Wie sich Österreich zu einem Hochpreisland entwickelt hat

Preisabstand zu Deutschland und EU geht seit langem auf. Hohe Transparenz für Grundnahrungsmittel könnte in diesem Bereich Preiserhöhungen abmildern.
Der überraschende Anstieg der Inflation im April wird sich wohl auch auf die Teuerungsrate für das gesamte Jahr niederschlagen, erwartet Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Die zuletzt vom Wifo vorhergesagten sieben Prozent Preissteigerung werden wohl übertroffen. Felbermayr fordert von der Politik rasch Maßnahmen, damit der Preisunterschied zu den anderen Euro-Ländern, insbesondere zu Deutschland, nicht weiter wächst. Denn das würde die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs schmälern.
“Wir müssen jetzt sicherlich an vielen Hebeln ziehen, damit wir diesen relativ großen und leider auch wachsenden Inflationsunterschied zur Eurozone schließen”, so Felbermayr in der ZiB2 im ORF. “Dass der Abstand so groß ist zur Eurozone, muss uns schon zu denken geben”. Die Politik sollte nun über alle möglichen Eingriffe nachdenken, auch über Mehrwertsteuer-Senkungen oder Preisbremsen. Vor allem eine Mietpreisbremse wäre eine Chance.
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Veröffentlichung der Preise von Nahrungsmittel
Die von der öffentlichen Hand geregelten Preise müssten wohl auch nicht im Ausmaß der Inflation steigen, meint Felbermayr. Bevor man die Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel senkt, sollte man probieren, ob die Veröffentlichung der Preise der wichtigsten Nahrungsmittel dazu führen könnte, dass sie billiger angeboten werden.
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Österreich 2020 um fast 10 Prozent teurer
Österreich hat sich im Laufe der vergangenen 20 Jahre schrittweise zu einem hochpreisigen Land entwickelt. Die Inflationsrate lag regelmäßig höher als in Deutschland. Während 2003 das allgemeine Preisniveau in Deutschland und Österreich etwa auf gleichem Niveau lag, war Österreich 2020 um fast 10 Prozent teurer. Noch deutlicher wird der Unterschied beim Blick auf einzelne Warengruppen, etwa Nahrungsmittel.
"Haben ein Jahr bei der Inflationsbekämpfung versäumt"
Arbeiterkammer-Chefökonom Markus Marterbauer kritisiert massive Versäumnisse der Regierung bei der Inflationsbekämpfung. “Wir haben ein Jahr bei der Inflationsbekämpfung versäumt. Jetzt haben wir eine höhere Inflationsrate als Italien” so der AK-Experte und ergänzt: “Man muss eine Preisregulierung machen, wenn man die hohe Inflation nicht haben will.”
Bei den Energiepreisen hätte es für einen Eingriff in die Preise “jede Menge Ansatzpunkte gegeben”. Und auch bei der aktuellen Anpassung der Richtwertmieten hätte die Regierung handeln können. “Mieten sind ein Paradebeispiel, man hätte sich die aktuelle Erhöhung sparen können”, so Marterbauer am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Wichtig wäre eine Transparenz bei den Preisen, wie es sie etwa durch die Spritpreisdatenbank des Wirtschaftsministeriums gibt. Dann wäre es für die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) auch einfacher, gegen unbegründe
Abstand bei 20 Prozent
Diese waren vor 20 Jahren in Deutschland um drei bis fünf Prozent billiger. 2020 lag der Abstand bei 20 Prozent – auch wenn er 2021 und 2022 wieder zurückgegangen sein dürfte. Denn von etwa Mitte 2021 bis Mitte 2022 war die Teuerung in Österreich ausnahmsweise deutlich niedriger als in Deutschland, das gilt insbesondere auch für Nahrungsmittel. Seither haben sich aber die üblichen Relationen wieder normalisiert – mit einer zuletzt bis zu zwei Prozentpunkten höheren Inflation in Österreich.