Österreich

„Ich fühlte mich unglaublich hilflos“

17.01.2024 • 13:45 Uhr
Patricia T. schildert zum ersten Mal die bangen Minuten, als sie vom tragischen Unglück ihrer Familie erfuhr <span class="copyright">APA/BMI; KK/Privat</span>
Patricia T. schildert zum ersten Mal die bangen Minuten, als sie vom tragischen Unglück ihrer Familie erfuhr APA/BMI; KK/Privat

Nach dem Gondelunglück in Hochoetz dankt Patricia T., Mutter zweier Unfallopfer, allen Helfern.

Für Patricia T. war es der Schock ihres Lebens, als sie am Dienstag vor einer Woche einen Facetime-Anruf ihrer Tochter Sofia erhielt. Sie war zu Hause in Dänemark und glaubte zunächst an ein nettes Hallo aus dem Tirol-Urlaub. Stattdessen die Horrormeldung aus einer von einem Baum in die Tiefe gerissenen Gondel. „Ich fühlte mich so unglaublich hilflos, wie es wohl jede Mutter wäre. Mein erster Gedanke war, sofort aufzubrechen, um zu helfen, was ich nicht konnte, und Informationen zu bekommen, die ich nicht hatte“, schildert Patricia T. gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ die dramatischen Minuten nach dem Unglück.

Tägliche Krankenhausbesuche

Weil es an jenem Tag keine Anschlussflüge aus Dänemark mehr gab, verließen Patricia T. und ihr Lebensgefährte am Mittwoch um vier Uhr früh ihre Wohnung. In Tirol führte sie ihr erster Weg in die Klinik nach Innsbruck, wo ihre Tochter und ihr Ex-Mann medizinisch versorgt wurden. Dann ging es ins Spital nach Zams, wo Sohn Daniel und sein Onkel Peder in Behandlung sind. „Der Vorgang, alle schwer verletzten Familienmitglieder einmal am Tag sehen zu können und sich von den behandelnden Ärzten über ihre Genesung informieren zu lassen, wiederholte sich seit letzter Woche Mittwoch Tag für Tag“, sagt T. „Mein Freund und ich arbeiten in stressigen Jobs und müssen dabei viel organisieren. Das hat uns sehr dabei geholfen, als wir uns in den vergangenen Tagen um die Rückreise unserer Liebsten oder um Versicherungsfragen kümmern mussten“, meint die Mutter.

Erste Lichtblicke

Die schweren Verletzungen mit Knochenbrüchen im Gesicht, Brüchen der Rippen und Gliedmaßen, Einblutungen in Lunge sowie Gehirn und nebenbei die Sorge um den fehlenden Versicherungsschutz ihres Schwagers ließen Patricia T. beinahe verzweifeln. Am Montag der erste Lichtblick, als Tochter Sofia als erstes Familienmitglied das Krankenhaus verlassen durfte. „Noch am Nachmittag wurde mein Sohn Daniel operiert. Die OP ist soweit gut verlaufen. Abends durften wir dann Sofia abholen. Sie konnte dann ihren Onkel und Bruder in Zams besuchen“, berichtet die erleichterte Mutter. Man könne sich die sehr emotionalen Wiedersehensmomente vorstellen, sagt T. Allerdings: „Einige erinnern sich an nichts. Andere wiederum an jedes Detail.“ Weiterhin in sehr kritischem, wenngleich stabilem Zustand befindet sich Vater Michel. Die Ärzte an der Klinik in Innsbruck wollen ihn vorerst bis mindestens Ende dieser Woche in künstlichem Tiefschlaf behalten.

Der Grund, warum Patricia T. mit der „Tiroler Tageszeitung“ sprach, ist der Wunsch der Familie, Danke zu sagen. „Alle waren so professionell, hilfsbereit und mitfühlend“, betont die Mutter: „Vom Helikopterpilot über die Bahnen und den Tourismusverband bis zu den Schwestern und Ärzten in den Krankenhäusern: Sie haben meiner Familie das Leben gerettet.“ Bereits am Mittwoch wollen Bergbahnen und Ötztal Tourismus für den Krankentransfer von Peder aufkommen. Der Rücktransport von Sohn und Tochter wird einen Tag später per Air-Ambulance nach Dänemark erfolgen. Mittlerweile ist die neue Partnerin von Patricia T.s Ex-Mann ebenfalls in Tirol und wird hier vor Ort bis zu dessen Entlassung bleiben.