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Vorarlberg hat einen Tischfußball-Weltmeister

26.02.2025 • 12:26 Uhr
Vorarlberg hat einen Tischfußball-Weltmeister
Klaus Hartinger

In Dornbirn wurde im Jänner des letzten Jahres der einzige Tischfußballverein in Vorarlberg gegründet. Die Mitglieder sind Anfänger, Fortgeschrittene und Nationalspieler. Trotz großer Bekanntheit beinhaltet diese Sportart etliche Facetten, die bei oberflächlicher Betrachtung nicht gleich ersichtlich sind.

Die meisten kennen es, haben es selber einmal mehr oder minder erfolgreich versucht. Zu schnell geht es dem Einen, ein Anderer traut sich gar nicht erst, sich der Herausforderung zu stellen. Und der nächste bezeichnet sich, meist recht schnell, als Meister aller Klassen. Die Rede ist von Tischfußball. Lange nur als Kneipensport verschrien, erfreuen sich die rasanten Partien am Fußballtisch auch abseits des Nachtlebens stetig wachsender Beliebtheit.

Auch in Vorarlberg gibt es einige Enthusiasten, die sich zum Zwecke der Ausübung ihres favorisierten Ballsports im Januar des letzten Jahres zum einzigen Tischfußballverein im Ländle zusammengeschlossen haben. Die NEUE am Sonntag war bei einem Training der „foos4arlberg“ im Jugendtreff Arena in Dornbirn dabei.

Vorarlberg hat einen Tischfußball-Weltmeister
Weltmeister Christian Bernegger, Natalie Krieg und Robert Euler (v.l.). Klaus Hartinger

Anerkannte Sportart

Manch einer mag sich fragen, warum man beim Tischfußball von einem Sport spricht, denn eine körperliche Ertüchtigung scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt gegeben zu sein. „Tischfußball ist in Österreich seit zwei Jahren eine anerkannte Sportart. Unser Ziel ist die Anerkennung für Olympia, aber das wird noch dauern. Aber wir sind auf einem guten Weg,“ erzählt Christian Bernegger, seines Zeichens Gründungsmitglied der „foos4arlberg“, Österreichischer Nationalspieler und Tischkick-Weltmeister. „Ich habe die genaue Zahl nicht im Kopf, aber in etwa 28 Ländern auf der ganzen Welt sind wir anerkannt,“ ergänzt Natalie Krieg. Auch sie ist Nationalspielerin, geht für die Schweiz auf „Torejagd“ und ist Präsidentin der Dornbirner Tischkicker.

Österreich und die Weltelite

Der Tischfußballsport ist organisiert wie jede andere Sportart auch. Es gibt einen Weltverband, darunter die einzelnen Landesverbände. In Österreich heißt dieser Tischfußballbund Österreich (TFBÖ). Und der Standort Österreich zählt mittlerweile zur Weltelite was das Tischkicken anbelangt. Klar, man stellt auch das Weltmeisterteam, dem wie erwähnt auch Christian Bernegger angehört. „Wir sind 2022 in Nantes Weltmeister geworden, haben eine große Überraschung geschafft. Wir wurden sogar in die Hofburg eingeladen und wurden von Bundespräsident Alexander van der Bellen ausgezeichnet. Österreich ist generell einer der besten Standorte für Tischfußball weltweit. Drei Leute der Top-Ten Einzelrangliste spielen in unserer Liga. Unter anderem auch der beste Spieler der Welt, der US-Amerikaner Tony Spredeman“, erzählt Bernegger sichtlich stolz.
Sein weibliches Pendant, die deutsche Weltmeisterin Linh Tran hat vor kurzem in einem Interview gesagt, es wäre recht unklug zu versuchen, mit dem Torwart ein Tor zu schießen. Natalie Krieg hat das am eigenen Leib erfahren, hat sie doch schon gegen sie gespielt: „Ja, das stimmt. Wenn man gegen sie spielt, ist das wirklich unklug, weil sie den Ball umgehend wieder zurück ins Tor befördert“, erzählt die 32-Jährige lachend.

Tischfussballverein "foos4arlberg" Dornbirn
Christian Bernegger (r.) mit der Österreichischen Tischfußball-Nationalmannschaft bei einem Spielchen mit Bundespräsident Alexander van der Bellen in der Hofburg. Privat

Starke Vorarlberger

„Wir haben in Vorarlberg eine lange Geschichte was Tischfußball anbelangt. Wir waren schon in den 2000er Jahren das beste Bundesland Österreichs, haben schon damals Staatsmeisterschaften ausgetragen und waren immer gut vertreten. Wir im Verein sind jetzt sozusagen die junge Generation und sind international bei großen Turnieren dabei. Dazu muss erwähnt werden, dass wir nach der Gründung in der zweiten Bundesliga eingestiegen sind und auf Anhieb den Aufstieg geschafft haben. Momentan sind wir auf Platz fünf von zehn, unser Ziel ist es eines Tages Champions League zu spielen,“ erklärt Bernegger die ambitionierten Pläne.

Vorarlberg hat einen Tischfußball-Weltmeister
Das Training findet jeden Montag ab 18 Uhr im Jugendtreff Arena in Dornbirn statt. Jeder Interessierte ist Willkommen. Klaus Hartinger

Alle zwei Jahre wird eine Weltmeisterschaft, die nächste im Juni im Spanischen Saragossa, ausgetragen. Natürlich sind Bernegger und Krieg wieder mit von der Partie. Sie gehören dabei zu über 1000 Spielern die an einem Wochenende an rund 150 Tischen in einer Halle um die begehrte Trophäe, meist in Form eines gesponserten Preisgeldes, mitspielen. Die Teilnehmer kommen aus rund 50 Nationen. Starke Länder sind neben Österreich die USA, Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Letztere haben laut Krieg die am stärksten wachsende Tischfußballszene weltweit. Alleine in Hamburg gibt es etwa 8000 registrierte Spieler.

Die Reisen zu den Großveranstaltungen werden aus privater Kasse finanziert, ergeben aber auch die Möglichkeit, die Welt kennenzulernen. „Ja, man kommt schon herum. Letztes Jahr waren wir in Paris, am nächsten in London und dann in Hamburg. Man kann schon ein bisschen die Welt erkunden im Rahmen des Tischfußballs. Wenn man ein gutes Turnier spielt, geht man mit einem kleinen Taschengeld nachhause, oder zumindest ist die Reise bezahlt. Manchmal schaut etwas heraus, manchmal nicht. Dann hatte man zumindest einen netten Urlaub,“ sagt Christian Bernegger.

Vorarlberg hat einen Tischfußball-Weltmeister
In der Arena Dornbirn wird trainiert und auch die Konkurrenz bei internationalen Turnieren beobachtet. Klaus Hartinger

Ein ganzes Regelbuch

Ein ganzes Regelbuch. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme gibt es beim Tischfußball sehr viele Regeln, ja ein ganzes Regelbuch. Vorweg: Die gängigsten Kneipenregeln gelten nicht. So darf man natürlich mit der Mittelfeldreihe Tore schießen. Und Treffer die man mit dem Torwart erzielt, gelten nicht doppelt. Um das Spielgeschehen voranzutreiben, hat man auf jeder Stange nur begrenzt Zeit, um die gewünschten Aktionen durchzuführen. „Ich kann mir nicht Minutenlang Zeit lassen. So habe ich in der Mitte 10 Sekunden, in der Abwehr- und Sturmreihe 15 Sekunden. Und auch das ‚Durchdrehen‘ ist strikt untersagt,“ klärt Bernegger auf. Die Einhaltung der Regeln wird von eigens ausgebildeten Schiedsrichtern überwacht. Darüber hinaus gibt es fünf verschiedene Varianten des Spieltisches, und jedes Team muss sich für einen entscheiden.

Regeln hin oder her. Was ist denn nun die Faszination am Tischfußball, die so viele Menschen um den Erdball in ihren Bann zieht? „Es ist eine Mischung aus absolutem Fokus und der Spielkomponente. Man taucht in das Spiel ein, du konzentrierst dich nur auf das Spiel und den Ball. Man vergisst alles, was rundherum passiert. Es ist ein super Ausgleich. Auch die Spieler-Community ist großartig. Ich freue mich immer auf die Turniere zu fahren und die Leute zu treffen. Man kennt sich mittlerweile, wir sind Gegner und Freunde zugleich“, sagt Natalie Krieg über ihren Sport. „Ich habe einen stressigen Job, für mich ist Kickern der ideale Ausgleich. Du stehst vier Stunden am Tisch und merkst es nicht. Auch das Einstiegslevel ist recht gering, fast jeder hat es irgendwann einmal probiert,“ erklärt Robert Euler. Der 32-Jährige ist Schriftführer der „foos4arlberg“ und übt den Sport seit sechs Jahren aus. Ein Ziel ist, da sind sich alle drei einig, den Tischfußball vom Bar-Sport der breiten Masse zugänglich zu machen.

Tischfussballverein "foos4arlberg" Dornbirn
Bei einer Weltmeisterschaft rittern über 1000 Spieler an 150 Tischen um den begehrten Titel. Klaus Hartinger

Weg vom Handy

Die Tischkicker arbeiten eng mit der offenen Jugendarbeit Dornbirn zusammen, machen Projekte an Schulen. Frei nach dem Motto „Weg vom Handy, ran an den Fußballtisch“. Auch Firmenevents, bei denen der Chef gegen die Reinigungskraft spielt, kommen gut an. Wichtig ist den Tischkickern zu sagen, dass jeder bei ihnen willkommen ist. Egal ob alt oder jung, Anfänger, Fortgeschrittener oder eben Weltmeister.

foos4arlberg

Adresse: OJAD Arena, Rundfunkplatz 3, 6850 Dornbirn

Öffentliche Trainingszeiten: Jeden Montag ab 18 Uhr

Kontakt: foos4arlberg@proton.me