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Wie ein Dorfverein an die Spitze klettert

15.11.2025 • 18:00 Uhr
Wie ein Dorfverein an die Spitze klettert
Die erfolgreiche Truppe des FC Riefensberg hat sich ungeschlagen den Herbstmeistertitel in der Vorarlbergliga geholt. Dietmar Stiplovsek

Der FC Riefensberg hat sich in der Vorarlberg­liga ungeschlagen den Herbstmeistertitel geholt. Doch woher kommt der Höhenflug? Wie macht das der Dorfverein aus dem Vorderwald? Und was hat das alles mit dem Nachnamen Fink zu tun? Die NEUE am Sonntag hat das Team beim Abschlusstraining in Oberstaufen besucht.

Ein kühler Donnerstagabend in Oberstaufen, klarer Himmel, im Tal liegen dicke Nebelschwaden. Der Kunstrasenplatz bei der örtlichen Mittelschule ist noch im Dunkeln verborgen. Vor dem Eingang in die Sporthalle warten die ersten Mannschaftsmitglieder des FC Riefensberg, unter ihnen Trainer Dominik Helbock, Co-Trainer Hans Waldner und der Sportliche Leiter Manfred Fink. „Das Abschlusstraining findet in Oberstaufen statt, weil unser Fußballplatz in Riefensberg nach den Strapazen der Hinrunde wieder auf Vordermann gebracht wird“, erklärt Fink. Oberstaufen ist bekanntlich nicht weit entfernt von Riefensberg und ist für den Vorarlberg­ligisten die optimale Alternative für das letzte Training des Jahres.

Langsam trudeln nach und nach die anderen Spieler ein, die Stimmung ist ausgelassen, die Begrüßung herzlich. Alle wirken gelöst und entspannt, freuen sich auf die Winterpause. Denn die erste Saisonhälfte in der Vorarlbergliga hatte es in sich für den Klub aus dem Vorderwald – im positiven Sinne.

Traumbilanz

Wenn man die Tabelle der Liga nach der Hinrunde betrachtet, wird schnell klar, warum hier alle in, ja, Feierstimmung sind. Der FC Riefensberg steht mit zehn Punkten Vorsprung vor Verfolger Alberschwende auf dem ersten Platz. Elf Siege, zwei Unentschieden und keine einzige Niederlage stehen zu Buche. Und mit 36 Toren stellt man zusätzlich die beste Offensive, mit nur 11 Gegentreffern die beste Abwehr der Liga. Man hat die erste Saisonhälfte ungeschlagen überstanden und darf getrost stolz auf sich sein.

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Die NEUE am Sonntag war beim Abschlusstraining des FC Riefensberg in Oberstaufen dabei. Dietmar Stiplovsek

Kein großer Umbruch

Ein Vater des Erfolgs ist unter anderem Trainer Dominik Helbock. Er steht seit dreieinhalb Jahren an der Seitenlinie beim FC Riefensberg und hat die Kampfmannschaft kontinuierlich weiterentwickelt: „Ich glaube, man merkt, dass wir eine eingefleischte Truppe sind. Seit ich hier bin, haben wir an einigen Dingen gearbeitet. So weiß jeder Einzelne, was er auf dem Platz zu tun hat, und wir haben eine ‚Nie-aufgeben-Mentalität‘ reingebracht. Unsere Philosophie ist, dass die Mannschaft, der Zusammenhalt, über allem anderen steht, egal, was passiert“, erklärt Helbock die Denkweise. Und dass sich der Erfolg recht schnell eingestellt hat, hat für den 42-Jährigen einen simplen Grund: „Der Großteil des Teams spielt seit mehreren Jahren zusammen, in meiner bisherigen Zeit hatten wir vielleicht drei Abgänge und ebenso viele Zugänge. Das macht die Arbeit viel leichter und wirkt sich sehr gut auf das Zusammenspiel aus. Das Passspiel ist definitiv eine unserer Stärken, dazu kommt, dass wir defensiv wie offensiv unsere Qualitäten haben“, so der gelernte Bäcker.

Auch für seinen Co-Trainer Hans Waldner, der im Sommer dazu kam, bricht der Coach eine Lanze. Beide haben schon beim FC Bizau zusammengearbeitet und kennen sich schon lange – noch ein entscheidender Faktor für den derzeitigen Höhenflug. Waldner erklärt: „Wir kommen sehr gut miteinander aus, auch wenn wir manchmal anderer Meinung sind. Wir sehen die Dinge aus verschiedenen Perspektiven und diskutieren das dann aus. Wir ergänzen uns, sind untereinander gleichwertig. Wichtig ist, dass klar ist, wer am Ende des Tages Cheftrainer ist“, sagt Waldner lachend. „Für uns im Trainerteam ist es interessant, die Spieler selbst weiterzubringen und weiterzuentwickeln. Das ist bei so einem kleinen Dorfverein, wie wir es sind, eine Herausforderung und macht richtig Spaß“, ergänzt der 44-Jährige.

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Trainer Dominik Helbock, Obmann und Nachwuchsleiter Stefan Feuerstein, Co-Trainer Hans Waldner und der Sportliche Leiter Manfred Fink (v.l.). Dietmar Stiplovsek

Das „Fink-Phänomen“

Der FC Riefensberg ist verhältnismäßig ein recht junger Verein, wurde im Jahre 1972 von Anton Schmelzenbach gegründet. Damals wie heute ein Herzensprojekt: Herr Schmelzenbach besucht immer noch jedes Heimspiel der Kampfmannschaft. Selbige besteht, bis auf sechs Akteure, nur aus Spielern, die direkt aus Riefensberg stammen. Einer kommt aus Hittisau, die anderen aus der Region Allgäu. Man kennt die Fußballer im Dorf, ist per du und grüßt sich mit einem freundlichen „Servus“ oder „Habedere!“ Man weiß um sein Gegenüber, auch wenn Manuel Fink und Manuel Fink die Straße queren.
Richtig, die beiden haben denselben Vor- und Nachnamen, sind Riefensberger, sind seit 8 beziehungsweise 14 Jahren beim Verein und sind nicht verwandt oder verschwägert. Der eine ist Verteidiger, der andere ist in der Offensive beheimatet. Und die Kommunikation auf dem Spielfeld ist selbstredend nicht immer einfach: „Manchmal ist es etwas verwirrend, aber man richtet es dann mit anderen Spitznamen“, erklärt Manuel Fink. Die Namensgleichheit wird auch des Öfteren von Teamkollegen aufgegriffen – dann rennt der Schmäh in der Kabine. Andernorts ist es mit den Namen nicht ganz so einfach, weiß Obmann Stefan Feuerstein, der selbst in der Verteidigung spielt: „Es kommt immer wieder vor, dass der Schiedsrichter vor dem Spiel kommt und fragt, ob uns da bei der Aufstellung nicht ein Fehler unterlaufen ist. Auch die Stadionsprecher bei Auswärtsspielen tun sich manchmal schwer“, so Feuerstein grinsend (alle lachen).
Neben den zwei Manuels gibt es mit Torwart/Torwarttrainer Patrick und Niklas (die beiden sind Cousins, Anm.), Simon und Alexander vier weitere Leute mit dem Nachnamen Fink in der Mannschaft. Manfred Fink als Sportlicher Leiter, Schriftführerin Milena und Kassierin Melissa machen das „Fink-Phänomen“ beim FC Riefensberg komplett. Ob das direkt mit dem sportlichen Erfolg zu tun hat, ist nicht überliefert.

Wie ein Dorfverein an die Spitze klettert
Verteidiger Manuel Fink (l.) und Offensivakteur Manuel Fink (r.). Dietmar Stiplovsek

Eine familiäre Angelegenheit

Im Vorderwald mag man Beständigkeit, auch was die Nachwuchsarbeit betrifft. Der Verein zählt etwa 80 aktive Sportler, und man setzt auf Eigenbauspieler, die in die Kampfmannschaft integriert werden. „Die U7 und U9 haben wir selber, danach kommen die Kinder in die U10 im Fußballnachwuchszentrum Vorderwald. Bis zur U16, dann können sie im Kampfmannschaftsbereich in der 2. Landesklasse beim FC Krumbach, mit dem wir seit diesem Jahr eine Kooperation haben, Fuß fassen. Derzeit haben wir dort vier Jugendspieler vom FC Riefensberg im Einsatz“, sagt Feuerstein. Man nutzt die Möglichkeiten, soweit es für einen kleinen Verein eben geht. Und das scheint zu funktionieren – Stichwort ungeschlagener Herbstmeister.

Story FC Riefensberg Training in Oberstaufen
Vereinsgründer Anton Schmelzenbach lässt kein Heimspiel seines FC Riefensberg aus. Privat

Ziel höhere Spielklasse

Das ausgegebene Ziel ist der Aufstieg, daran lässt man auf Spieler- und Trainerseite keinen Zweifel. Und auch Manfred Fink, seines Zeichens Inhaber von Fliesen Jams, Namensgeber und seit 18 Jahren Hauptsponsor des FC Riefensberg, gibt dafür gerne die Freigabe.
„Es ist kein Muss, wir nehmen es so, wie es kommt. Wir haben einen guten Grundstein gelegt, aber im Fußball kann es ‚gnot‘ wieder in die andere Richtung gehen. Man muss immer dranbleiben, wenn man etwas erreichen will“, so Trainer Dominik Helbock, und er ergänzt: „Das alles wäre nicht möglich ohne unsere Fans, bei uns kommt fast das halbe Dorf zu den Heimspielen. Ohne die freiwilligen Helfer, das Kioskteam, die Platzwarte, die Pensionisten, die nach dem Training und nach den Spielen für Ordnung sorgen, diejenigen, die unser ‚Trainingshäs‘ waschen – allen die uns das ermöglichen und uns tatkräftig unterstützen ein großes Dankeschön im Namen der gesamten Mannschaft des FC Riefensberg. Das ganze Drumherum gehört auch zum Erfolg dazu. Das ist uns wichtig zu sagen“, findet der Trainer dankende Worte zum Abschluss. Der FC Riefensberg grüßt von der Spitze, und somit wartet ein ganzes Dorf auf ein spannendes Fußballfrühjahr.