Grünes Licht für neuen Speicherteich der Silvretta Montafon

Nach dem gescheiterten ersten Ansuchen für den Speicherteich Schwarzköpfle soll nun an anderer Stelle ein Wasserreservoir in St. Gallenkirch entstehen – ohne UVP-Verfahren.
Kaum ein Vorhaben hat im Montafon in den vergangenen Jahren so viel Staub aufgewirbelt wie der geplante Speichersee am Schwarzköpfle. Das Projekt mit mehr als 300.000 Kubikmetern Fassungsvermögen sorgte ab 2018 für hitzige Debatten.

Die Silvretta Montafon Bergbahnen GmbH und Befürworter sahen darin ein Zukunftsprojekt für den Tourismus, Kritiker warnten vor einem massiven Eingriff in die Bergwelt. 2020 zogen die Verantwortlichen den Antrag zurück, nachdem das Bundesverwaltungsgericht vor der mündlichen Verhandlung erkennen ließ, dass es von einer UVP-Pflicht ausgehe. Offiziell begründete das Unternehmen den Schritt mit der langen Verfahrensdauer. Kritiker behaupteten jedoch, die Betreiber hätten vor allem die drohende Klärung der UVP-Pflicht gefürchtet, ein möglicher Präzedenzfall.

Nun, mehr als fünf Jahre später, kommt ein neues Projekt auf den Tisch, wesentlich kleiner dimensioniert und an anderer Stelle. Im Skigebiet soll ein Speicher mit einem Fassungsvermögen von maximal 110.165 Kubikmetern entstehen. Laut aktuellem Feststellungsbescheid der Landesregierung ist dafür keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig.
“Im Interesse der ganzen Talschaft”
Das Projekt liege im Interesse der gesamten Talschaft, da es wesentlich zu einer Verbesserung der Planungssicherheit für sämtliche mit dem Tourismus verbundenen Betriebe – Hotels, Privatvermieter, Gastronomie- und Handelsbetriebe – im Montafon beiträgt. “Um die höchstmögliche Naturverträglichkeit des Projekts sicherzustellen, hat die Silvretta Montafon den bisherigen Planungsprozess einschließlich der Variantenstudie für die Standortsuche in Abstimmung mit wichtigen Stakeholdern und Interessengruppen auch aus dem Bereich Natur- und Umweltschutz durchgeführt”, informiert Kilian Zinnecker, Projektleiter bei der Silvretta Montafon.

Der Speicherteich ist im Bereich der Piste 24 „Mahd“ geplant, auf rund 1600 Metern Seehöhe. Zum Projekt gehören auch eine Pumpstation mit Trafostation, ein Auslaufbauwerk, Zuwegungen und ein Brückenbauwerk über den Vermielbach. Geplant sind außerdem bis zu acht neue Lawinensprengmasten oberhalb des Baugebiets. Das Baufeld umfasst 4,78 Hektar. Für den Speicher selbst und die begleitenden Maßnahmen sind Rodungen auf bis zu 3800 Quadratmetern vorgesehen. Das Aushubmaterial soll für Verbesserungen an bestehenden Pisten genutzt werden. Befüllt wird der Teich über die bestehenden Wasserfassungen am Vermielbach.

Aktuell könnten aufgrund fehlender Wasserressourcen selbst bei optimalen Wetter- und Temperaturverhältnissen nur rund sieben Prozent der Pistenflächen gleichzeitig beschneit werden. Eine Garantie – Stichwort: Planungssicherheit – dafür, dass jeweils bis Weihnachten eine Grundbeschneiung der Pisten in der Valisera erfolgen kann, gäbe es nicht. Dafür seien zusätzliche Wasserkapazitäten in Form des Speicherteichs „Vermiel“ zwingend notwendig, auch weil dadurch optimale Wetterphasen effizienter ausgenutzt und die Einschneizeiten insgesamt reduziert werden können.

Die Standortgemeinde St. Gallenkirch stellt sich im Verfahren klar hinter das Projekt. In ihrer Stellungnahme betont sie die Bedeutung des Wintertourismus für die Region. Der Speicher Vermiel solle helfen, die Einschneizeit zu verkürzen und die Grundbeschneiung auch bei ungünstigen Wetterbedingungen sicherzustellen. Das stärke die Wettbewerbsfähigkeit von Tourismusbetrieben in der Gemeinde und im gesamten Montafon.
Kritik kommt von der Naturschutzanwaltschaft. Sie verweist auf Verluste an Vegetation und Boden sowie eine Veränderung des Landschaftsbildes. Zudem erinnert sie an ein höchstgerichtliches Erkenntnis, wonach auch kumulierende Effekte anderer Vorhaben berücksichtigt werden müssten, also die Gesamtauswirkungen anderer Projekte im selben Gebiet.

Die Projektwerberin argumentiert hingegen, maßgeblich sei allein das Speichervolumen. In den vergangenen fünf Jahren seien keine vergleichbaren Speicherprojekte im Gebiet genehmigt worden.
Kein UVP-Verfahren notwendig, Kostenschätzung
Das Projekt wurde am 11. Februar 2025 beim Land Vorarlberg zum UVP-Feststellungsverfahren eingereicht, welches am 9. September 2025 mit dem Bescheid, dass das Projekt keiner Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen werden muss, abgeschlossen wurde. Für die Silvretta Montafon liefert dieses Ergebnis eine wichtige Orientierung für den weiteren Planungsprozess.
Die Landesregierung folgte letztlich der Sichtweise des Unternehmens. „Keine Vorhaben der letzten fünf Jahre stehen im räumlichen und/oder zeitlichen Zusammenhang mit dem geplanten Projekt“, heißt es im Bescheid. Damit seien die Voraussetzungen für eine UVP nicht erfüllt. Der nächste Projektschritt ist nun eine Detailplanung.
Die Kosten für das Projekt schätzt die Silvretta Montafon auf rund sechs Millionen Euro.
Von Jörg Stadler und Joachim Mangard
(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)