Das Horvat-Urteil ist ein Skandal

KOMMENTAR. Ivan Horvat wurde für sein Foul an Markus Mahr für zwei Jahre gesperrt. NEUE-Sportchef Hannes Mayer nennt das Urteil einen Skandal
Ivan Horvat wurde für sein Foul an Markus Mahr für zwei Jahre gesperrt. Das Skandalurteil sagt mehr über die Inkompetenz beim ÖHB als über das Foul aus. Denn mit diesem Urteil macht der ÖHB den österreichischen Handballsport auf der ganzen Welt lächerlich. Natürlich hat Horvat am Mittwoch vor einer Woche Mahr böse im Gesicht erwischt. Natürlich war das ein herbes Foul. Natürlich waren die Bilder mit dem Blut auf dem Spielfeld schockierend. Natürlich muss das sanktioniert werden. Und natürlich war jedem Normaldenkenden klar, dass die Sperre über die aktuelle Saison hinausgehen würde.
Aber zwei Jahre? Das kommt einem Berufsverbot gleich, auch wenn das ÖHB-Präsident Markus Platzer gestern gegenüber dem ORF stotternd in Abrede stellte. Ivan Horvat ist 32 Jahre alt, den Mann stellt kein Verein der Welt mehr ein. Weil Horvat ab jetzt das Image des Bad Boys hat. Bei Hard sind sie schockiert. Nicht ihretwillen. Dass Horvat kein Spiel mehr für sie machen würde, war klar, denn Horvats Wechsel im Sommer zu Bärnbach/Köflach war beschlossene Sache. So gesehen kann es den Hardern völlig egal sein, ob Horvat drei Monate, zwei Jahre oder lebenslang gesperrt wird. Aber es geht um Gerechtigkeit. Mahr, der laut Berichten einen offenen Nasenbeinbruch erlitten hat, wird Gott sei Dank in ein paar Wochen wieder ins Training einsteigen, Horvats Existenz dagegen ist zerstört. Ob das in Mahrs Sinne ist? Dass der Kroate bis in den Herbst hinein gesperrt würde, galt als sicher – als Denkzettel. Doch das Strafmaß von zwei Jahren ist einfach lächerlich. Interessant ist, wie der ÖHB das Urteil begründete. Demnach hat man auch anhand eines medizinischen Berichts zu Mahrs Zustand die Sperre verhängt. Man stelle sich vor, auch ein Sportverband von Bedeutung würde so urteilen: Ein vergleichbares Urteil wäre im Fußball undenkbar.
Weiter gedacht stellt sich die Frage, wie man in Zukunft beim ÖHB mit nach Fouls erlittenen Verletzungen umgehen will: Wie viel Sperre ist ein Rippenbruch wert? Wie lange muss man aussetzen, wenn der Gegenspieler eine Bänderverletzung erleidet – und hängt die Dauer der Sperre davon ab, ob Blut fließt oder wie empört darauf reagiert wird? Das Strafmaß schadet der HLA-Meisterliga. Die Verantwortlichen glauben vielleicht, sie würden die Spieler mit so einer Abschreckungsstrafe schützen; doch viel mehr schrecken sie damit starke ausländische Spieler davon ab, in die HLA zu wechseln. Denn ein Foul mit Folgen ist schneller passiert, als man glaubt. In Wahrheit haben da ein paar Zentimeter über die Dauer von Horvats Sperre entschieden. Wenn er Mahr etwas weiter oben oder etwas weiter unten trifft, passiert dem Bregenz-Rückraum mitunter gar nichts.
Die Megasperre von Horvat ist ungerecht, denn sie steht in keiner Relation zum Vergehen. Horvat war grob, ja, mitunter sogar wirklich unsportlich, aber diese Sperre grenzt an Rufmord. Das Urteil ist reine Willkür. Der Alpla HC Hard und Horvat haben zwei Wochen Zeit, Berufung gegen dieses Urteil einzulegen. Hoffentlich machen sie das, hoffentlich gehen sie bis zur letzten Instanz. Denn wenn diese Sperre so in Kraft tritt, dann hat, egal ob Einzelne das feiern oder nicht, der Sport verloren.