Mitten ins Schwarze: Er setzt auf Sicherheit und Sportlichkeit

Oberschützenmeister Heinz Hagen (70) ist seit 54 Jahren ehrenamtlich bei der Schützengilde Lustenau aktiv.
Was macht eine Schützengilde und was sind Ihre Aufgaben?
Heinz Hagen: Die Mitglieder des Schützenverein haben das Ziel, mit der Waffe sicher und unfallfrei umzugehen und möglichst präzise zu schießen. Als Oberschützenmeister leite ich gemeinsam mit dem Vorstand und den Beiräten den Verein.
Welche Rolle spielt der Verein im Rheintal?
Hagen: Wir sind der älteste Verein in Lustenau, seit über 175 Jahren sind wir aktiv. Im Rheintal sind wir im Umkreis von 100 bis 200 Kilometern mit kaum einem anderen Schießzentrum vergleichbar. Durch die Vielfalt an Möglichkeiten mit Kurz- und Langwaffen sind wir einzigartig. Das macht unser Schützenhaus sehr attraktiv, und deshalb haben wir auch großen Zuwachs. Momentan zählen wir ungefähr 300 Mitglieder.

Ihr neues Vereinshaus hat Anfang September eröffnet. Was ist neu?
Hagen: Wir mussten neu bauen, das alte Gebäude war in keinem guten Zustand mehr. Der Neubau war entscheidend für das Überleben des Vereins. Jetzt haben wir mehr Schießstände, längere Bahnen, und auch den Luftdruckbereich, der früher in einer Schule war, im Haus. Das Herzstück ist der Schießsimulator. Dieser ist für Jagd- und Sportschützen dienlich, bringt aber auch einen gewissen Unterhaltungsfaktor für Vereine oder Firmen.
Mit welcher Waffe schießen Sie am liebsten?
Hagen: Ich bin ein typischer Langwaffenschütze. Früher habe ich rein sportlich geschossen, Kleinkaliber im Wettbewerb. In den 80ern bin ich in den jagdlichen Bereich gewechselt, weil ich selbst auch Jäger bin.
Nehmen sie immer noch an Wettbewerben teil?
Hagen: Ja, ich nehme nach wie vor an der österreichischen Staatsmeisterschaft im Kombinationsschießen teil. 1971 und 2024 war ich Staatsmeister, und dazwischen sind viele weitere österreichische Staatsmeister- und Meistertitel dazugekommen.

Wie sind Sie auf den Schützenverein aufmerksam geworden?
Hagen: Ich komme aus einer Jäger- und Schützenfamilie. Mein Vater und mein Großvater waren begeisterte Jäger. Ich habe diese Tradition weitergeführt. Man ist damit aufgewachsen, und so war der Schritt zum jagdlichen und sportlichen Schießen für mich ganz selbstverständlich.
Welche Eigenschaften sollte ein guter Schütze mitbringen?
Hagen: Ein gewisses Talent braucht es, aber das Wichtigste ist Training. Und die Fähigkeit, sich stark fokussieren und konzentrieren zu können. Eigenschaften, die den Schießsport auszeichnen.

Wie hat sich der Sport in den vergangenen Jahren verändert?
Hagen: Das Schießen mit großkalibrigen Pistolen oder Halbautomaten ist in Mode gekommen. Und seit der Flüchtlingskrise hat die Zahl der Schusswaffen, gerade Kurzwaffen, stark zugenommen. Das Waffengesetz ist immer wieder Thema – vor allem nach Vorfällen wie dem schrecklichen Attentat in Graz. Aber man muss klar sagen: In mehr als 90 Prozent der Fälle werden solche Taten mit illegalen Waffen begangen.
Die Bevölkerung sieht das Hobby mit der Waffe oft kritisch. Wie stehen Sie dazu?
Hagen: Ich finde es richtig, dass die Bevölkerung kritisch ist. Für uns ist entscheidend, dass der Umgang mit der Waffe sicher passiert und nicht einfach nur herumgeschossen wird. Deshalb prüfen wir neue Mitglieder sehr genau. Uns ist wichtig, dass es sportlich betrieben wird.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Hagen: Einen unfallfreien Umgang. Der Umgang mit der Waffe ist grundsätzlich gefährlich, dem muss man sich bewusst sein. Deshalb ist uns wichtig, dass neue Mitglieder genau geprüft werden. Es soll sicher geschossen werden. Für uns zählt, dass das Ganze sportlich betrieben wird, mit dem Ziel, sich im Schießen ständig zu verbessern. Denn wir sind ein Sportverein.

Familien und Vereine. Stiplovsek