Das besondere Taxi: Mit dem Boot zu den Festspielen

09.07.2024 • 18:28 Uhr
Daniel Morscher
Ein besonderes Taxi: Das Seetaxi. Schwärzler

Daniel Morscher ist kein gewöhnlicher Taxifahrer: Sein Gefährt hat keine Räder. Er fährt Festspielgäste mit dem Boot nach Bregenz.

Am Vorplatz des Festspielhauses wird aktuell schon fleißig gewerkelt. Große Plakate erinnern daran: Ab nächster Woche wird die Oper „Der Freischütz“ auf der Seebühne gespielt. Der Parkplatz beim Festspielhaus ist voll, die Sonne und die Schulferien locken wieder vermehrt Leute an die Seepromenade.

Dort freut sich Daniel Morscher über das rege Treiben. Denn dieses Jahr hat nicht gut für den Bootsverleih-Betreiber gestartet: Auch er wurde von Umsatzeinbußen aufgrund des regnerischen Junis getroffen. Wie oft er dieses Jahr die 60 Boote am Steg lassen musste? „Es ist einfacher zu beantworten, wie oft wir offen hatten“, entgegnet der 42-Jährige. Das kann er an den Händen abzählen. „Wenn dir der komplette Juni ins Wasser gefallen ist, fehlt schon viel.“

Cindy Feurstein-Morscher oder Daniel Morscher mit Boote
Wasser ist sein Leben. Der Bodensee ist sein Büro. Hartinger

Der Betreiber des Bootsvermietung Bregenz und des Bootsverleihs in Hard bekommt immer noch täglich Anrufe von besorgten Kunden. Durch die mediale Berichterstattung über das Hochwasser hätten viele Sicherheitsbedenken, erzählt er der NEUE Vorarlberger Tageszeitung.

Doch er gibt Entwarnung: Mehr Wasser sei sogar besser, so bestünde nicht die Gefahr, dass die Boote in zu seichtem Wasser aufsitzen. Tragische Vorfälle hat er in seiner Berufslaufbahn noch nie erlebt – es ist höchstens mal jemand ins Wasser gefallen. Nichtschimmer bekommen sowieso eine Schwimmweste. Eine ernstzunehmende Gefahr sei hingegen Sturm – dann hat der Verleih gar nicht geöffnet.

Cindy Feurstein-Morscher oder Daniel Morscher mit Boote
60 Boote verleiht Daniel Morscher: 27 E-Boote, 27 Tretboote, fünf Motorboote. Außerdem hat er ein Seetaxi, bei dem er selbst am Steuer ist. Hartinger

Die Bregenzer Festspiele locken Touristen in die Landeshauptstadt. Der typische Festspielgast leiht laut Morscher jedoch kein Tretboot aus – diese nutzen eher Familien für den Badespaß. Wer nicht Festspielgast ist, leiht teilweise zudem die Elektro- und Tretboote aus, um den Sonnenuntergang auf dem Wasser zu genießen oder von weitem den Klängen der Oper zu lauschen. Zu nahe darf man jedoch nicht an die Bühne heranfahren, sonst bekommt man Ärger mit der Wasserpolizei. Diese verständigt Morscher zudem, wenn die Beamten eines seiner Boote in einem fremden Hafen finden. Manche Gäste würden diese einfach ausleihen und nie zurückbringen, erzählt der 42-Jährige.

Cindy Feurstein-Morscher oder Daniel Morscher mit Boote
Im Sommer verleiht er Boote und im Winter macht er diese wieder für den Sommer fit. Hartinger

Taxi auf dem Wasser

Doch der Bregenzer verleiht nicht nur Boote, sondern steuert auch selbst ein Motorboot – das Seetaxi. Es ist ein einzigartiges Konzept am Bodensee: Der 42-Jährige holt Festspielgäste bei den umliegenden Hotels im Dreiländereck ab, macht mit ihnen eine Ausfahrt und bringt sie dann zu den Festspielen. Er hatte auch schon einen bayrischen Minister an Bord.

Seine Geheimtipps für die besten Spots sind: Eine schöne Badebucht in Wasserburg und der Alte Rhein – dort überzeugt ihn die Natur und die vielen Vögel. Außerdem sind die Insel Mainau und umliegende Restaurants beliebte Ziele des Seetaxis. Die Gäste treten den Heimweg nach der Vorstellung aber in einem gewöhnlichen Taxi auf vier Rädern an – im Dunkeln ist es für ihn am See zu unübersichtlich.

Cindy Feurstein-Morscher oder Daniel Morscher mit Boote
Eine besondere Location für das Interview: Daniel Morscher beim Gespräch mit der NEUE. Hartinger

Von der Baustelle zum See

Wenn er auf Gäste warten muss, hüpft er zwischendurch auch mal ins Wasser. Denn er ist begeisterter Wassersportler. Der See ist von April bis Mitte Oktober täglich vom Vormittag bis Sonnenuntergang sein Büro. „Was gibt es Schöneres?“, schwärmt er von seinem Arbeitsplatz. Dabei weist er auf den täglichen perfekten Blick auf den Sonnenuntergang hin. Der braun gebrannte Bregenzer zählt wohl zu den wenigen Vorarlbergern ohne Vitamin-D-Mangel. „Ich creme mich täglich mit 50er-Sonnencreme ein und bekomme trotzdem einen Sonnenbrand“, sagt er lachend.

Cindy Feurstein-Morscher oder Daniel Morscher mit Boote
Daniel Morscher auf dem Elektorboot. Hartinger

In der Vergangenheit arbeitete er als Elektriker auf der Baustelle. Diese Fertigkeiten kann er weiterhin einsetzen – schließlich müssen die Boote repariert werden. Wenn der Verleih im Winter geschlossen ist, hat er immer noch nicht genug von Sonne und Wasser. Dann reist der leidenschaftliche Taucher und Surfer mit seiner Ehefrau Cindy Feurstein-Morscher und der gemeinsamen Tochter Lena ans Meer. Die zwei haben sich sogar das Ja-Wort am Strand in Miami gegeben. Ein Tattoo auf seinem Unterschenkel erinnert an diesen Tag.

Cindy Feurstein-Morscher oder Daniel Morscher mit Boote
Beim Interview mit der NEUE. Hartinger

Dritte Generation

Cindy Feurstein-Morscher ist im Bootsverleih aufgewachsen. Die 35-Jährige führt den Betrieb nun in dritter Generation. „Wir hoffen, dass Lena ihn auch irgendwann übernimmt“, meint Daniel Morscher. Das scheint nicht weit hergeholt zu sein: Wenn die Zweijährige zum Bootsverleih kommt, sind die ersten Worte: „Papa, Boot fahren!“