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„Ständig Gegenstand despolitischen Kalküls“

13.03.2024 • 19:07 Uhr
PK, Pressekonferenz Hypo Bank, Vorstand Hypo Vorarlberg, Michel Haller lŠdt zu Pressekonferenz zur aktuellen Causa, Kreditvergaben
Hypo Bank i Bregenz. Klaus HArtinger

Bankenberater mahnt zu mehr Versachlichung in der Diskussion um die Hypo Vorarlberg.

In der aufgeheizten öffent­lichen Debatte rund um die Kreditvergaben der Hypo Vorarlberg an die insolvente Immobilienfirmengruppe Signa sticht jetzt ein Kommentar des langjährigen Bankenberaters Christof Grabher vom Schweizer Finanzdienstleistungs-Beratungsunternehmen Confidum in St. Margrethen ins Auge.

Banken-Berater Christof Grabher vom Schweizer Finanzdienstleistungs-Beratungsunternehmen Confidum
Bankenberater Christof Grabher vom Schweizer Unternehmen Confidum äußerte sich zur Hypo-Causa. Privat

In dem – auf der Internetseite von Confidum veröffentlichten und mittlerweile in Wirtschafts- und Bankenkreisen kursierenden – Beitrag lässt er kaum ein gutes Haar an der laufenden Diskussion. Im wpa-Gespräch forderte Grabher etwas mehr Versachlichung und Verhältnismäßigkeit als auch Zurückhaltung in der öffentlichen Diskussion über eine Bank, die „seit Jahren zu den rentabelsten Banken Österreichs gehört“.

Hypo Vorarlberg

Bei nüchterner Betrachtung könne man den Wirbel aus einer ökonomischen Perspektive kaum nachvollziehen: Die Bank habe ihren Wert in den vergangenen 20 Jahren erheblich gesteigert. „Dafür waren die Organe und die gewählte Strategie verantwortlich“, so Grabher. Selbst ein Totalausfall der Signa/Benko-Kredite beeinträchtige weder die Eigenkapitalbasis noch die Fähigkeit, Dividenden zu zahlen, noch die künftige Profitabilität des Geschäftsmodells der Bank.

Krise?

Aktuell wird bekanntlich von 131 Millionen Euro an „ausgefallenen“ Signa-Krediten berichtet. Per Jahresende 2023 verfüge die Hypo über Eigenmittel in Höhe von 1,7 Milliarden Euro, das entspreche einer Total Capital Ratio von 18,7 Prozent. „Selbst wenn die 131 Millionen Euro komplett ausfallen – wovon nicht auszugehen ist –, beträgt diese Ratio immer noch 17,3 Prozent. Ein hervorragender Wert, angesichts dessen das Wort Krise an den Haaren herbeigezogen wirkt.“

Politisch

Grabher verortet das grundlegende Problem in dieser Diskussion im öffentlichen Eigentümer der Hypo Vorarlberg, wodurch deren Tätigkeit immer auch unter einem politischen Blickwinkel betrachtet werde. „Die Bank ist dadurch ständig Gegenstand des politischen Kalküls und der politischen Auseinandersetzung.“

Viele Banken hätten den Signa-Konzern mitfinanziert, wie etwa RBI, Bank Austria, RLB NÖ/Wien, RLB OÖ, Bank Bär, diverse Kantonalbanken, deutsche Landesbanken, DZ Bank, Bangkok Bank und noch einige mehr, und würden auf der Gläubigerliste stehen. Allerdings werde derzeit polit-medial in der Öffentlichkeit vor allem die Hypo Vorarlberg dafür kritisiert, dass sie das nicht habe kommen sehen und ihre Kredite angeblich zu fahrlässig vergeben habe. „Im Nachhinein wissen es eh immer alle besser“, so Grabher. Dass nicht nur die Hypo seit 2008 auch sehr gutes Geld mit Signa verdient habe, werde dabei gar nicht mehr beachtet.

Regionaler Fokussierung

Schlagende Risiken, die im Bankgeschäft immanent seien, würden dann zu teilweise absurden politischen Forderungen führen, wie etwa einer Verkleinerung der Bank und einen Fokus auf die Region Vorarlberg. „Ein solcher Schwenk würde den Wert der Bank massiv beeinträchtigen und damit auch indirekte Vermögensschäden bei den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern im Vielfachen der potenziellen Signa-Kreditausfälle verursachen.“

Ob bei der Kreditvergabe durch die Hypo Vorarlberg möglicherweise fahrlässig agiert wurde, könne im komplexen Bankgeschäft nur von Expertinnen und Experten beurteilt werden, ist Grabher überzeugt. Dass die vom Landtag beschlossene Prüfung durch den Landes-Rechnungshof eine ­bahnbrechende neue Erkenntnis bringen wird, glaubt Grabher eher nicht.

Von Günther Bitschnau/wpa