66 Vorarlberger Helden sind auf dem Weg nach Niederösterreich, um den Flutopfern zu helfen

Sie haben sich extra freigenommen und riskieren ihr Leben. Für die Einsatzkräfte der Vorarlberger Feuerwehren, die sich heute auf den Weg nach Niederösterreich gemacht haben, ist das eine Selbstverständlichkeit. Ihr Ziel ist es, die Hochwasser-Betroffenen mit aller Kraft zu unterstützen.
“Wenn der Rhein übergehen würde, kämen sie uns auch zur Hilfe”, ist sich Jürgen Hollenstein (38) sicher. Der Lustenauer ist einer von 66 Feuerwehrmännern, die sich am Montagmittag von Feldkirch auf den Weg nach Niederösterreich gemacht haben. Von Tulln aus werden sie alles in ihrer Kraft Stehende unternehmen, um den Hochwasser-Betroffenen zu helfen.
Schnell entschieden für die gute Sache
Als sein Piepser am Sonntagabend um 20:50 Uhr losging, begab er sich schnellstmöglich in Richtung Feuerwehrhaus. “Nachdem man uns die Sachlage erklärt hatte, habe ich mit meiner Frau gesprochen, die Sachen gepackt und mit meinem Arbeitgeber abgeklärt, ob ich für den Einsatz freibekomme”, berichtet der Heizwart. Hollenstein ist seit 2002 bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Mit Ausnahme der Schweiz war er noch nie außerhalb von Vorarlberg im Einsatz.

Bis zu 8000 Liter Wasser pro Minute
Der Lustenauer und seine sechs Kameraden führen eine Hochleistungspumpe mit sich, wie sie auch die Feuerwehr Thüringen besitzt: “Wir haben ein super Verhältnis zu ihnen und proben zweimal im Jahr gemeinsam.” Das Gerät kann 8000 Liter Wasser pro Minute pumpen. Ausgestattet mit einem Kettenantrieb und 70 Metern Schlauch, erlaubt es den Rettern, auch unter widrigen Umständen rasch zu arbeiten.

Ein Vater und seine zwei Söhne reisen mit
Oberlöschmeister Bernhard Hammerer aus Lustenau (51) fährt zusammen mit seinen Söhnen Tim (26) und Ben (22) nach Tulln. Gemeinsam mit ihren Kameraden werden sie ihre Feldbetten in einer Lagerhalle aufstellen. Die Einsatzkräfte bringen nicht nur Können, Bereitschaft und Material, sondern sogar eigenes Essen und Trinken mit. “Vor Ort wird uns dann der Einsatzleiter über die Lage und mögliche Gefahren aufklären”, berichtet Hollenstein. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. 48 Stunden lang werden die Feuerwehrmänner im Schichtbetrieb durcharbeiten. Danach werden sie von Kameraden abgelöst, und mit deren Reisebus den Weg zurück nach Westen antreten. Sollte es notwendig sein, wird die zweite Gruppe aus Vorarlberg am Sonntag von einer dritten abgewechselt.

Das Land bietet Hilfe an
Der Abfahrt ging ein Hilfeansuchen aus Niederösterreich einher. „Wir kennen solche Situationen aus der Vergangenheit selbst und sind in Vorarlberg gut ausgerüstet. Daher haben wir unsere Unterstützung angeboten. Mein großer Dank und Respekt gilt allen, die an der Koordination der Vorarlberger Unterstützung beteiligt sind und vor allem den Feuerwehrleuten, die sich bereiterklärt haben, in den Einsatz zu gehen“, bekräftigt Landeshauptmann Markus Wallner. Damit nimmt er Bezug auf das Hochwasser von 2005, als anhaltender Niederschlag in zahlreichen Gewässern für neue Höchstwerte sorgte und Schäden im Wert von rund 180 Millionen Euro verursachte. „Damals wurde uns geholfen. Jetzt geben wir retour“, erklärt der Landeshauptmann.

In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden alle Vorkehrungen getroffen, damit die Vorarlberger Einsatzkräfte aufbrechen können, berichtet Landesfeuerwehrinspektor Herbert Österle. So wurden in kürzester Zeit 66 Personen, 19 Fahrzeuge und elf Anhänger aus zwölf Feuerwehrgruppen mobilisiert. In zwei Züge aufgeteilt, werden sie von Bezirksfeuerwehrinspektoren Karl-Heinz Beiter aus Bludenz und Martin Kisser aus Dornbirn angeführt. Am Einsatz beteiligen sich die Feuerwehren aus Dornbirn, Göfis, Koblach, Langen bei Bregenz, Lauterach, Ludesch, Lustenau, Rankweil, Schwarzach, Thüringen, Wolfurt und die Betriebsfeuerwehr von LUF aus Thüringen.