Spar-Pläne stoßen in Rankweil auf Widerstand

Ein geplantes Lebensmittelgeschäft im Rankweiler Zentrum lässt die Wogen hochgehen. Fehlende Unterlagen und ein negatives Gutachten sorgen für Kritik.
Spar möchte, nachdem man in den vergangenen Jahren im ganzen Land bereits etliche Eurosparfilialen eröffnet hat, seinen Expansionskurs in Rankweil fortsetzen. Im Ortskern soll ein Geschäft mit 1200 Quadratmetern entstehen. Doch dagegen regt sich nun nicht nur politischer Widerstand. Ein aktuelles Gutachten spricht sich gegen einen zusätzlichen Supermarkt im Rankweiler Zentrum aus.
Gutachten unter Verschluss
Das Cima-Gutachten sorgte schon im Vorfeld der Ausschusssitzung für Aufsehen, weil es den Mitgliedern nicht vorab zur Einsicht gegeben worden war. Im Ausschuss selbst wurde das Gutachten dann zwar vorgestellt, aber nicht ausgeteilt, womit die Marktgemeinde Rankweil gegen das Gemeindegesetz verstieß. Dieses sieht vor, dass Ausschussmitglieder „in die einschlägigen Akten und sonstigen Unterlagen“ Einsicht nehmen können. Die Grünen kritisieren in einer Aussendung das Fehlen von Unterlagen. Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall bedauert das. Auf NEUE-Anfrage erklärt sie, es handle sich um „ein Versehen, für das ich mich entschuldige.“

Die Grünen kritisieren am Projekt aber auch dass es „keine nachvollziehbaren Zahlen zur Verkehrsentwicklung“ gebe. „Die Bahnhofstraße ist als Begegnungszone für wenig Verkehr konzipiert. Und jetzt soll der Anlieferverkehr mit LKWs sowie die Tiefgaragenzufahrt und -abfahrt über diesen Weg erfolgen“ erklärt Landtagsabgeordneter Christoph Metzler, der auch Grüner Fraktionsobmann in Rankweil ist.
Achse Rauch-Spar-ÖVP
Im Ortskern von Rankweil gibt es derzeit unter anderem eine Metzgerei und eine Bäckerei. In Gehweite befinden sich außerdem ein Adeg, ein Spar und ein Sutterlüty. In Richtung Sulz gibt es noch einen weiteren Sutterlüty-Standort und einen türkischen Lebensmittelmarkt. An der Grenze zu Feldkirch stehen schließlich eine Lidl-Filiale und ein Billa-Plus (ehemals Merkur), den demnächst ebenfalls Sutterlüty übernehmen will.
Rankweil ist mit Lebensmittelflächen tendenziell überversorgt, allerdings eine der wenigen Gemeinden in Vorarlberg, in denen Spar bisher keine dominante Stellung einnimmt. In Rankweil vermutete man hinter den Expansionsplänen weniger das tiefe Bedürfnis nach einem Nahversorger im Ortskern, als die traditionell starke Achse zwischen dem örtlichen Obstpresser Rauch, der Spar-Dynastie Drexel und der regierenden Volkspartei.
Geringes Bevölkerungswachstum
Hinzu kommt, dass Rankweil im Gegensatz zu den meisten anderen Gemeinden in der Region in den vergangenen Jahren nur ein moderates Bevölkerungswachstum erlebt hat und bei der Einwohnerzahl bald von Götzis überholt werden könnte. In der Marktgemeinde sei in den vergangenen Jahren nicht um so viel mehr Kaufkraft entstanden, wie ein zusätzlicher Supermarkt brauchen würde, erklären die Kritiker. Metzler fürchtet, dass anstelle des neuen Eurospars ein anderer Einzelhändler zusperren wird müssen. Der Kaufkraftindex lag im Jahr 2020 laut einer im Vorjahr präsentierten Kaufkraftstudie des Landes in der Marktgemeinde mit 101 zwar leicht über dem Bundesschnitt (100) aber hinter Götzis (106) und Feldkirch (110). Auch diese Untersuchung war von der Cima durchgeführt worden.
Das Gutachten zum geplanten Eurospar fällt laut den Kritikern entsprechend negativ aus – die NEUE hat ein Auskunftsbegehren über dessen genauen Inhalt gestellt. Die Opposition hat durchgesetzt, dass es eine fachliche Prüfung gibt, zweifelt nun aber daran, dass man sich an die Ergebnisse halten wird. Vom Gutachter heißt es auf Anfrage, er könne sich aus vertraglichen Gründen nicht äußern.
Bereits stark gewachsen
Im Einzelhandel verzeichnete Rankweil zwischen 2001 und 2020 eine Zunahme an Verkaufsflächen um 8450 Quadratmeter – mehr als Bregenz oder Dornbirn im selben Zeitraum zulegten. Mit insgesamt 29.900 Quadratmetern verfügt die Gemeinde damit über mehr Einzelhandelsflächen als Hohenems (28.200 Quadratmeter) oder Götzis (23.700 Quadratmeter).
Gleichzeitig nahm der Anteil der Verkaufsflächen im Ortskern von 21 Prozent im Jahr 2001 auf 14 Prozent im Jahr 2020 ab. Unter den größeren Gemeinden Vorarlbergs hat nur Hohenems noch weniger Innenstadtverkaufsflächen (13 Prozent). Der sinkende Flächenanteil im Rankweiler Zentrum ist auch auf den Neubau des Einkaufszentrums „Passage 22“ an der Peripherie zurückzuführen. Dank solcher Betriebsansiedlungen zählt Rankweil laut der früheren Cima-Studie zu den sechs leistungsstärksten Einzelhandelsstandorten Vorarlbergs.
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Die Versorgungslage ist dort so hoch, dass Rankweil neben Feldkirch die einzige Gemeinde im Bezirk ist, die Kunden über die Region hinaus anlockt. Den Umlandgemeinden wurde von Cima damals eine Stärkung ihrer Nahversorger empfohlen – Rankweil selbst habe hingegen Gestaltungsspielraum bei sonstigen Waren und Sortimenten. Die Studie attestierte Rankweil zwar Nachholbedarf bei der Ortskernentwicklung, schätzte aber die Notwendigkeit für noch mehr Verkaufsflächen für Waren des täglichen Bedarfs als „gering“ ein.
„Aufgrund der negativen Auswirkungen auf den Einzelhandel in Rankweil und der Region sowie den massiven Verschlechterungen beim Verkehrsaufkommen sprechen wir uns gegen die erforderliche Handelsflächenwidmung aus“, so Metzler.