In Watte packen oder Freiheiten geben: Ein Projekt gibt Eltern Tipps

Das Projekt “Obacht – damit ich sicher aufwachse” von „Sicheres Vorarlberg“ soll präventiv wirken. Denn Unfälle sind das höchste Gesundheitsrisiko von Kleinkindern.
Kinder- und Jugendfachärztin Cäcilia Kartnig-Weiß vom „Kinder Ärzte Zentrum Dornbirn“ ist im Arbeitsalltag oft mit einer wahrgewordenen Angst von Eltern konfrontiert: verletzte Kinder, die vom Wickeltisch, aus dem elterlichen Bett oder vom Kinderstuhl „Tripp Trapp“ gefallen sind. Das erzählte sie gestern bei einer Pressekonferenz von „Sicheres Vorarlberg“.
Laut Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher verletzt sich in Österreich etwa alle fünf Minuten ein Kind unter 15 Jahren schwer, sodass es im Krankenhaus behandelt werden muss.

Gefahr Smartphone
Kartnig-Weiß beobachtet, dass in den vergangenen fünf Jahren das Smartphone vermehrt die Eltern von Kleinkindern ablenkt und dies zu Unfällen führt. „Das Handy ist ein Multimediagerät und bietet extrem viel Ablenkung leider auch für die Eltern“, warnt die Ärztin. Kartnig-Weiß und auch andere Kinderärzte etwa auf der Geburtenstation sprechen deswegen aktiv die Eltern bei den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen auf das Projekt „Obacht – Damit ich sicher aufwachse“ von „Sicheres Vorarlberg“ an, welches auf derartige gefährliche Situationen aufmerksam macht.

So sollen durch Prävention tödliche und schwere Unfälle vermieden und Mut gemacht werden. Das Projekt versorgt Eltern mit dem wichtigsten Wissen in Sachen Sicherheit. Auf diesem Weg werden jedoch nicht nur die Eltern informiert. „Wir motivieren die Eltern, auch die Großeltern anzusprechen, weil die auch Mitbetreuungspersonen sind. Dort sind meistens Tabletten oder Hörgeräte nicht safe“, erklärt Kartnig-Weiß.
Halbjährliche altersgerechte Informationen
Die Ausführung und auch die bisherigen Informationen von „Sicheres Vorarlberg“ wurde nach einer zweijährigen Vorbereitungsphase überarbeitet. Neu ist beim Projekt im Vergleich zur früheren Tätigkeiten von „Sicheres Vorarlberg“ dazu: Es gibt nicht mehr das gesamte Wissen für alle Altersstufen in einem großen Paket, sondern die Informationen werden halbjährlich altersgerecht in Häppchen zur Verfügung gestellt. „Als Säugling braucht man noch keine Informationen über den Fahrradhelm und später ist man nicht mehr an Informationen über den Wickeltisch interessiert“, erklärt Mario Amann von „Sicheres Vorarlberg“.

Eltern können sich über einen QR-Code anmelden. Das ist für Elternteile mit einem Kind unter sechs Jahren möglich und ist kostenfrei. Die Plattform wurde am 1. Dezember 2023 eröffnet und es gab schon 455 Anmeldungen. Wer sich mit einem Neugeborenen anmeldet, wird zehn halbjährliche Ausgaben per Post oder per Mail passend zum Alter zugeschickt bekommen. Wer sich später anmeldet, bekommt noch die restlichen Informationen, bis das Kind sechs Jahre alt ist. Zusätzlich gibt es auch unter anderem einen Beißring, der als Maßstab gilt, welche Dinge vom Kind ferngehalten werden sollen – nämlich alle, die durch das Loch passen.

So ändern sich die Anforderungen an die Eltern je nach Alter und Situation. Es sei nicht in jeder Situation wichtig, die maximale Aufmerksamkeit zu haben, erklärt Kartnig-Weiß. Doch in bestimmten Situationen stehe und falle es mit der Aufmerksamkeit der Eltern, wie wenn der Säugling auf dem Wickeltisch liegt oder wenn man dem Dreijährigen das Schneiden eines Apfels mit dem Messer zeige. „Packe es nicht in Watte, aber sei vorsichtig“, ist ihr Rat.
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“Fernsehstar” Rosa
Der Medientermin fand am Esstisch bei Familie Fäßler zu Hause statt. Während das Projekt der Presse vorgestellt wurde, war im Hintergrund immer wieder ein Jauchzen der kleinen Rosa zu hören, die spielte. Sie war nicht nur zufällig anwesend: Mit ihren 15 Monaten ist sie schon das Werbegesicht des Projekts und wurde gestern auch als „Fernsehstar“ vorgestellt. Denn ein Werbespot mit Rosa soll auf das Projekt aufmerksam machen. Der Spot läuft unter anderem in Arztpraxen, bei einer Fast-Food-Kette oder am Fernsehbildschirm.
Ihrer Mutter Astrid Fäßler (37) liegt das Thema Sicherheit am Herzen. „Wir möchten, dass unter keinen Umständen unseren Kindern etwas passiert und alle Gefahren verhindern“, erklärt sie. Dafür kann sie aus den Informationen des Projekts einiges für sich mitnehmen: „Das Projekt ist super, weil es entsprechend der Entwicklungsstufe und des Alters die Tipps zur Verfügung stellt, die man in dem Moment auch wirklich braucht. Es sind viele kleine Tipps dabei, die man durch die Erwachsenenbrille gar nicht so im Fokus hat. Man ist froh, dass man darauf hingewiesen wird. Kleine Themen wie etwa Wasser, Garten, Küche.“