Sport

Auf der Suche nach den letzten Prozenten

27.06.2021 • 08:39 Uhr
Maximilian Hammerle hofft beim Rad auf Unterstützung von Mitstreitern. <span class="copyright">privat</span>
Maximilian Hammerle hofft beim Rad auf Unterstützung von Mitstreitern. privat

Am Samstag startet Maximilian Hammerle beim Ironman auf Lanzarote.

Es sind kleine Bewegungen und Schritte, mit denen sich ein Triathlet seinem Ziel immer weiter annähert. Zuerst im Schwimmen, dann im Radfahren und zum Abschluss im Laufen. Es sind aber auch die kleinen Schritte, mit denen sich ein Triathlet verbessert. Bei dem fortwährenden Prozess der Entwicklung können selbst minimale Verbesserungen zu großen Änderungen im Ergebnis führen.
Der Wolfurter Maximilian Hammerle richtete seine Vorbereitung genau nach der Suche nach diesem Optimierungspotenzial aus. Am kommenden Samstag steht beim Ironman in Lanzarote der erste Saisonhöhepunkt auf dem Programm. Dann sollte der 28-Jährige, der gerade am Freitag seinen Geburtstag feierte, unter Beweis stellen, wie weit ihn diese Suche bereits getragen hat.

In St. Pölten holte sich Maximilian Hammerle die Form für den Ironman auf Lanzarote. Dort soll das Ticket für Hawaii folgen.  <span class="copyright">gepa</span>
In St. Pölten holte sich Maximilian Hammerle die Form für den Ironman auf Lanzarote. Dort soll das Ticket für Hawaii folgen. gepa

Der Weg zum Durchbruch

Da der Sportler vom Verein Triathlonclub Dornbirn bereits beim Team Vorarlberg sich seine Sporen als Radler verdiente und in seiner Jugendzeit als Leichtathlet aktiv war, ist und bleibt das Schwimmen die größte Hürde. „Für mich ist Schwimmen der Weg zum Durchbruch. Aber das ist noch ein längeres Projekt und geht sicher noch zwei oder drei Jahre. Aber ich sollte es zumindest schaffen, weiter vorne aus dem Wasser zu kommen“, erklärt der Athlet. Bei einem Blick auf seine Anfänge wird dabei klar, dass er bereits große Sprünge genommen hat.
Zu Beginn seiner Triathlonkarriere vor drei Jahren waren ihm die Massenstarts noch völlig fremd. Die Positionskämpfe in den ersten Metern ließen bei ihm sogar so etwas wie Angst aufkommen. Diese ist längst verflogen. Nun geht es um das Feilen an der Technik.
Dazu hat er sich die Hilfe der ehemaligen Olympiateilnehmerin Jördis Steinegger geholt, die ihn allerdings nur aus der Ferne anleiten kann. Sowohl Trainingstage bei ihr in der Steiermark als auch ein Trainingslager in Frankfurt mussten aufgrund der Corona-Bestimmungen verschoben werden.

Das große Ziel vom 28-Jährigen heißt weiterhin Hawaii. <span class="copyright">hartinger</span>
Das große Ziel vom 28-Jährigen heißt weiterhin Hawaii. hartinger

Harte Trainingspläne

Dennoch investierte Hammerle in der Vorbereitungsphase viel Aufwand in die erste Disziplin. „Da hatte ich so harte Trainingspläne, dass ich für die anderen beiden Sachen etwas kaputt war. Die sind dann zu kurz gekommen“, konkretisiert er es. Bei der Mitteldistanz in St. Pölten vor rund einem Monat profitierte er von diesem Training und zeigte eine für ihn ansprechende Schwimmleistung. Beim letzten Test vor Lanzarote machte allerdings ein zu kleiner Anzug Schwierigkeiten. Auf der Kanarischen Insel sollte dies allerdings nicht ins Gewicht fallen, dürfen die Athleten doch dort auf ihre Neoprenanzüge setzen.
Und der Vorarlberger wird mit einer klaren Vorstellung in den Atlantik steigen. Acht oder neun Minuten Rückstand sollen es nach den 3,8 Kilometern auf die Spitze sein, mehr nicht. Einen solchen Rückstand würde er sich zutrauen, im Wettkampf noch wettzumachen. Noch viel entscheidender wird aber sein, mit wem er aus dem Wasser steigt.

Die Laufform sieht Hammerle als seine große Stärke an. Dort will er Zeit gut machen. <span class="copyright">privat</span>
Die Laufform sieht Hammerle als seine große Stärke an. Dort will er Zeit gut machen. privat

Geringere Wattleistung

Zwar sind keine Gruppenbildungen auf dem Rad erlaubt und ein Mindestabstand von zwölf Metern gefordert, doch selbst dann ist die Luft noch vom Vordermann verwirbelt. Dies resultiert in einer geringeren Wattleistung, die aufgebracht werden muss. „In einer Gruppe mit sechs Leuten, wenn man an der letzten Position fährt, dann fährt man 100 Watt weniger als der Erste in der Gruppe“, schätzt Hammerle die Maximalwerte. Bei rund fünf Stunden Fahrzeit, 180 Kilometern Distanz und 2500 Höhenmetern kann dies erheblich ins Gewicht fallen. Hinzu kommt ein psychologischer Vorteil, wenn man Mitstreiter direkt vor sich hat und nicht im Niemandsland unterwegs ist. Und so hofft Hammerle, mit guten Radfahrern aus dem Wasser zu kommen.
Doch selbst in diesem Optimalfall wäre die Spitze wohl noch nicht einzuholen. Dafür stimmt den Wolfurter die eigene Form auf den zwei Rädern zu pessimistisch, wie er erklärt: „Ich kann nicht fünf Stunden voll auf Zug fahren, sonst versaue ich mir den Marathon.“ Zwar verfügt der Triathlet über eines der modernsten Zeitfahrräder, die Abstimmung und das Finden der optimalen Position dauert aber noch an. Der Fokus in der Vorbereitung auf das Schwimmen beschleunigte diesen Vorgang zudem nicht. Daher musste er zuletzt auch darauf achten, nicht alles den Minuten im Wasser unterzuordnen. „Meine Stärken sind das Rad und der Lauf. Es wäre schade, wenn ich mich im Schwimmen um eine Minute verbessere, dafür aber im Lauf fünf Minuten langsamer bin. Und ins Schwimmen muss man viel investieren, um eine Minute herauszuholen“, führt es Hammerle aus.

Seine Form holte sich der Vorarlberger in der Heimat. <span class="copyright">serra</span>
Seine Form holte sich der Vorarlberger in der Heimat. serra

Vierte Disziplin

Über die abschließenden 42 Kilometer im Lauf traut sich der Athlet zudem einiges zu. In der dritten Disziplin stimmt ihn auch die Form positiv. „Nach dem Halbmarathon hätte ich noch locker weiterlaufen können. Die zweite Laufrunde war auch schneller als die erste. Das gibt mir Zuversicht für die Langdistanz. Wenn ich so einen Tag wie in St. Pölten erwische, dann kann der Lauf brutal gut werden“, frohlockt er.
Dabei half auch ein Vorschlag vom Physiotherapeuten. Früher durchlief Hammerle die Verpflegungsstation und schnappte sich nur das Nötigste. Das Problem dabei, die Flüssigkeit schwappte oftmals bereits während des Laufs heraus. Mittlerweile stoppt der Ausdauerathlet, um für genügend Energiezufuhr zu sorgen. Es sind eben kleine Schritte zur Verbesserung. Diese können dann aber einen großen Einfluss nehmen. Überhaupt beschreibt der Profi die Ernährung als vierte Disziplin.
Doch in dieser wird er den Rückstand aus dem Schwimmen nicht wettmachen können. Im Lauf traut er sich diese Leistung allerdings zu. „Beim Marathon nehme ich mir eine Zeit von 2:40 Stunden vor. Wenn das klappt, wären sicher zehn Minuten drinnen“, erklärt Hammerle. Um die Bedingungen noch extremer zu gestalten, hofft der Vorarlberger auf eine heißen Tag. Denn dann wird es ein richtiges „Ausscheidungsrennen“, in dem er für sich Vorteile sieht.

Beim Wechsel verlor Hammerle zuletzt etwas Zeit. <span class="copyright">GEPA</span>
Beim Wechsel verlor Hammerle zuletzt etwas Zeit. GEPA

Ziel Hawaii

Die ganze Plackerei wird rund 8 Stunden und 40 Minuten in Anspruch nehmen. Eine genaue Zeit möchte sich Hammerle nicht als Ziel nehmen, vielmehr entscheidet die Platzierung über Freud oder Leid. „Eigentlich ist mein Ziel die Qualifikation für Hawaii, und es gibt zwei Tickets. Daher ist klar, was ich erreichen muss“, formuliert Hammerle seinen großen Traum. Noch sind kaum Tickets für den weltweit bekanntesten Ironman auf der Vulkaninsel im Pazifik vergeben. Deshalb ist auch das Starterfeld in Lanzarote mit Top-Athleten gespickt.
Dem Wolfurter ist sehr wohl bewusst, dass sein Ziel für viele Außenstehende äußert hochgegriffen scheint. Gerade da er selbst erst vor drei Jahren mit dem Triathlon startete. An Selbstvertrauen mangelt es ihm allerdings nicht, dennoch weiß er es richtig einzuschätzen: „Ich werde nicht hingehen können und mir das Ticket abholen. Ich muss einen richtig starken Tag haben, und es muss alles zusammenpassen. Etwas Glück braucht es auch. Aber ich gehe so hin, dass ich mir das Ticket zutraue.“
Lanzarote bleibt nicht die einzige Chance, eine Teilnahme am Event im Oktober zu ergattern. Bei der European Championship in Frankfurt am 15. August gehen gleich vier Tickets an Läufer, allerdings wird das Starterfeld dort nochmals hochklassiger ausfallen. Spätestens dann zeigt sich, ob sich Hammerle seinen Traum vom Start auf Hawaii erfüllen kann. Und spätestens dann wird sich auch beweisen, ob die vielen kleinen Schritte bereits für genügend Verbesserungen sorgen konnten. Vielleicht beweist sich das aber auch schon auf Lanzarote.