Wie der Pflegemangel bekämpft werden soll

Land zieht positive Bilanz über gesetzte Maßnahmen. Ausbildungsangebote sollen nun konsequent weiterentwickelt werden.
Es ist ein österreichweites Problem: Die Pflegesituation spitzt sich weiter zu, Menschen werden zunehmend älter, Pflegekräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Auch in Vorarlberg bleiben deshalb trotz hoher Nachfrage viele Betten leer. Im vergangenen Mai waren es 200 an der Zahl. Um dem grassierenden Personalmangel entgegenzuwirken, hat die Vorarlberger Landesregierung bereits einige Maßnahmen getroffen. Diese seien wirksam, müssten aber konsequent weiterentwickelt werden, bilanzierten Landeshauptmann Markus Wallner und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (beide ÖVP) am Dienstag im Pressefoyer nach der Regierungssitzung.
Laut einer 2020 erstellten Prognose braucht es in Vorarlberg bis 2030 etwas mehr als 2400 zusätzliche Arbeitskräfte in Pflege- und Betreuungsberufen. „Das bedeutet, dass pro Jahr 240 bis 250 Personen neu beginnen müssen, damit wir das Ziel erreichen“, so Rüscher. Mit knapp 340 Frauen und Männern, die heuer mit einer Pflegeausbildung beginnen, konnte dieses Ziel zumindest dieses Jahr mehr als erreicht werden.
Als „wesentlichen strukturellen Schritt“ bezeichnete der Landeshauptmann die organisatorische Zusammenführung der drei Vorarlberger Gesundheits- und Krankenpflegeschulen zur Pflegeschule Vorarlberg. „Das spart Verwaltungskosten und lässt eine gute Abstimmung von Lehrinhalten zu.“

Ausbildungen
Gesundheitslandesrätin Rüscher verwies auf die neuen Ausbildungsmöglichkeiten, darunter das erstmalig angebotene berufsbegleitende Pflegestudium an der FH Vorarlberg, die Berufsausbildung zur Operationstechnischen Assistenz (OTA) am Lernort Feldkirch der Pflegeschule Vorarlberg, die kürzlich gestartete Pflegelehre sowie die Höhere Lehranstalt für Pflege und Sozialbetreuung am Institut St. Josef. „Viele Wege führen in die Pflege, wir öffnen alle Türen“, unterstrich Rüscher. Junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen sei das eine, sie zu halten das andere. „Auch da müssen wir weitere Akzente setzen“, stellte die Landesrätin fest und kündigte etwa Maßnahmen zur Patientenlenkung an. Verbesserungen wünscht sich sie sich vor allem im Arbeitsalltag der Beschäftigten. So müssten etwa die Dienstpläne halten, sagte Rüscher.
Bewährt hat sich laut Rüscher das bei der connexia eingerichtete „Welcome Center Pflege & Soziales“, eine Anlaufstelle für Interessierte aus dem In- und Ausland. Von Jahresanfang bis 11. September wurden dort 727 Erstberatungen durchgeführt. Aktuell werden dort 42 Fachkräfte aus dem Ausland während der Berufsanerkennung begleitet. Neben Bewerbungsaktivitäten im EU-Raum gebe es derzeit „vielversprechende Pilotprojekte“ mit Organisationen in Kolumbien, Vietnam und Tunesien, berichtete Andreas Stieger, Geschäftsführer der Ausbildungszentrum Gesundheit Vorarlberg GmbH. Er betonte, dass die Beschäftigung von ausländischen Pflegefachkräften „ethisch vertretbar“ sein müsse. Man sehe sich in Ländern um, deren Altersstruktur aussehe wie die österreichische in den 1960er-Jahren.