil haben wir sofort reagiert.“ Eine rechtliche Alternative gibt es seither nicht mehr. Der Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs hat für den Handel mit CBD-Blüten in Österreich eine klare Zäsur gesetzt. Spezialisierte Hanfshops wie jener von Meszaros dürfen sie nicht mehr führen.

Mitarbeiter gekündigt

„Es geht um viel Geld. Erst kürzlich musste ich einen Mitarbeiter kündigen“, gesteht der Unternehmer bedrückt. Von Seiten der Wirtschaftskammer soll es keine Unterstützung gegeben haben: „Als der Beschluss bekannt wurde, haben wir mehrmals angerufen. Eine wirkliche Antwort kam nie.“ Dafür rückte die Branche zusammen: „Betroffene Shops haben sich als Österreichischer Cannabis-Bundesverband (ÖCB) zusammengeschlossen. Der Verein ist eigenfinanziert und steht im Kontakt mit dem Finanzministerium. Aber obwohl weitere Gesprächs­termine folgen, herrscht in der Branche wenig Zuversicht. Sie ist aber noch vorhanden. Eine Möglichkeit wäre, dass kleinere Lizenzen mit einer anderen Steuerform ausgestellt und wir so die Waren verkaufen könnten, das ist aber Zukunftsmusik.“

Die Nachfrage nach CBD ist dennoch nicht versiegt. Samen und Öle verkaufen sich weiterhin gut, berichtet Meszaros. Besonders auffällig sei aber ein anderes Phänomen: „Viele deutsche Touristen wollen berauschendes Cannabis kaufen. Sie gehen fälschlicherweise davon aus, dass es in Österreich legal erhältlich sei.”

Cannabis in der Trafik – "Erst kürzlich musste ich einen Mitarbeiter kündigen"
Birgit Eisendle und Fabian Renz. Stiplovsek 

Ein anderer Umbruch steht in der Trafik an der Bregenzer Rheinstraße an. Am 1. November übergibt Birgit Eisendle (60) das Geschäft nach 28 Jahren an den 31-jährigen Fabian Renz. Ihr Nachfolger hat nach eigenen Angaben bisher keine persönlichen Erfahrungen mit CBD-Produkten gemacht. Der große Andrang auf das neue Produkt sei bisher noch ausgeblieben. Joint-Papier und Filter erfreuen sich aber seit Jahren steigender Beliebtheit.

Wie viele seiner Berufskollegen beschäftigt er sich aktuell mit den neuen Waren, bereitet sich auf die Beratung der Kunden vor. Der Weg der Produkte in die Trafik beginnt beim Großhändler. „Wir haben unsere fixen Händler, und die bieten an, was sie im Sortiment haben“, erklärt Renz. Die Trafik bestellt aus einem kontrollierten Katalog, eine Eigenbeschaffung ist ausgeschlossen. Anders lief es bei Hanfshops wie Hanftopia. Dort war es üblich, Waren direkt über spezialisierte Produzenten im In- und Ausland zu beziehen. „Jeder meiner Landwirte konnte mir vorlegen, dass er mir EU-zertifizierte Nutzhanf-Sorten verkauft“, erklärt Meszaros.

Bis zu 15 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen aus der Tabaksteuer soll die neue Regelung dem Staat einbringen. Geld, das sich leicht beruhigend auf den Staatshaushalt auswirken könnte.

SAV