EHC Lustenau zieht sich in Amateursport zurück

Der Lustenauer Eishockeyverein EHC Lustenau steigt aus freien Stücken aus der Alps Hockey League aus.
Es ist eine Entscheidung, die das Vorarlberger Eishockey zumindest auf Zeit maßgeblich verändert: Der EHC Lustenau kehrt mit Ende der laufenden Saison der mindestens semiprofessionellen Alps Hockey League den Rücken und macht aus freien Stücken den Schritt zurück in den Amateursport. Weil, wie es EHC-Boss Herbert Oberscheider gegenüber der NEUE nannte, er keine Nachhaltigkeit in der Alps Hockey League mehr erkennen könne. „Wir sind inzwischen bei einem Budget von rund 1,3 Millionen Euro angekommen, 300.000 Euro davon gehen in den Nachwuchs, aber mittlerweile benötigt es etwa eine Million Euro, um realistischerweise um die Play-off-Plätze mitzuspielen.“ Der eigentliche Gedanke der Alps Hockey League in ihrer Geburtsstunde im Frühjahr 2016 sei es gewesen, bei überschaubaren Kosten dem Nachwuchs eine Plattform zu geben. Im EHC-Kader stehen zwar auch in dieser Saison annähernd 20 Spieler aus Vorarlberg, fast alle davon kommen aus dem eigenen EHC-Nachwuchs. Aber die Konkurrenzfähigkeit leidet von Jahr zu Jahr mehr, außerdem ist der Spielplan auf über 50 Spiele angewachsen – ein Pensum, das selbst Halbprofis an ihre Grenzen führt, und gerade für die Nachwuchsspieler, die fast alle noch zur Schule gehen, eigentlich nicht mehr mit ihrer Ausbildung vereinbar ist.
Grundlegende Probleme
Die grundlegenden Probleme der länderübergreifenden Alps Hockey League sind schnell erklärt: Während die AlpsHL in Österreich die zweite Spielklasse ist, ersetzt die Liga in Italien und Slowenien die erste Liga, bei den italienischen Topklubs wie Cortina, Ritten oder Sterzing wird daher massiv Geld investiert, noch dazu haben die italienischen Klubs auch nach einer Gesetzverschärfung weiterhin Steuervorteile gegenüber der Liga-Konkurrenz. Zuletzt investierten aber auch der EC Kitzbühel und die Zeller Eisbären im großen Stil und konnten so sogar Spieler holen, die durchaus eine Perspektive auf die Ice Hockey League gehabt hätten. Und dann ist da eben der Spielplan, der bis zu 61 Spiele umfassen kann – die ausgegliederte österreichische Meisterschaft der Alps Hockey League gar nicht mitgerechnet. „Der Aufwand in der Alps Hockey League ist enorm. Nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch. Aus sportlicher Sicht ist dieser immense Aufwand einfach nicht mehr vertretbar, weil mir und uns im EHC-Vorstand einfach die Nachhaltigkeit dieser Liga fehlt“ erklärt Oberscheider und betont: „Wenn man die Leute auf der Straße fragen würde, wer im Vorjahr Meister in der Alps Hockey League geworden ist, dann würden ziemlich sicher nicht mal eingefleischte Fans die Antwort wissen, weil die Liga in ihrer jetzigen Form einfach nicht mehr funktioniert. Die Alps Hockey League hat sich in eine völlig falsche Richtung entwickelt, deshalb machen wir jetzt einen Schritt zurück.“ Die Pläne für die neue Multifunktionsarena wollen die Lustenauer vorantreiben, um dann in ein paar Jahren zwei Schritte nach vorne machen zu können. Währenddessen steht die Nachwuchsarbeit zusammen mit Dornbirn, Hohenems und Widnau als Rheintal-Future im Vordergrund. Die erste Mannschaft wird wahrscheinlich in der drittklassigen ÖEL antreten.