Sport

Nächster Karriereschritt: Ein neues Leben in Hütteldorf

20.07.2025 • 09:00 Uhr
Flora Zimmermann Wechsel zu SK Rapid Wien 2025
Flora Zimmermann im Allianz Stadion mit ihrer zukünftigen Cheftrainerin Katja Gürtler (r.). SK Rapid/Widner

INTERVIEW. Flora Zimmermann ist seit Kindertagen begeisterte Fußballerin. Bei einem Probetraining beim SK Rapid Wien konnte sie die Verantwortlichen überzeugen und wurde prompt verpflichtet. Jetzt startet die 18-jährige in einen neuen Lebensabschnitt. Vor ihrer Abreise in die Bundeshauptstadt hat die NEUE am Sonntag die ambitionierte
Wolfurterin getroffen.

Seit dem 13. Juli, also genau seit einer Woche, ist Flora Zimmermann 18 Jahre alt. Die Wolfurterin, die im regnerischen Sommer 2014 den Fußballsport für sich entdeckte, wurde just einen Tag nach ihrer Volljährigkeit vom österreichischen Traditionsverein SK Rapid verpflichtet. Nun verlässt sie zum ersten Mal für längere Zeit ihr Elternhaus und zieht nach Wien. Die junge Verteidigerin lässt sich auf ein Abenteuer ein, um den nächsten Schritt in ihrer Karriere zu wagen. Vorgestern, am Freitag, ist sie abereist. Davor war sie zu Besuch bei der NEUE und hat über ihre Laufbahn, Frauenfußball und natürlich über den Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt gesprochen.

Frau Zimmermann, Sie wechseln vom FC St. Gallen zurück nach Österreich zum SK Rapid Wien. Wie ist es zu diesem Wechsel gekommen?
Flora Zimmermann:
Ja, das stimmt. Nun, ich hatte das Gefühl, dass ich eine Veränderung brauche. Nicht, weil es mir in St. Gallen nicht gefallen hätte. Mein alter Fußballtrainer Günther Kerber, mit dem ich immer noch in regelmäßigem Kontakt stehe, hat mich auf die Möglichkeit beim SK Rapid zu spielen, aufmerksam gemacht. Ich habe Kontakt aufgenommen und durfte dann einige Probetrainings absolvieren. Mir hat es in Hütteldorf auf Anhieb gefallen, die Infrastruktur und der Verein sind sehr professionell, und ich hatte das Gefühl, sie sind sehr um mich bemüht. Dann habe ich mich entschieden, dorthin zu wechseln.

Zu Ihren Anfängen: Wie sind sie zum Fußball gekommen?
Zimmermann:
Es war ein regnerischer Sommer, ich war sieben Jahre alt. Mein großer Bruder, der auch sehr fußballverrückt ist, brauchte jemanden, der sich ins Tor stellt. Ich habe ein Dress von ihm bekommen und habe es eben gemacht. Anfangs nicht sehr gerne, aber mit der Zeit hat es richtig Spaß gemacht. Zu dieser Zeit war ich zwar im Turn- und Tennisverein, habe aber trotzdem ein Probetraining beim FC Wolfurt gemacht. Zuerst als Goalie, aber nach kurzer Zeit habe ich die Position ­gewechselt und wurde Feldspielerin. Seitdem spiele ich Fußball.

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Flora Zimmermann zeigte beim Besuch bei der NEUE ihr Geschick am Ball.

Und dann hat jemand im Verein Ihr Talent erkannt?
Zimmermann
: Nein. Ich habe bis ich zwölf Jahre alt war bei den Burschen mittrainiert. Dann habe ich zum VFV gewechselt und habe dort meine Spiele absolviert. Die nächste Station war beim FC Dornbirn, und im Jahr 2022 bin ich zum FC St. Gallen gegangen. Die Gegebenheiten dort waren zu dieser Zeit sehr gut. Es war der richtige Schritt, ich konnte sogar einige Trainings mit der ersten Mannschaft mitmachen. Schlussendlich bin ich drei Jahre geblieben.

Was ist für Sie das Besondere an der Sportart Fußball?
Zimmermann:
Es macht mir einfach Spaß. Ich weiß, was ich kann, und das auf den Platz zu bringen, finde ich großartig. Und der Teamgeist. Man ist nicht auf sich allein gestellt, man verliert und gewinnt immer zusammen.

Gibt es eine Spielerin, die Sie besonders bewundern?
Zimmermann:
Nicht direkt. Aber ich habe Nadine Riesen kennengelernt. Sie spielt in der Schweizer Nationalmannschaft und steht bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag. Fußballerisch ist sie stark und privat sehr sympathisch.

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Die, seit einer Woche 18-jährige, sagt über sich sie sei ein “Mental-Monster”.

Und welche Fußballmannschaft ist Ihr persönlicher Favorit?
Zimmermann:
Gute Frage. Als Kind war ich großer Fan vom FC Bayern. Das hat sich aber gelegt. Ich würde sagen, mittlerweile bin ich Rapid-Anhängerin. Also ab jetzt (lacht). Und natürlich die österreichische Nationalmannschaft – Frauen sowie Männer.

Wenn der Traum einer Profikarriere in Erfüllung gehen würde – wo würden Sie gerne spielen?
Zimmermann:
Entweder in Spanien oder in England. Das sind ganz klar die stärksten Ligen. Dort für den FC Barcelona, FC Liverpool, Arsenal London oder Manchester City. Wenn man es schafft, in seiner Karriere bei so einem Team zu spielen, ist das fantastisch.

Sie haben vor kurzer Zeit im österreichischen U19-Nationalteam debütiert. Was war das für ein Gefühl?
Zimmermann:
Genau. Ich war zum ersten Mal mit auf dem Trainingslager und durfte im Testspiel gegen Tschechien in der Startelf beginnen. Und jetzt hoffe ich natürlich, dass weitere Einberufungen folgen werden. Es war ein super Gefühl, auch einen Einblick zu bekommen, wie es im Nationalteam abläuft, welche Rituale zum Beispiel vor der Partie zelebriert werden. Ziel ist selbstverständlich das A-Nationalteam.

Wenn wir gerade bei den verschiedenen Mannschaften und Ligen sind: Wie sehen Sie die Entwicklung im Frauenfußball?
Zimmermann:
Als ich angefangen habe, war es sehr schwierig für mich. Ich habe, wie erwähnt, mit den Burschen trainiert und gespielt. Als ich in die Schweiz gegangen bin, war dort ein großer Unterschied zu erkennen. Viele Ortsvereine hatten schon damals eine Frauenmannschaft. Als Beispiel: Als ich in Dornbirn gespielt habe, gab es eine Jugendmannschaft und die erste Mannschaft, nichts dazwischen. Das sind enorm große Schritte für Jugendspielerinnen wie ich eine war. Aber seit damals hat sich sehr viel getan, und die Situation im Frauenfußball hat sich enorm verbessert.

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Flora spielt seit ihrem siebten Lebensjahr Fußball. Begonnen hat sie als Torfrau, mittlerweile ist sie linke Außenverteidigerin.

Sie spielen auf der linken Abwehrseite. Wo sehen Sie ihre Stärken?
Zimmermann:
Ich bin beidfüßig, vielleicht links etwas stärker. Das ist eine Eigenschaft, die im Fußball gesucht ist und benötigt wird. Dazu kommt meine Unberechenbarkeit. Mein alter Trainer hat immer zu mir gesagt, dass ich in der Offensive nicht die typischen Wege eines Stürmers gehe, um zum Abschluss zu kommen. Als Drittes würde ich sagen, ich bin ein Mental-Monster (lacht). Ich gebe nicht auf.

Und wo liegen Ihre Schwächen?
Zimmermann:
Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann. Bei der Technik und der Geschwindigkeit gibt es sicher noch Luft nach oben.

Was sind Sie privat für ein Mensch?
Zimmermann:
Ich bin sehr offen und empathisch anderen Menschen gegenüber, nicht schüchtern, zielstrebig und selbstbewusst. Sport ist mir sehr wichtig, ich spiele Tennis und fahre gerne Ski. Und natürlich verbringe ich viel Zeit mit Familie und Freunden. Manchmal habe ich zu viel Energie, und die muss dann, oft zu Lasten meiner Eltern, irgendwie raus (lacht).

Ihre Eltern müssen Sie jetzt ziehen lassen. Wie wird Ihr Alltag in Wien aussehen?
Zimmermann:
Ich habe am 14. Juli meine Lehre als Kauffrau abgeschlossen und werde in Wien die Matura nachmachen. Rapid kooperiert mit einem Bildungszentrum, da wird Sport und Schule kombiniert. Dann möchte ich Betriebswirtschaft studieren. Wohnen werde ich ohnehin gleich im Studentenheim, wo ich mit einer Mitspielerin ein kleines Appartement teile. Und klar, es wird meine erste eigene Wohnung, da heißt es kochen, Wäsche waschen und so weiter. Für das war bislang meine Mama da (lacht). Und es gilt, sich im Verein zu beweisen. Der Kader ist groß, und die Konkurrenz ist stark. Aber es gibt immer einen Ansprechpartner, falls man etwas braucht. Unterstützung im Verein war von Anfang an.

Abschließend noch aus aktuellem Anlass: Ab Dienstag finden die Halbfinalspiele der Frauen-Europameisterschaft statt, nächsten Sonntag ist das Finale. Würden Sie die Spiele für uns tippen?
Zimmermann:
Ich hoffe das Deutschland ins Halbfinale kommt (Anm.: Nachtspiel gestern gegen Frankreich). Gegen Spanien verlieren sie dann mit 3:2. Die Engländerinnen gewinnen im zweiten Halbfinalduell gegen Italien mit 3:1. Und im Finale besiegt Spanien England mit 4:1 und wird Europameister.