Sport

Das perfekte Vater-Sohn-Hobby

23.03.2025 • 08:30 Uhr
Das perfekte Vater-Sohn-Hobby
Klaus Hartinger

Seit dem Jahr 1987 existiert der Elektro-Funk-Auto-Club Hohenems. Dort haben sich Enthusiasten, die als Hobby mit ferngesteuerten Autos Rennen fahren, zusammengeschlossen. Manchmal als Männerspielzeug verschrien, ist diese Freizeitbeschäftigung ein weltweit anerkannter Motorsport.

So manch eine Formel-1-Karriere hat mit diesem Sport begonnen. Weltmeister Lewis Hamilton war in jungen Jahren in seiner Heimat England sehr gut darin, auch sein Kollege Oscar Piastri, der 2023 in der Motorsport-Königsklasse debütiert hat, war in seinen Anfängen gar australischer Meister. Bevor die beiden überhaupt das erste Mal in einem Kart Platz nahmen, haben sie erst einmal eine Fernsteuerung in die Hand genommen und mit ihren Modellautos die Nachbarschaft unsicher gemacht. Später ging es dann auf eigens dafür angelegte Rennstrecken.

Die Rede ist vom RC-(radio control)-Motorsport. Oft als „Männerspielzeug“ abgetan, erfreuen sich die Rennen mit ferngesteuerten Miniatur-Rennwagen stetig steigender Beliebtheit, haben rund um den Globus eine große Anhängerschaft. Und um die kleinen Boliden unter Kontrolle halten zu können, geschweige denn ein Rennen damit zu fahren, gehört einiges an Fingerfertigkeit und Augen-Hand-Koordination dazu. Um mehr über dieses rasante Hobby zu erfahren, war die NEUE am Sonntag auf der Hausstrecke beim einzigen RC-Verein in Vorarlberg, beim EFAC Hohenems, zu Gast.

Das perfekte Vater-Sohn-Hobby
Noah Kaufmann auf dem Fahrerstand der Hausstrecke des EFAC Hohenems. Klaus Hartinger

Einstieg in den Motorsport

Um es vorwegzunehmen: Diese Sache mit den ferngesteuerten Autos ist seit Langem eine anerkannte Sportart. Es gibt Welt- und Europameisterschaften, internationale sowie nationale Meisterschaften, einen Welt- und viele Landesverbände. Und: „Es ist eigentlich die günstigste Form, in den Motorsport einzusteigen“, erklärt Guntram Rümmele, seit zwei Jahren Obmann der Emser RC-Enthusiasten. Eingestiegen in das Hobby ist er eigentlich erst vor vier Jahren, er bezeichnet sich als Spätberufener.

Den Verein und die Strecke, direkt am Weg zum Erholungszentrum Rheinauen gelegen, gibt es seit dem Jahr 1987. Mittlerweile zählt man 85 Mitglieder von 6 bis 65 Jahren. Und um eventuellen Vorurteilen zuvorzukommen: Ja, der RC-Sport ist eine Männerdomäne, 90 Prozent der Vereinsangehörigen sind männlich. Und sie fahren mit ferngesteuerten Autos durch die Gegend. Vorurteil zwei: Das RC-Auto als Männerspielzeug. „Klar, das gibt es natürlich auch. Aber ich glaube, diejenigen die bei uns einmal ein Rennen besucht haben, sehen, dass da wesentlich mehr dahintersteckt“, erzählt Rümmele. Sein Vereinskollege Malcolm Schneider pflichtet ihm bei: „Die, die es einmal auf der Kinderstrecke versucht haben, haben schnell gemerkt, dass es gar nicht so ohne ist, ein Auto unter Kontrolle zu halten“, so Schneider, seines Zeichens Kassier des EFAC Hohenems. Der ehemalige Motocrosser ist vor etwa drei Jahren mit seinem Sohn zum Verein gekommen. „Wir sind hier mit dem Fahrrad an der Strecke vorbeigefahren. Dann hat mein Sohn gemeint, Papa, hier möchte ich einmal fahren gehen.“ Gesagt, getan. „Von null auf hundert,“ ergänzt Schneider lachend.
Der Dritte im Bunde ist Noah Kaufmann. Der 22-Jährige ist seit 2014 dabei und, so machte es während des Gesprächs zumindest den Anschein, einer der besten, wenn nicht der Nummer-eins-Fahrer des Vereins.

Das perfekte Vater-Sohn-Hobby
Operation am offenen Herzen: Auch bei der Technik hat sich seit dem Gründungsjahr 1987 sehr viel getan. Klaus Hartinger

Es hat sich viel getan

Die Autos und die Technik sind mit der Ausstattung aus dem Gründungsjahr 1987 natürlich nicht mehr zu vergleichen. Der technische Fortschritt hat auch in der Welt der ferngesteuerten Fahrzeuge nicht haltgemacht. Der bis heute anhaltende Bubentraum hat, wie erwähnt, schon lange eine professionelle Schiene dazubekommen. „Es gibt Marken und Hersteller, die gibt es schon seit mehr als 60 Jahren. Vieles davon hat sich aus dem Spaß heraus entwickelt. Bestes Beispiel ist Schumacher. Eine englische Firma, deren Gründer aus dem Getriebebau in der Formel 1 kommt. Er hat das alles anfangs als Hobby nebenher gemacht – mittlerweile ist Schumacher einer der führenden Hersteller im RC-Bereich“, berichtet Noah Kaufmann.

Somit ist die erste Parallele zum Motorsport geklärt. Die zweite lässt sich anhand der Autos feststellen. „Bei den Einsteigermodellen bewegen wir uns bei Preisen von etwa 700 Euro. Das ist nicht gerade wenig, aber ich sage so: Wenn du ein günstiges Modell kaufst, lässt es sich nicht so einstellen, dass es wirklich renntauglich ist. Es sind fünf, sechs Marken, die üblich sind. Bei uns sind keine bestimmten Hersteller vorgeschrieben, nur die Größe der Autos,“ erklärt Rümmele. „Mit einem Kaufhaus-Auto wirst du hier keine Freude haben“, fügt Malcolm Schneider hinzu. Es geht also, wie im „richtigen“ Rennsport auch, um die Fahrzeugabstimmung, wie Härte des Fahrwerks, Spureinstellung, Sturz und vieles mehr.

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Malcolm Schneider, Noah Kaufmann und Guntram Rümmele (v.l.). Klaus Hartinger

Die Krux mit den Strecken

Die Hausstrecke des EFAC Hohenems ist die einzige in Vorarl­berg. Für Fahrzeuge in der Größenordnung 1:10. Dementsprechend sind die Rennen, die dort ausgetragen werden, recht gut besucht. Der Umkreis, in dem noch andere Rennstrecken zu finden sind, ist schon etwas größer. „Die nächste Strecke ist in Andelfingen in der Schweiz. Das sind eineinhalb Stunden Autofahrt. Die Schweiz ist, speziell mit Hallen für den Winterbetrieb, besser aufgestellt. Bei uns ist das ganz schwierig. Noah ist zum Beispiel fürs Training in der kalten Jahreszeit nach Italien gefahren“, erzählt Rümmele.

Italien ist, was den RC-Sport betrifft, eine andere Nummer als Österreich. Speziell für größere Verbrennermodelle und die Anzahl der vorhandenen Rennkurse. „In Italien hast du einen Fußballplatz, daneben ist eine Rennstrecke, dann kommen Wohnhäuser. Das interessiert dort niemanden“, stellt Noah Kaufmann klar. „Wenn du bei uns eine Strecke für Benziner hast, kannst du innerhalb von drei Monaten zumachen. Diesen Lärm will keiner haben. Mit unseren Elektroautos haben wir diesbezüglich kein Problem. Aber die Mentalität im Süden ist auch ganz anders, die Akzeptanz in der Bevölkerung bezüglich unserem Sport ist viel höher“, ergänzt Rümmele. „Das ist wie mit den Autoslaloms im Fahrsicherheitszentrum in Röthis. Das hörst du einfach drei Ortschaften weiter immer noch“, sagt Malcolm Schneider lachend.
Talent und Profi. Kann man denn für so ein Hobby wie den RC-Rennsport ein Talent haben? „Ich glaube, schon. Aber die Reaktionszeit, das merkt man, lässt bei den meisten ab 40, 45 nach“, sagt Rümmele lachend. „Es ist ein Irrglaube, dass eine gute Reaktion alleine ausreicht. Es ist schon sehr viel von der Einstellung des Autos abhängig“, fügt Kaufmann hinzu. Im Gegensatz zu den Profis wie Hamilton, Piastri, und wie sie alle heißen, wird der Bolide vom Fahrer selbst für das Rennen eingestellt. Auch im RC-Bereich gibt es Profis, die sogar davon leben können. „Es sind mehr, als man vermuten würde. Sie haben natürlich auch Verträge mit den großen Herstellern. Und da musst du performen. Was soll ich dich bezahlen, wenn du für mich nichts leistest? Aber einfach ist es sicher nicht“, so Kaufmann. Wenn so etwas klappt, dann in den USA, wo die stärkste Liga und die meisten Fahrer sind.

Das perfekte Vater-Sohn-Hobby
Um die kleinen Boliden zu beherrschen ist Fingerspitzengefühl und eine gute Augen-Hand-Koordination gefragt. Klaus Hartinger

Mit den steigenden Temperaturen geht es auch beim EFAC Hohenems in die neue Saison. „Wer das perfekte Vater-Sohn-Hobby, wenn der Sohn mitspielt, einmal ausprobieren will, ist jederzeit für ein Schnuppertraining willkommen“, sagt Malcolm Schneider abschließend.

EFAC Hohenems

Elektro-Funk-Auto-Club Hohenems
Adresse: Rheinfähre 41, 6845
Hohenems
Kontakt: info@efac-hohenems.at