Medientraining für über 14.000 Euro: SPÖ-Einwallner legt sich mit Landeshauptmann an

Reinhold Einwallner wirft Spitzenbeamten vor, das “Gefühl für die Lebensrealität der Vorarlberger” verloren zu haben. Der Landeshauptmann kontert sogleich.
“Man macht sich nicht besonders beliebt, wenn man am Abend noch eine Anfrage bespricht. Aber die Wahl des beliebtesten Oppositionspolitikers gewinne ich eh nicht, als nutze ich die Gelegenheit, eine Anfrage mit dem Landeshauptmann zu besprechen.” Zu Beginn seines Redebeitrags am Mittwochabend zu später Stunde im Landtag sorgte SPÖ-Kontrollsprecher Reinhold Einwallner für den ein oder anderen Lacher im Plenum. Er hatte jenes 14.580 Euro teure Medientraining plus Reisekosten und Abendessen auf Steuerkosten für Landesamtsdirektor Philipp Abbrederis und die vier Bezirkshauptleute in Wien von Anfang 2025 kürzlich in einer Anfrage thematisiert, die NEUE berichtete. Nun konfrontierte er Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) damit.
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“In einer Zeit, in der wir hier über Einsparungsmaßnahmen diskutiert haben, nimmt sich die Verwaltungsspitze ein Seminar in Wien, auf eigenen Wunsch.” Versuchen Sie sich zu erinnern, wann Sie den Herrn Landesamtsdirektor das letzte Mal in den Medien gesehen haben. Mir fällt nichts ein”, so Einwallner. “Es zeigt eine Haltung der Regierungs- und der Verwaltungsspitze in diesem Land, wenn man für (aufgerundet, Anm.) 15.000 Euro nach Wien fährt.” Es sei das “Verlieren eines Gefühls, wie die Lebensrealität im Land ist”, wetterte er.

Auch mit dem Landeshauptmann ging der Sozialdemokrat hart ins Gericht: “Sie hätten bei dieser Anfragebeantwortung die Möglichkeit gehabt, zu sagen: ‘Das ist eigentlich nicht in Ordnung.’ Aber Sie machen das Gegenteil und verteidigen diese Vorgangsweise. Braucht es das wirklich?” Die Freiheitlichen attackierte Einwallner ebenfalls: “Liebe FPÖ, wie geht’s euch denn damit?” Er schätze die Arbeit und das Engagement der Landesbediensteten enorm, man spüre aber auch die “Abgehobenheit der obersten Spitze”, so der SPÖ-Abgeordnete. Nachsatz: “Das (Ausgaben für Medientrainings, Anm.) stört mich auch in der eigenen Partei.”
Wallner kontert mit SPÖ-Medienschulungen
“Sie haben von Wertschätzung gesprochen und dann entdecken Sie zu späterer Stunde den Landesamtsdirektor und die Bezirkshauptleute als Feindbilder”, holte Landeshauptmann Markus Wallner umgehend zum Konter aus. In seiner Partei werde für ein Coaching 6000 Euro ausgegeben, spielte er auf die Medientrainings von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ). “In der Frage, was Politik und Beamte in diesem Haus für Repräsentation ausgeben, können wir es mit jedem einzelnen Ihrer Leute aufnehmen”, entgegnete er.

Den Bedarf für den Landesamtsdirektor und die Bezirkshauptleute begründet Wallner so: “Es geht darum, zu lernen, in einer Krisensituation richtig zu kommunizieren. Es kann Hochwasser oder Großbrände im Land geben, da wird der Bezirkshauptmann als einer der Ersten gefragt. Da geht es nicht nur um Medienkommunikation, sondern auch um interne Kommunikation. Wenn morgen was passiert, muss der Bezirkshauptmann an die Front und dann muss er’s können. Das gehört auch trainiert.” Über die Kosten könne man mit ihm immer sprechen, aber den Bedarf des Medientrainings infrage zu stellen, sei “an Polemik kaum zu überbieten.”
Frauenfeindliches Klima im Landtag?
Auch Grünen-Klubobmann Daniel Zadra meldete sich zur Rede Einwallners zu Wort: “Es war mucksmäuschenstill, alle haben zugehört und der Herr Landeshauptmann hat mit Contenance geantwortet. Hätte das eine Frau gemacht, ich wette, die Reaktion hier drinnen wäre ganz anders ausgefallen.”

Die Bezirkshauptleute und der Landesamtsdirektor hätten ein Medientraining sicher verdient, ob das in Wien stattfinden müsse, könne er nicht beurteilen, so Zadra. Er schlug die Brücke zum neu beschafften Dienstfahrzeug der Landesregierung: “Ich würde mir wünschen, dass wir über die Neuanschaffung eines Dienstfahrzeugs genauso intensiv diskutieren wie in einem Musikverein über den Kauf einer neuen Trompete für ein Kind diskutiert wird.”