Migrantenboot vor Italien verunglückt – Prozess gegen Beamte

22.07.2025 • 08:46 Uhr

Ein Richter in Italien hat am Montag sechs Beamte – zwei der Küstenwache und vier der Finanzpolizei – vor Gericht geladen. Ihnen wird vorgeworfen, bei einem Schiffsunglück im Jahr 2023 nahe der südlichen Stadt Cutro fahrlässig gehandelt zu haben. Damals zerschellte ein aus der Türkei kommendes Holzboot in Sichtweite des Strandes an Felsen. Über 90 Migranten an Bord kamen ums Leben. Es handelt sich um eines der schwersten Schiffsunglücke in der jüngeren Geschichte Italiens.

Die Ermittler werfen den Beamten vor, durch Nachlässigkeit zur Katastrophe beigetragen zu haben. Konkret lautet die Anklage auf mehrfache fahrlässige Tötung. Der Prozess soll im Jänner 2026 beginnen.

Lega-Chef Salvini protestiert

Die Entscheidung der Justiz, die Beamten anzuklagen, löste umgehend politische Reaktionen aus. Der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini, früher für Migration zuständiger Innenminister und Chef der rechten Lega-Partei, kritisierte das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden scharf: “Ein einziges Wort: Schande. Sechs Beamte, die täglich ihr Leben riskieren, um andere zu retten, vor Gericht zu stellen – das ist eine Schande”, schrieb er auf X.

Bereits Ende 2023 wurden in einem getrennten Verfahren zu dem Fall drei Schlepper wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung mit Todesfolge zu Haftstrafen von bis zu 16 Jahren verurteilt. Das Schiffsunglück von Cutro hatte national wie international für Entsetzen gesorgt und die ständige Debatte über Umgang Italiens mit Migranten, die unter lebensgefährlichen über das Mittelmeer ins Land gelangen, noch einmal befeuert.