Politik

Eine bemerkenswerte Jobanzeige

22.10.2022 • 17:00 Uhr
Illwerke-Vorstand Helmut Mennel geht in Pension, Strom ist im Landhaus derzeit Chefsache.<span class="copyright">PATRICK SAELY/VKW;Marcel Hagen/VKW; Hartinger</span>
Illwerke-Vorstand Helmut Mennel geht in Pension, Strom ist im Landhaus derzeit Chefsache.PATRICK SAELY/VKW;Marcel Hagen/VKW; Hartinger

In der Chefetage der Illwerke soll ein Vorstand neu besetzt werden. Die Umstände sind mehr als ungewöhnlich.

Unbemerkt von der Vorarl­berger Öffentlichkeit suchen die Illwerke vkw seit Anfang Oktober einen neuen Vorstand. Die bei solchen Nachbesetzungen gängige große Stellenanzeige in Tageszeitungen des Landes fiel dabei aber ebenso aus wie die übliche Presseaussendung.

Unter den offenen Stellen auf der Webseite des Energieerzeugers finden sich beinahe 50 Jobangebote, vom Bauwirtschafter über die Küchenhilfe bis hin zur Nachwuchsführungskraft – doch die zu besetzende Vorstandsstelle sucht man auch dort vergebens. Dass einer der beiden VKW-Chefs nachbesetzt werden soll, ließ sich lediglich aus dem Amtsblatt der Wiener Zeitung und einem Inserat im Standard erfahren. Das entspricht den gesetzlichen Mindestanforderungen für die Ausschreibung von Leitungspositionen in staatsnahen Unternehmen. Doch damit beginnen die Sonderbarkeiten rund um diese Ausschreibung erst.

„Der Wortlaut der Ausschreibung wurde einstimmig vom Aufsichtsrat beschlossen.“

Ludwig Summer, Illwerke VKW Aufsichtsratsvorsitzender

Breiter Bewerberkreis

Die Ausschreibung unterscheidet sich deutlich von jener des Jahres 2012, mit der der aktuelle Vorstand Helmut Mennel gesucht wurde – er soll zur Überraschung vieler in Pension gehen. Damals hatte man für den Technikbereich der VKW ausdrücklich ein „abgeschlossenes technisches Universitätsstudium“ gefordert – nun reicht jeder Studienabschluss. Man habe diese Änderung vorgenommen, „um einen breiteren Bewerberkreis anzusprechen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Ludwig Summer auf NEUE-Anfrage.

Das verwundert angesichts der Zurückhaltung, mit der die Führungsstelle ausgeschrieben wurde. 2012 hatte man dieselbe Position noch viertelseitig in den „VN“ inseriert. Unklar ist auch, ob der neue Vorstand überhaupt noch für die Technik zuständig sein wird. „Änderungen in der Zuständigkeit behält sich der Aufsichtsrat vor“, heißt es in der Ausschreibung nun. Warum hat man nicht wie üblich die Stellenbeschreibung vorab definiert und dann die passende Person dafür gesucht? Vielleicht weil diese schon gefunden wurde und die Besetzung rasch und geräuschlos erfolgen soll.

Bereits bei der Nachbesetzung des Abteilungsvorstandes Regierungsdienste war in der Ausschreibung die Voraussetzung eines Jusstudiums entfallen, die Stelle ging dann auch an eine Nichtjuristin – die vormalige Büroleiterin des Landeshauptmannes.

„Der Wortlaut der Ausschreibung wurde einstimmig vom Aufsichtsrat beschlossen“, so Summer. Sie sei adaptiert worden, weil angesichts der Planungen rund um das Kraftwerk Lünersee II „die Erfahrung in der Entwicklung und Abwicklung von großen Wasserkraftprojekten von Vorteil“ sei.

Energie als Chefsache

Landeshauptmann Markus Wallner hat sich zuletzt angesichts der Energiekrise immer wieder öffentlich mit Strom- und Gasthemen auseinandergesetzt. Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink musste gar für ein Pressefoyer einspringen, weil Wallner sich beim Ausschuss der Regionen mit EU-Kommissar Johannes Hahn traf, um sich bei ihm für erleichterte regulative Konditionen für den Bau des geplanten Kraftwerks am Lünersee einzusetzen.

Gerüchte, wonach Wallner sich selbst auf die Stelle bewerben könnte, wolle man „nicht einmal kommentieren“, hieß es aus seinem Büro. Die Bewerbungsfrist endet jedenfalls mit 5. November.mber.