Millionenprozess nach Brand durch Rakete

Versicherung fordert in Zivilprozess 24 Millionen Euro nach Feuer in Rankweiler Industriepark. Beklagte junge Männer strafrechtlich von Brandstiftung freigesprochen.
Eine flach auf den Boden gelegte und dann in den Kunert-Industriepark in Rankweil abgefeuerte Silvesterrakete verursachte am 1. Jänner 2022 einen Großbrand mit einem Schaden von angeblich 43 Millionen Euro.
Die beiden unbescholtenen Angeklagten wurden im Strafverfahren im Mai 2023 am Landesgericht Feldkirch vom Vorwurf der Brandstiftung im Zweifel rechtskräftig freigesprochen. Denn der Schöffensenat wusste nicht, welcher der beiden Angeklagten die Neujahrsrakete gezündet und welche Rolle dabei der andere gespielt hat.
Eine Versicherung fordert nun in einem Zivilprozess am Landesgericht als Regress 24 Millionen Euro sowie hohe Zinsen von dem 22-Jährigen und dem 21-Jährigen. Vorerst hat die klagende Versicherung nur 50.000 Euro eingeklagt.
Nicht bezahlbar
Der Zivilprozess begann am vergangenen Donnerstag mit der vorbereitenden Tagsatzung. Zivilrichterin Larissa Bachmayer vertagte die Verhandlung für weitere Gespräche über eine gütliche Einigung. Denn die beteiligten Anwälte waren sich einig, dass die beklagten jungen Männer, deren Haftpflichtversicherungen Zahlungen verweigern, für den Fall einer zivilrechtlichen Verurteilung die hohen Forderungen nie bezahlen werden können. Sie könnten nicht einmal die Zinsen bedienen, meinten die Juristen.
An den strafrechtlichen Freispruch ist das Zivilgericht nicht gebunden. Zivilrechtlich genügt eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Haftung als unmittelbarer Täter oder als Mittäter, strafrechtlich ist eine mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit notwendig. Die Beklagtenvertreter bestreiten auch im Zivilprozess, dass die Beklagten die Rakete gezündet haben.
Geldstrafen
Schuldig gesprochen wurden die zu Geldstrafen verurteilten Angeklagten im Vorjahr im Strafprozess wegen grob fahrlässiger Gefährdung der körperlichen Sicherheit. Denn nach Ansicht des Schöffensenats haben sie rund 50 Sekunden vor dem Brand im Industriepark in der Nähe eine auf die Schweizer Straße in Rankweil gelegte Silvesterrakete angezündet, die von einem Zaun abprallte und bei einer Menschenmenge explodierte, aber glücklicherweise niemanden verletzte.
Zivilrechtlich geklagt wurden die türkischstämmigen Beklagten auch von einem geschädigten Textilunternehmen aus dem Industriepark. Der Zivilprozess hat bislang nicht begonnen. Die klagende Partei hat ihre Schadenersatzforderung vorerst auf 500.000 Euro eingeschränkt.