Sport

Die Altacher Spielerinnen brauchen jetzt Beistand

29.11.2025 • 22:51 Uhr
Die Altacher Spielerinnen brauchen jetzt Beistand
Zwar nur ein Symbolbild, aber eins mit Aussagekraft: Die Altacher Spielerinnen fühlen sich allein gelassen. Alexandra Serra

NEUE-Sportchef Hannes Mayer mit einem Kommentar zum Machtmissbrauchs-Skandal beim Altacher Frauenbundesliga-Team.

Wenn ein so niederschmetternder Machtmissbrauch und ein so hinterhältigender Vertrauensbruch passiert, wie das die Spielerinnen vom SCR Altach durch die heimlichen Videoaufnahmen in der Kabine und ihren Wohnungen erlitten haben, dann wird die Berichterstattung zur Gratwanderung: Es ist nur ein kleiner Schritt vom Berichten sowie Einordnen der Geschehnisse bis hin zur Sensationsgier.
Als NEUE-Sportchef habe ich mich nach einer umfangreichen Berichterstattung vor vier Wochen dazu entschieden, dass wir aus Schutz der leidtragenden Spielerinnen vorerst nicht weiter berichten. Im Glauben, im Sinne der Spielerinnen zu handeln, getragen von einer Angst, die Lage der teils noch so jungen Frauen nur noch schmerzhafter zu machen. Und schlimmstenfalls mit einer zu detaillierten Berichterstattung die Intimsphäre der Spielerinnen in aller Öffentlichkeit zu verletzen. Als Journalist hat man eine Sorgfaltspflicht. Zumal gedruckte Worte nicht zurückgenommen werden können – und eine Berichterstattung über solch persönliche Schicksale keine Fehler dulden.
Doch nach den jüngsten anonymen Aussagen einer Spielerin nicht zu berichten, wäre völlig falsch. Die Spielerinnen fühlen sich alleingelassen. Ich hatte eigentlich nach den ersten Reaktionen des SCR Altach den Eindruck, dass die Betroffenen bestens betreut werden. Die Aussagen der Spielerin zeichnen ein ganz anderes Bild: Dass man beim SCR Altach der Situation entweder nicht gewachsen ist und gar nicht begreift, was da passiert ist: Das waren keine Grenz­überschreitungen, dass war ein emotionaler Missbrauch. Oder, und das wäre viel schlimmer als eine Fehleinschätzung, dass man beim SCR Altach eher um Markenschutz bemüht ist. Darum, dass nichts beim Klub hängen bleibt. Es ist wichtig, dass Vizeobmann Werner Gunz die NEUE-Einladung angenommen hat, in einem persönlichen Beitrag Stellung zu beziehen. Die Altacher dürfen sich nicht hinter den Ermittlungen verstecken. Sie dürfen vor allem keine ihrer Spielerinnen im Gefühl zurücklassen, dass dem SCRA ihr Schicksal nicht wichtig ist. Und dieser Eindruck herrscht bei vielen Spielerinnen.
Nicht zu berichten wäre kein Schutz der Betroffenen, es wäre ein Schutz des mutmaßlichen Täters sowie der Verantwortlichen, die meiner Auffassung nach auch beim SCR Altach zu suchen sind. Wenn ein Vereinsangestellter in Vereinsgebäuden heimlich Kameras installiert, haben die Kontrollmechanismen des Klubs auf nicht entschuldbare Weise versagt. Und wohl keine zwei Meinungen kann es darüber geben, dass der Beschuldigte niemals Zugang zu den Zweitschlüsseln der Wohnungen der Spielerinnen bekommen hätte dürfen.
Es ist schon nachvollziehbar, dass sich auch die Altacher Verantwortlichen vom Beschuldigten arglistig getäuscht fühlen. Natürlich wurde auch ihr Vertrauen missbraucht. Doch das ist eben nur ein Teil der Wahrheit. Der andere ist: Der SCR Altach hat als Arbeitgeber die Pflicht, für die Sicherheit seiner Angestellten zu sorgen. Das besagt das Arbeitnehmerschutzgesetz unter Paragraf drei. Und als Wohnungsvermieter hätte der Verein sicherstellen müssen, dass keine unbefugten Personen mit den Zweitschlüsseln Zugang zu den Wohnungen bekommen. Mit dieser Verantwortung werden sie beim SCRA leben müssen. Die Spielerinnen müssen das schließlich auch mit den entstandenen seelischen Verletzungen.