Politik

Schüler fragen, der Bildungsminister antwortet

15.05.2025 • 19:26 Uhr
Schüler fragen, der Bildungsminister antwortet
Die NEUE baute die Fragen der Schülerinnen und Schüler in das Minister-Interview ein.. hartinger

Bei der Eröffnungsfeier am Gymnasium Schoren gab die NEUE Schülerinnen und Schülern vor Ort die Möglichkeit, ihren Anliegen und Wünsche an Bildungsminister Christoph Wiederkehr heranzutragen.

Das waren sehr gute Fragen“, lobte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) nach dem Interview die Schülerinnen und Schüler. Bei der Eröffnungsfeier des neuen Schultrakts am BRG/BORG Schoren am Donnerstag sprach die NEUE vorab mit Schülerinnen und Schülern vor Ort und fragte sie nach ihren Wünschen und Anliegen an den Bildungsminister. Im Anschluss wurden die inhaltlich durchwegs hochwertigen Fragen in das Minister-Interview eingebunden.

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Für die Eröffnungsfeier nahm sich der Bildungsminister auf seinem Antrittsbesuch in Vorarlberg Zeit. hartinger

Eröffnung der Erweiterung. Seit Juni 2023 waren die Erweiterungsarbeiten am Gymnasium in Schoren in Gang. Acht zusätzliche Klassenzimmer, zwei Lerninseln und neue Pausenflächen inklusive Terrasse für die Nachmittagsbetreuung umfasst der seit Oktober 2024 fertiggestellte und nun eröffneten Umbau, der des Gymnasiumsgebäude um ein drittes Obergeschoss erweitert. In das Projekt investierte die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) 9,5 Millionen Euro.

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“Full House” im BRG/BORG Schoren. Bei der Eröffnungsfeier gab es auch Auftritte der Schulband und der Schulchors zu bestaunen. hartinger

Für die Eröffnung waren neben dem Bildungsminister auch der Dornbirner Bürgermeister Markus Fäßler (SPÖ), BIG-Geschäftsführer Gerald Beck, der Vorarlberger Bildungsdirektor Heiko Richter und zahlreiche weitere Gäste aus dem Bildungsbereich vor Ort.

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Die Schlüsselübergabe mit Direktor Reinhard Sepp und den prominenten Gästen. hartinger

Die Fragen der Schüler

„Es gibt sehr gute Schüler bei uns, die sich in einem spezifischen Fach schwertun. Die verlieren ein oder zwei Jahre, weil sie in Mathe oder Deutsch Probleme haben“, kritisiert Leander Stadler. „Kann man an einem System arbeiten, das mehr auf Stärken der Schüler eingeht?“, will er vom Minister wissen.

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Leander Stadler (7. Klasse) hartinger

„Das Modell gibt es, das nennt sich modulare Oberstufe“, führt Wiederkehr aus. „Die Schulen haben die Möglichkeit, diese Schulform selbst zu wählen.“ Das Gymnasium Schoren habe viel von dieser Autonomie schon in Anspruch genommen und eigene Schwerpunkte gesetzt, erklärt er weiter.

Mehr Budget für die Bildung

Dass Bildung einen höheren Stellenwert in der Politik hat, wünschen sich Lukas Ramsbacher, Emma Berktold und Magdalena Hollenstein. „Im Budget sollten mehr finanzielle Mittel für Bildung enthalten sein“, fordern die drei Sechstklässler.

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v.l.:Magdalena Hollenstein, Emma Berktold und Lukas Ramsbacher (6. Klasse) hartinger

„Das ist gar nicht so einfach, denn das Budget in Österreich muss saniert werden“, antwortet Wiederkehr. „Ich bin allerdings froh, dass rund 450 Millionen Euro zusätzliches Geld im heurigen Bildungsbudget durch die Verhandlungen ermöglicht wurde. Damit können wir beispielsweise die Sprachförderung verstärken“, erklärt der Bildungsminister.

Kreativer Freiraum im Schulunterricht

Mehr Möglichkeiten für kreativen Freiraum und weniger Frontalunterricht wünschen sich Amelie Schwendinger und Mathilda Reis.

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v.l.: Mathilda Reis und Amelie Schwendinger (5. Klasse) hartinger

„Ich finde es begrüßenswert, Freiräume im Unterricht für moderne Pädagogik zu schaffen“, sagt Wiederkehr. „Hier am Standort ist es ein besonderer Schwerpunkt, über die Schulautonomie hat man einen besonderen Fokus auf musikalische Ausbildung gelegt und das sollte weiterverfolgt werden“, lobt er das Gymnasium Schoren.

Finanzbildung und politische Bildung im Lehrplan

Schulsprecher Emil Schmalfuß formuliert zwei Wünsche: „Zum einen ist Finanzbildung in der Oberstufe wichtig. Zum anderen wäre eine Generalüberholung der Matura und der Lehrpläne ein wichtiges Anliegen, mit einem Fokus auf politische Bildung.“

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Schulsprecher Emil Schmalfuß (8. Klasse) hartinger


„Da bin ich ganz beim Schulsprecher“, antwortet Wiederkehr. „Wir reformieren deshalb jetzt gerade die Lehrpläne für die AHS-Oberstufe. Ein Ziel davon ist, die Finanzbildung stärker zu implementieren und ein zweites Ziel ist ein Schwerpunkt für politische Bildung.“

Ausnahmeregel innerhalb des Handyverbots

“Ich wünsche mir eine Ausnahme vom Handyverbot in der Unterstufe, um digitale Mitschriften im Unterricht zu ermöglichen“, sagt Luka Kolanovic.

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Luka Kolanovic (6. Klasse) hartinger

„Das ist heikel, denn ob am Handy mitgeschrieben oder auf WhatsApp gechattet wird, ist sehr schwer festzustellen“, zeigt sich der Bildungsminister skeptisch. „Es gibt aber die Möglichkeit, ein Notebook oder Tablet für die Mitschriftzu verwenden, das nicht mit Social Media verbunden ist“, ergänzt er.

NEUE-Interview

Der Bildungsminister stellte sich auch den Fragen der NEUE, unter anderem zum Handyverbot, Gewalt an Schulen und Deutschförderung.

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Wiederkehr im Gespräch mit der NEUE. hartinger

Das Handyverbot an Schulen ist seit dem 1. Mai in Kraft. Wie fiel das erste Feedback aus?
Wiederkehr: Ich bin sehr zufrieden, denn die Einführung des Handyverbots hat reibungslos funktioniert, wurde von den Schulen gut übernommen und stärkt den Lehrpersonen den Rücken, damit Unterricht und Pause bis zur 8. Schulstufe wirklich handyfrei sind. Das dient einer besseren Konzentrationsfähigkeit, besseren Leistungen und einem besseren sozialen Miteinander. Da sehen wir schon erste Ergebnisse. Schüler, die vorher negativ eingestellt waren, haben mir geschrieben, dass sie jetzt überzeugt sind, weil mehr miteinander geredet wird.

Gibt es auch negative Rückmeldungen?
Wiederkehr: Die gibt es auch. Es wurde viel und kontrovers diskutiert. Es sind nicht alle dafür, aber die negativen Rückmeldungen sind weniger geworden und das positive Feedback von Eltern, Lehrern und Schülern überwiegt.

Vergangene Woche machte ein Video von Gewaltszenen an einer Feldkircher Mittelschule Schlagzeilen. Wo wollen Sie gegen Gewalt an Schulen ansetzen?
Wiederkehr: Gewalt hat an Schulen keinen Platz. Schulen müssen angstfreie Räume sein, sowohl für Schüler, als auch für das pädagogische Personal. Deshalb haben wir viele präventive Programme initiiert, beispielsweise gemeinsam mit der Polizei oder externen Personen, die an Schulen kommen, um Gewaltprävention zu betreiben. Wenn etwas passiert, sollen die Lehrpersonen auch wissen, wo sie Unterstützung bekommen – etwa durch Sozialarbeit oder Schulpsychologie.

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Gewalt an Schulen hat keinen Platz, betont der Bildungsminister. hartinger

Wie gehen Sie das Thema Deutschförderung an? Sind Deutschklassen, bei denen getrennt vom Klassenverband gelernt wird, das richtige Mittel?
Wiederkehr: Bei der Deutschförderung geht es um zwei Dinge: Das Erste ist ausreichende Ressourcen, das Zweite ist, den Schulen Freiheit zu geben. Den ersten Punkt haben wir in den ersten zwei Monaten schon abgearbeitet. Im nächsten Schuljahr wird es 1300 Lehrkräfte für die Deutschförderung geben, das ist eine Verdoppelung. Am zweiten Thema arbeiten wir gerade, wie wir den Schulen hier mehr Entscheidungsfreiheit geben. Ich glaube, es ist allgemein gut, auf die Schulautonomie zu setzen.

In Ihrer Heimatstadt Wien machen Kinder mit islamischem Glaubensbekenntnis die größte Gruppe in den Volks- und Mittelschulen aus. Damit einher gehen häufig Probleme wie Antisemitismus, LGBTIQ-Feindlichkeit oder eine Ablehnung der Gleichstellung, was Populisten sich zunutze machen. Was wollen Sie dagegen unternehmen?
Wiederkehr: Kulturelle Konflikte nehmen in Klassenzimmern leider zu. Deshalb ist es wichtig, eine gemeinsame Wertebasis einzufordern. Ich habe deshalb vor, ein eigenes Fach zur Demokratiebildung in den Mittelschulen und der AHS-Unterstufe einzuführen, damit unabhängig von der Religionszugehörigkeit gemeinsame Grundwerte geteilt und gelernt werden.

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Das Gespräch fand in einem der neuen Klassenzimmer im neuen Schultrakt statt. hartinger

Sind im neuen Doppelbudget genügend finanzielle Mittel für den Bildungsbereich eingeplant?
Wiederkehr: Ich bin angesichts der budgetär angespannten Lage des Landes zufrieden mit dem Bildungsbudget, weil es die Grundlage schafft für die Aufholjagd, die mein politisches Ziel ist, um die Leistung der Schüler zu verbessern und die Chancengerechtigkeit zu steigern. Wir haben einerseits zusätzliche Mittel von über 450 Millionen Euro, auf der anderen Seite leisten wir auch einen Beitrag zur Konsolidierung in Höhe von 76 Millionen Euro, die wir einsparen, hier insbesondere in der Verwaltung.

Im Wahlkampf haben die Neos mit großen Reformen im Bildungsbereich geworben. Wie weit sind Sie in der Umsetzung?
Wiederkehr: Wir haben sehr viel vor, weil es auch notwendig ist. Denn Bildung ist das Wichtigste in unserer Gesellschaft und wir sehen, dass wir besser werden müssen: Wenn es zum Beispiel um die Chancengerechtigkeit geht, dass alle Kinder die besten Bildungschancen verdient haben, wenn es um eine Stärkung der Elementarpädagogik geht oder auch um eine Stärkung der Sprachförderung. All das sind Themen, die mir besonders wichtig sind und die wir auch politisch umsetzen werden. Wir haben über 80 Projekte im Regierungsprogramm vereinbart, die wir sehr konsequent abarbeiten werden.