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Pioneers-Kader wird wieder auf links gedreht

03.04.2025 • 08:06 Uhr
Pioneers-Kader wird wieder auf links gedreht
Joshua Passolt wird nicht nach Feldkirch zurückkehren. Stiplovsek

Die Pioneers Vorarlberg vermeldeten, dass außer Roni Allén alle Importspieler den Klub verlassen. Dass man ein neues Team aufbauen muss, hat Vor- und Nachteile.

Jede Medaille hat zwei Seiten. So ist es auch bei dem von den Pioneers gestern angekündigten abermaligen Großumbau des Kaders: Außer dem zuverlässligen finnischen Verteidiger Roni Allén verlassen alle Importspieler die Feldkircher. Bei den allermeisten ist das aber eher eine gute Nachricht. Denn Orrin Centazzo, Oliver Cooper, und Lucas Sowder enttäuschten vollends, und auch bei denen, die zumindest teilweise die Erwartungen erfüllten, ist eigentlich keiner dabei, der nicht ersetzbar wäre: Center Brady Gilmour fehlte die Physis, mit ihm verhandeln die Pioneers allerdings noch; Jacob Friend erwies sich als sehr verletzungsanfällig.
Die Flügelstürmer David Keefer und vor allem Josh Passolt steigerten sich zwar im Verlauf der Saison zwar merklich, Passolt avancierte mit seinen 22 Treffern zum fünftbesten Torschützen des Grunddurchgangs. Im Spiel gegen die Scheibe offenbarten beide aber deutliche Schwächen. So kam Passolt trotz seiner 45 Scorer auf eine Plus-/Minusbilanz von minus elf. 13 seiner 22 Tore erzielte er in sechs Partien. In 32 Spielen traf er nicht.
Offensivverteidiger Ross MacDougall konnte erst im letzten Saisondrittel Argumente für sich sammeln. Der schwedische Stay-at-Home-Verteidiger Jakob Lundegard wiederum spielte seinen Part wie erwartet schnörkellos, für einen Import waren aber auch seine Leistungen am unteren Ende des Spektrums.

Pioneers-Kader wird wieder auf links gedreht
Headcoach Dylan Stanley verlässt die Pioneers, er wechselt in die Schweiz. Stiplovsek

Kontinuität fehlt noch
Die andere Seite der Medaille ist, dass sich in der kommenden Saison die neuen Imports alle erst wieder in Feldkirch einleben und sich an das Profihockey gewöhnen werden müssen. Denn ob des schmalen Budgets werden sich die Pioneers wohl abermals vor allem in den nordamerikanischen Collegeligen nach Spielern umschauen.
In der zurückliegenden Spielzeit war nicht zuletzt aufgrund der Anpassungsschwierigkeiten der Imports die erste Saisonhälfte so schwach, dass selbst Platz sieben in der zweiten Saisonhälfte nicht für die Pre-Play-offs ausreichte. Kaderumbrüche kannte man freilich auch einst in Dornbirn, doch die Kontinuität war beim DEC nicht zuletzt auf dem Trainerposten viel höher: Bei den Bulldogs kamen sie in zehn Spielzeiten auf nur drei Trainer, wobei Jussi Tupamäki lediglich drei Monate im Amt war.
Die Pioneers gehen nach dem Abschied von Dylan Stanley mit Headcoach Nummer drei in ihre vierte ICE-Spielzeit, dem Vernehmen nach könnte der bisherige Assistant-Coach Johannes Nygard zum Chef befördert werden. Der Finne ist seit 2023 bei den Pioneers, in der Vorsaison war er ebenso für die falsche taktische Ausrichtung in der ersten Saisonhälfte wie für die richtigen System-Anpassungen in der zweiten Saisonhälfte mitverantwortlich. Eine Herausforderung für die Pioneers wird vor allem auch, die österreichischen Kaderplätze adäquat zu besetzen: Luca Erne hat es wie erwartet nach Villach gezogen, Alexander Pallestrang hat seine Karriere beendet, Kooperationsspieler Tobias Reinbacher und Janick Wernicke wurden als zu schwach befunden. Der 37-jährige Daniel Woger könnte nochmals verlängern, hinter dem Dornbirner liegt allerdings eine schwierige Saison mit einer langwierigen Verletzung und nur zwölf Scorern. Ähnliches gilt für Julian Metzler, der einen langfristigen Vertrag unterschrieben hat, aber in der Verfassung der Saison 2024/25 kein Lichtblick ist.

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Luca Erne wechselt von Feldkirch nach Villach. Stiplovsek

Noch offen
Ein Lichtblick war schon deutlich eher Oskar Maier, der auf 20 Scorer kam und nach zwei Jahren in Feldkirch vor dem Abschied stehen könnte. Der 23-Jährige wird unter anderem mit seinem Stammklub Salzburg in Verbindung gebracht, sein Abgang wäre ein herber Verlust. Kevin Macierzyn­ski stand im Vorjahr vor einem Wechsel in die Schweiz und wurde vom Verbleib überzeugt, dass er über weite Strecken der Saison keine große Rolle in Feldkirch spielte, verblüffte viele. Verlängert hat das Torhüterduo Alex Caffi und David Madlener, das größte Ausrufezeichen gelang den Pioneers mit der Vertragsverlängerung von Nationalteam-Verteidiger Ramón Schnetzer. Verlängert haben auch Ivan Korecky sowie Mark Mussbacher.
Als ersten Neuzugang präsentierten die Pioneers mit Matthias Mader einen 20-jährigen Niederösterreicher, der just aus einer nordamerikanischen Nachwuchsliga nach Feldkirch kommt.

Liga
Offen ist derweil, mit welchem Teilnehmerfeld die ICE-Liga in die nächste Saison geht. Der bisherige Klub aus Asiago ist de facto Geschichte, es gibt allerdings einen Neuantrag aus Asiago, den ein neuer Klub eingebracht hat, und rechtlich nichts mit dem bisherigen ICE-Klub zu tun haben will. Die Chancen der Venetier stehen allerdings nicht gut.
Schon besser sind die Aussichten von Ferencvaros Budapest. Die Magyaren zeigen reges Interesse an einem Ligaeinstieg und durften sich bei der ICE-Ligasitzung Mitte Febraur präsentieren. Im Finale der aktuellen ICE-Saison treffen erneut der KAC und Salzburg aufeinander.