„Es ist ein frischer Wind und Neuanfang“

Neven Subotic ordnet die Situation bei Altach und seine Rolle ein.
Sie sind nun genau seit sieben Wochen beim SCR Altach. Wie fällt Ihr erstes Fazit nach dieser durchaus turbulenten Phase aus?
Neven Subotic: Meine Hoffnung war, dass ich hierherkomme, eine Herausforderung vorfinde und eine motivierte Mannschaft, die willig ist zu lernen. All das habe ich vorgefunden. Wir haben in der Zeit etwas Pech gehabt. Im letzten Spiel hatten wir aber auch das Quäntchen Glück, um das Spiel zu gewinnen, und haben deutlich gemacht, dass wir zum Ende der Saison noch mal Kraft in uns gefunden haben. Und auch die Qualität, um etwas Positives aus unserer Ausgangslage zu machen.
Wie wichtig waren denn die beiden Siege aus den letzten drei Duellen aus psychologischer Sicht?
Subotic: In der Situation bedeuten drei Punkte sehr viel, weil wir uns einen Befreiungsschlag erarbeiten wollten. Und es ist auch eine Bestätigung für unsere Trainingsleistungen. Es ist wichtig, dass wir uns selbst für die guten Leistungen belohnt haben. Bei vielen Spielen hätten wir uns schon Punkte verdient und haben dennoch eine gute Leistung gezeigt. Das ist die richtige Antwort auf die Situation, in der wir uns befinden.
Sie haben bereits einen Trainerwechsel mitgemacht. Was hat sich dadurch verändert?
Subotic: Einiges. Die zentrale Figur in jeder Mannschaft ist der Trainer. Der kann mit der Aufstellung, Spieler- und Systemwechsel neue Energie hineinbringen. Wir hatten zuvor vieles versucht. Manchmal weiß man selbst nicht, wieso etwas klappt. Und dann macht man etwas anderes, und dann funktionieren sogar alte Dinge. Wenn ich an das Tor gegen den WAC denke, wie wir das erspielt haben, das war klassisch Pastoor. Manchmal braucht es einen Trainerwechsel, um eine neue Dynamik hineinzubekommen. Bisher sind wir zufrieden mit der Ausbeute.

Neo-Trainer Damir Canadi hat also vieles, aber jeweils nur Kleinigkeiten verändert.
Subotic: Im Fußball kann man nur Kleinigkeiten verändern, aber diese bilden dann eine größere Sache ab. Es sind schon ein paar andere Spieler, die nun in der ersten Elf sind. Das System ist auch ein anderes. Es gibt ein paar Vorgaben, die anders sind als bei Pastoor. Es ist einfach ein frischer Wind und ein Neuanfang, der sich auch so anfühlt. Bei dem man allerdings nicht bei null anfängt, sondern auch viel mitnimmt, was Pastoor hineingebracht hat.
Canadi hat angekündigt, euch den unbedingten Siegeswillen wieder einimpfen zu wollen. Das hat offenbar funktioniert.
Subotic: Bisher läuft es gut. Da kann man so eine Aussage bestätigen. Ein paar Übungen im Training haben sicherlich auch das Ziel, ergebnisorientiert eine Lösung zu finden. Mir persönlich gefällt der Mix zwischen taktischen und psychologischen Herausforderungen, die man in ein Training hineinbringt. Ich würde nicht sagen, dass wir davor keinen Siegeswillen hatten. Aber wie das häufig ist, man verändert eine Kleinigkeit, die sich auch psychologisch in einem Neustart äußert.

Heute trefft ihr auf die SV Ried, die sich in einer Formkrise befinden. Erwartet ihr euch ein Duell, in welchem der Kampf dominiert?
Subotic: Ich muss zugeben, dass ich nicht viel über die Mannschaft weiß, außer das, was ich diese Woche mitbekommen habe. Für mich ist klar, es ist Profifußball. Das wird nicht nur aus Spaß betrieben, sondern man ist sich der Verantwortung dem Verein und Fans gegenüber bewusst. Es ist klar, dass sie mit neuer Energie herauskommen möchten. Es kann sein, dass die ganz verrückt starten. Dafür müssen wir bereit sein.
Hat die Formkrise des Gegners irgendeinen Einfluss auf die eigene Heransgehensweise an dieses Duell?
Subotic: Zu 90 Prozent fokussieren wir uns auf das, was wir machen möchten. Aber klar ist das Spiel etwas anders, wenn man gegen eine Mannschaft in Topverfassung spielt, als wenn man gegen eine Mannschaft spielt, die gerade neun Spiele in Folge nicht gewonnen hat. Da müssen wir schauen, welche Chancen sich ergeben, und es ist sicherlich so, wenn wir sie zu Fehlern zwingen, dass sie nicht vor Selbstvertrauen strotzen. Das Selbstvertrauen kann nicht da sein. Auf der anderen Seite kommt ein neuer Trainer (Co-Trainer Andreas Heraf, Anm.), und da kann es sein, dass sie befreit auflaufen.
Bei Ihrer Ankunft im Rheindorf haben Sie auch ein persönliches Ziel formuliert: Wenn Sie gehen, sollen die Spieler langfristig von Ihrer Anwesenheit profitiert haben. Wie nah sehen Sie sich diesem Ziel gekommen? Was konnten Sie bereits weitergeben?
Subotic: Es ist ein sehr hohes Ziel, und es wäre einfach dargestellt, wenn nach sieben Wochen schon ein Erfolg ersichtlich wäre. Ich glaube, dass es diese Monate dauern wird. Aber ich versuche, jeden Tag meinen Teil dazu beizutragen, dass meine Erfahrung bei den Mitspielern ankommt. In persönlichen Gesprächen vor allem oder in Situationen auf und neben dem Platz. Diese Gespräche führe ich eigentlich täglich. Diesen Beitrag habe ich weiterhin im Fokus.

Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Ist eine Verlängerung im Bereich des Möglichen, oder ist es auszuschließen?
Subotic: Das würde ich niemals ausschließen. Es ist immer im Bereich des Möglichen, und der Fußball hat schon wunderschöne Geschichten geschrieben. Ich fokussiere mich darauf, hier ein schönes Kapitel in meiner Fußballgeschichte zu schreiben. Ich kann auch sagen, dass es sehr viel Spaß macht, mit der Mannschaft und dem Trainer hier zu sein. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass wir diese Beziehung bis zum Ende der Saison dahin bekommen, dass beide sehr stolz und zufrieden mit dieser Partnerschaft sind. Das ist dann auch der Moment, wo man dieser Frage nachgehen würde.
Abschließende Frage: Gibt es ein Ziel für die nun anstehende Qualifikationsrunde über den Nichtabstieg hinaus?
Subotic: Das ist Vorgabe des Trainers, Sportdirektors und der Vereinsleitung. Als Spieler ist mein Ziel immer, zu träumen und die Ziele so hoch zu stecken, dass sie ungreifbar erscheinen. Dann ist man nie dran, und versucht, aus sich herauszuwachsen. Doch ich kenne meine Funktion innerhalb der Mannschaft, und das ist nicht, Ziele vorzugeben, sondern sich auf die Ziele, die erstellt werden, zu fokussieren.