„Es ist eine Frechheit, dass Leute nicht wählen gehen“

Mit der NEUE spricht GAS über den Sieg der FPÖ, Alltagsrassismus, den Dornbirner Bahnhof und warum sie nicht mehr „Black Beatles“ heißen.
Der Wahlsieg der FPÖ bei der Nationalratswahl vergangenen Sonntag beschäftigt ganz Österreich. Auch die Mitglieder der Band GAS machen sich Sorgen, um den Rechtsruck des Landes. „Irgendwie habe ich gewusst, dass es so kommt. Man sieht es ja auch am Beispiel von Amerika, wie blöd die Leute sind. Das ist ein Witz. Leute wählen diese Partei aufgrund radikaler Aussagen“, resümiert Great Inyieng, einer der beiden Hauptakteure der Band. „Ich finde das sehr schade. Ich glaube, dass viele Leute nicht wählen gegangen sind, ansonsten hätte die FPÖ die Wahl nicht gewonnen. Das ist eine Frechheit“, so Great weiter.

Angst vor der Landtagswahl
In Bezug auf die Landtagswahl ist der junge Musiker gespannt: „Es verwirrt mich, in welche Richtung die Menschen gehen wollen. Die Österreicher wollen ihr Land wieder, was sie ja eigentlich schon haben. Es gibt so viele Menschen, die hierherziehen und einen positiven Einfluss auf das Land haben. Ohne diese Leute geht es gar nicht. Es gibt genauso schlimme Österreicher.“ Er findet, man muss den Menschen Chancen geben. „Man kann nicht Menschen, die seit Jahren hier leben, sich angestrengt haben und die Sprache gelernt haben, mit denen, die negativ auffallen, in einen Topf werfen. Ich finde das schrecklich.“

Auch die Mitglieder von GAS sind immer wieder von Alltagsrassismus betroffen. „Wir versuchen einfach positiv zu bleiben“, sagt Great. Eines der Mitglieder wohnt direkt am Dornbirner Bahnhof und bekommt tägliche, bzw. wohl eher nächtliche Polizeieinsätze hautnah mit.
Die Anfänge
„Das Ganze hat eigentlich aus Versehen angefangen“, beginnt Great die Geschichte der Band zu erzählen. „Begonnen hat alles im Jugendtreff OJAH in Hohenems, vor ungefähr fünf Jahren“, erinnert sich Aisosa Enemingue, das zweite Gesicht der Band. „Du hast damals schon immer auf deinem Laptop recorded und Lieder aufgenommen“, schmunzelt Great.

Aus Neugierde begleiteten Great und Stephan, ein weiteres Mitglied der Band, ihn dann ins Tonstudio. Der Produzent ließ sie gemeinsam aufnehmen, die Chemie stimmte sofort.
Black Beatles
Die jungen Männer fingen an, sich mit dem Thema Bandnamen auseinanderzusetzen. „Unser erster Bandname war ‚Black Beatles‘. Das wäre aber auf Dauer für Vorarlberg too much gewesen“ lachen die beiden. GAS ist die Kombination aus den Anfangsbuchstaben der Gründer der Band: Great, Aisosa, Stephan und Sam, dem DJ.
“Unser erster Bandname war ‚Black Beatles‘. Das wäre aber too much für Vorarlberg gewesen.“
Aisosa Enemingue, Musiker
GAS besteht aber aus weitaus mehr Mitgliedern als nur Great, Aisosa, Stephan und Sam. „Bei Auftritten sind dann alle dabei. Wir wissen nie genau, wer alles kommt“, so Aisosa. „Man könnte auch sagen, wir sind wie eine Marke. Das Gesicht der Marke sind wir beide, Aisosa und ich. Es sind aber weitaus mehr Leute an der Band beteiligt. Es ist ein bisschen wie eine Familie“, ergänzt Great. Vor Auftritten probt, wer Zeit hat. Die Bühnenshows sind mehr oder weniger immer improvisiert, weil im Vorhinein nie klar ist, wer alles dabei ist.

„Durch die vielen Auftritte, sind wir perfekt aufeinander abgestimmt. Jeder weiß ungefähr, wie es ablaufen wird. Man kennt sich, wie man sich in einer Familie kennt. Wir wissen, wie es geht“, erzählt Great. Allein im Jahr 2023 tourte die Band mit über 15 Auftritten durch ganz Europa.
Vor dem Spiegel geprobt
„Vor der Zeit, in der wir angefangen haben aufzutreten, haben wir allein in einem Raum vor einem großen Spiegel geübt. Wir haben einfach unser Ding gemacht“, erinnern sie sich zurück. Durch diese Proben baute sich die Band das Selbstvertrauen für ihre späteren Bühnenauftritte auf. Mittlerweile touren sie überall im deutschsprachigen Raum: Deutschland, Schweiz, Österreich und auch in Liechtenstein.
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Ein fixes Tonstudio hat die Band nicht. Sie wollen so viel wie möglich ausprobieren, sind momentan auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. „Von Feldkirch und Dornbirn, über Wien, haben wir überall unsere Produzenten“, erzählen die Musiker. Vor allem aber nehmen sie bei Jherip Productions in Feldkirch auf.

Eine klare Definition für die Musik findet Great unpassend. „Unsere Musik ist einfach einzigartig. Das sollte eigentlich ein eigenes Genre sein“, lachen sie. Privat hören sie von HipHop, über Afro und Rap durch die Bank alles. „Man nimmt Inspiration aus allem“, findet Aisosa.
Die Liedtexte beinhalten Situationen aus dem alltäglichen Leben. „Je nachdem, wie wir uns im Moment des Schreibens fühlen. Je nach Stimmung kommen unterschiedliche Texte zustande, das merkt man auch in jedem Song“, so Aisosa.
15 Lieder sind es bis dato an der Zahl. Die bisher veröffentlichten Songs sind allesamt Singles, das nächste große Projekt für die Mitglieder der Band heißt daher Studioalbum.
Sich einfach trauen
„Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man auftritt und Menschen sieht, die einen Song durchgehend mitsingen können“, erzählt Aisosa. Die Gruppe lebt für die Bühne. „Wir haben immer unser Ding gemacht. Wir waren immer die Jungs, die sich einfach getraut haben. Ich glaube, dass das für viele aus der Vorarlberger Musikszene eine Inspiration ist“, resümiert Great. „Das würde ich auch jungen Künstlern so auf den Weg mitgeben: Macht euer Ding. Wenn du jeden Tag überlegst, was dein Nachbar über dich denkt, wirst du es zu nichts bringen.“ In Zukunft wollen die jungen Männer sich auch in der Musikszene außerhalb vom Ländle einen Namen aufbauen. „Man kann uns nicht mehr wegnehmen, was wir uns aufgebaut haben.“
„Wenn du jeden Tag überlegst, was dein Nachbar über dich denkt, wirst du es zu nichts bringen.“
Great Inyieng, Musiker und Model
Aber auch außerhalb der Musikszene macht sich Great Ingieng einen Namen: Er modelt für bekannte Namen, wie Calvin Klein und Off-White. Auch auf der Pariser Fashion Week lief er dieses Jahr mit. In Vorarlberg bekommt man ihn auf der Modeschau der Herbstmesse in Dornbirn zu sehen. „Hin und wieder kommt es vor, dass ich wegen eines Fluges einen Auftritt verpasse, aber grundsätzlich lassen sich Musik und Modeln gut vereinbaren“, schmunzelt das Bandmitglied.
„Der größte Erfolg ist für mich, dass wir das Ganze jetzt schon so lange durchgezogen haben und dass es auch wirklich was Ernstes geworden ist. Am Anfang hat uns keiner ernst genommen, wir haben bewiesen, dass wir das können“, so Great.

Am 16. November ist die Band unter anderem auch im Conrad Sohm bei der Talente Open Stage zu sehen und zu hören.