Gibt es zu kurze Kleidung in der Schule? Schülerinnen fordern Gleichberechtigung

Wenn mit Beginn des Sommers die Temperaturen ansteigen, flammt in Schulen das Thema der Kleiderordnung wieder auf. Die NEUE hat sich unter Schülerinnen und Absolventinnen in Bregenz umgehört.
Wenn die Temperaturen so ansteigen, wie sie es momentan in Vorarlberg tun, beginnen alle zu schwitzen. An heißen Tagen greifen viele Menschen zu kürzerer Kleidung, seien es kurze Hosen, T-Shirts, Röcke oder Kleider. Dass bei weniger Stoff unweigerlich auch mehr Haut zu sehen ist, lässt sich kaum umgehen.
In Schulen führt das Kleidungsthema jedoch jedes Jahr mit Beginn des Sommers zu Diskussionen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen.
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Mädchen fühlen sich diskriminiert, wenn sie ermahnt werden, ihre Schultern zu bedecken, oder ihnen nahegelegt wird, dass die kurze Hose mindestens bis unter die Knie gehen muss. Sie fordern Gleichberechtigung mit Jungen, denen solche Kleiderordnungen oftmals verwehrt bleiben. Aber wie freizügig dürfen sich Schülerinnen in der Schule kleiden? Die NEUE hat sich in Bregenz nach Schulschluss umgehört. Dabei sind sich eigentlich alle Schülerinnen einig: Man sollte selbst entscheiden dürfen, was man trägt.
Nicht bauchfrei
Emilia und Anita kommen gerade aus der HLW Marienberg. Die beiden 15-Jährigen sind froh, dass es den meisten Lehrpersonen egal ist, was die Schülerinnen tragen. „Einzig eine Lehrperson hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass man keine bauchfreie Kleidung tragen sollte“, sagt Emilia. Sie sind sich aber einig, dass Regelungen zur Länge der Kleidung nicht gut wären. „Natürlich sollte man nicht mit einem riesigen Ausschnitt zur Schule kommen, kurze Hosen oder schulterfreie Oberteile sollten aber kein Problem sein“, finden die Beiden. „Das, was Jungs anziehen dürfen, sollten Mädchen auch tragen dürfen.“ Sie würden sich wünschen, dass diese Regelungen für alle Schulen gelten.
Auch die 13-jährige Ida ist dieser Meinung. Ihre Freundin Maya und sie besuchen das Bundesgymnasium Gallusstraße in Bregenz. Sie erzählen, dass es bei den Schülerinnen der Oberstufe Regelungen gäbe, nicht aber bei ihnen in der Unterstufe. „Ich finde, jeder sollte sich so kleiden dürfen, wie er oder sie sich wohlfühlt“, sagt Maya. „Mit Kleidung kann man Kreativität ausdrücken.“ Die beiden Schülerinnen sind der Meinung, man könne unter einem Rock auch eine kurze Hose tragen. Man würde sich dadurch selbst wohler fühlen und sei automatisch etwas bedeckter.

Eine ähnliche Meinung haben Schülerin Emma und ihre Freundin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Die beiden Schülerinnen besuchen das Bundesgymnasium Blumenstraße in Bregenz. Sie sind froh darüber, dass eine Kleiderordnung bei ihnen an der Schule kein Thema ist. „Man sollte sich natürlich nicht zu freizügig kleiden, das ist unnötig. Ich finde es aber nicht schlimm, wenn man in einem bauchfreien Shirt zur Schule kommt“, sagt Emma. Sie würde sich eine einheitliche Regelung an allen Schulen wünschen, die besagt, dass man tragen dürfe, was man wolle.
“Kein größeres Thema”
Sophia-Marie und Hannah studieren bereits, doch ihre Schulzeit liegt noch nicht allzu lange zurück. Sie absolvierten das Bundesgymnasium Gallusstraße. „Ich finde nicht, dass es diesbezüglich Regelungen braucht“, findet Sophia-Marie. „Das Argument, dass sich männliche Schüler oder Lehrkräfte dadurch irritiert fühlen würden, ist nicht schlagkräftig. Da sollte der Fehler nicht bei uns Mädchen gesucht werden“, sind sie sich einig.

Die beiden würden sich eine allgemeine Regelung wünschen. „Entweder alle oder gar niemand, sonst fangen die Schülerinnen an, sich untereinander zu vergleichen.“ Leonie Kaufmann ist ebenfalls Schulabsolventin, sie besuchte die HLW Marienberg. „Ich verstehe den Vergleich, der von der Schule oft zum Arbeitsplatz gezogen wird zwar, aber wenn es heiß ist, kann ich gut nachvollziehen, dass man kurze Kleider trägt. Man muss bedenken, dass der Heimweg noch dazu kommt, hier ist man der Hitze ausgesetzt. Ich finde es wichtig, dass man an heißen Tagen kurze Kleidung tragen darf“, sagt sie.
Schöbi-Fink setzt auf respektvolles Miteinander
Aus dem Büro der zuständigen Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink heißt es dazu: „Die Kleiderordnung an den Schulen stellt derzeit kein größeres Thema dar. Das zeugt von respektvollem Miteinander und einer verantwortungsbewussten Schulgemeinschaft.“ Schöbi-Fink zeige sich zuversichtlich, dass die Schulleitungen dieses Thema weiterhin mit Fingerspitzengefühl und umsichtig im Blick behalten würden.