Kommentar

Bildung: Leider kein Platz im Wahlkampf

04.06.2024 • 18:47 Uhr
ABD0002_20181008 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema “Schule / Deutschklasse / Deutschfšrderklasse: Mit dem neuen Schuljahr starten auch die separaten Deutschfšrderklassen. In den Deutschfšrderklassen wird 15 bis 20 Wochenstunden nach eigenem Lehrplan Deutsch unterrichtet. In FŠchern wie Zeichnen, Musik oder Turnen findet der Unterricht allerdings gemeinsam mit SchŸlern der Regelklasse statt. […]
Das Bildungssystem in Österreich zu reformieren, wäre ein aufwändiger Prozess. APA/Techt

Dafür, dass wichtige bildungspolitische Entscheidungen einen so großen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft haben, findet das Thema im Superwahljahr wenig Beachtung. Ein Kommentar.

Wer dachte, der aktuelle EU-Wahlkampf sei intensiv, darf sich schon auf die Nationalrats- und Landtagswahl freuen. Dann werden sich die Spitzenkandidaten der großen Parteien wieder den drängendsten Fragen der Republik stellen. Recht wenig Platz findet dabei erfahrungsgemäß die Bildung.

Sperrige Themen wie die Gesamtschule bis 14, das Notensystem oder die individuelle Förderung der Schüler werden zumeist umgangen. Natürlich, sie anzugehen, wären kostenintensiv und es würde Jahre dauern, bis man die Ergebnisse an den Schulabsolventen sieht. Zudem ist der Großteil der mehr als 1,1 Millionen Schüler in Österreich unter 16 Jahre alt und damit nicht wahlberechtigt. Und mit den Stimmen der rund 120.000 Lehrer gewinnt man keine Wahl. Warum sollte man sich also als Partei mit diesem Thema beschäftigen?

Kurzum, weil Gesellschaft und Wirtschaft die Folgen einer mangelhaften Bildungspolitik zu spüren bekommen. Branchenübergreifend wird über zu wenig Personal geklagt. Potenziell herausragende Fachkräfte aber werden vom Leistungsdruck und einer auf Schwächen statt auf Stärken getrimmten Schule überholt. Solche Menschen stehen mit Anfang 20 ohne Abschluss und am Rand der Gesellschaft da.

Wünschenswert wäre, wenn solche Überlegungen Platz im Wahlkampf hätten, statt die immer kürzer werdende Aufmerksamkeitsspanne der Wähler auf Genderverbots-Debatten und ähnlich belanglose Themen zu lenken.