Momentaufnahmen mit Liebe zum Detail

31.01.2024 • 20:53 Uhr
Rafaela Pröll und Gerald Matt. <span class="copyright">Daniel Furxer</span>
Rafaela Pröll und Gerald Matt. Daniel Furxer

Unter großem Publikumszuspruch wurde die Fotoausstellung „Love and Date“ von Rafaela Pröll im Flatz Museum eröffnet.

Rafaela Pröll will die Menschen nicht nur fotografieren, sondern auf Augenhöhe mit ihnen agieren. „Meine Porträtfotos sind mehr als reine Fotoshootings. Es sind Dates, bei denen ich die Menschen, die ich fotografiere, näher kennenlernen will. So entsteht eine Vertrautheit und eine Kommunikation zwischen mir und dem Model, die man dann auf den Fotos sieht“, erklärt die Fotografin den ersten Teil des Ausstellungstitels. Gleichzeitig sei der Titel ein Kontrapunkt zum häufig gegenübergestellten Begriffspaar „Love and Hate“.

Die Ausstellung „Love and Date“ <span class="copyright">Daniel Furxer</span>
Die Ausstellung „Love and Date“ Daniel Furxer

Gelungene Neuausrichtung

Für die gebürtige Bregenzerin, die seit vielen Jahren in Wien lebt, ist es die zweite Einzelausstellung. Dem neu umgebauten und leicht adaptierten Flatz Museum, dass sich jetzt „Zentrum für Photographie“ nennt, konnte mit dieser Ausstellung nichts Besseres passieren. Eine der renommiertesten österreichischen Modefotografinnen gibt mit ihren Werken den Startschuss für eine gelungene Neuausrichtung und Vertiefung in Richtung zeitgenössischer Fotografie. Die Mode steht bei ihren Fotos jedoch nicht im Mittelpunkt, so wie sie sich in ihren Arbeiten sowieso der klassischen Katalogfotografie entzieht.
Die Porträtfotos, auf den unter anderem auch bekannte Persönlichkeiten wie Robert Menasse oder Erika Freeman abgebildet sind, wirken allesamt wie Filmstiles. „Man kann sich gut in die Momentaufnahmen hineinversetzen und ist aufgefordert, die Geschichte selbst weiterzuerzählen“, so Kurator Gerald Matt. Zwischen die Porträts mischen sich gelegentlich Architekturfotos – ein weiterer Schwerpunkt in Prölls Schaffen. Sie sind so angeordnet, dass sie in Beziehung zu den Porträts stehen und im Kontext eine Geschichte erzählen.

Prölls Werke im neugestalteten Flatz Museum <span class="copyright">Daniel Furxer</span>
Prölls Werke im neugestalteten Flatz Museum Daniel Furxer

Werke aus 23 Jahren

Viele Fotos bieten intime Einblicke in die Welt der Porträtierten, ohne dabei voyeuristisch zu sein. Jedes Porträt strahlt eine Würde und eine Einzigartigkeit aus, grelle Farben mischen sich mit Schwarzweiß-Fotografien und ergeben zusammen eine umfangreiche Werkschau ihrer Arbeit der letzten 23 Jahre.
Raffiniert hat Pröll auch eine Lockdown-Serie inszeniert, bei der sie auf ihren Spaziergängen mit Passanten ins Gespräch kam und deren Hunde mit der Pocketkamera fotografierte. Grell weiß leuchten die Augen der Hunde durch den Einsatz des Blitzes und wirken so etwas surreal und wie nicht von dieser Welt.
Zurück zum Film: Der aufmerksame Betrachter findet unter den Fotos auch eines des berühmten amerikanischen Independent-Regisseurs Jim Jarmusch. „Das war ein spannendes Date im Rahmen des Filmfestivals in Cannes. Er hat mir erlaubt, ein Foto von ihm zu machen, obwohl das sonst nicht seine Art ist. Er ist wirklich ein bescheidener Kerl“, beschreibt Rafaela Pröll abschließend ihr Filmidol.

Von Daniel Furxer