„Tatort“ und subtile Botschaften

Was eine Fernsehserie bewirken kann und vielleicht auch bewirken will.
Von Kurt Bereuter
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Autor Felix Mitterer, der selbst Autor von „Tatort“-Fernsehfolgen war, erklärte einmal, dass der „Tatort“ die einzige Unterhaltungssendung ist, bei der aktuelle gesellschaftliche Probleme behandelt werden können. Ja, Mitterer hat recht, oft werden aktuelle gesellschaftliche Themen behandelt, von Gewalt im Suchtmilieu über Gewalt in der Familie bis zur organisierten Kriminalität. Was immer wieder auffällt, dass die Polizei mit ihren Protagonisten als Exekutive über die rechtliche Verfolgung von Täterinnen und Tätern entscheidet, in dem nicht weiter ermittelt wird oder einfach weggeschaut wird, weil der Getötete – meist sind es Männer, den Tod „verdient“ hat und das Opfer die drohende gerichtliche Strafe aus Sicht der Ermittler nicht. Wie zuletzt eine Frau nach jahrelangem Erdulden von häuslicher Gewalt. Die Moral und so etwas wie die ausgleichende Gerechtigkeit gewinnt gegen das staatliche gesetzte Recht.
Klar, ein Film, der „Tatort“, aber was übermittelt er für eine Botschaft? Nicht Gerichte entscheiden über Recht und Unrecht, sondern die Moral eines einzelnen – in dem Fall von Polizistinnen – einer Gruppe oder eben einer Gesellschaft. Das ist nicht Rechtsstaat, sondern Altes Testament: Wie du mir, so ich dir, Zahn um Zahn. Ohne rechtsstaatliches Verfahren, ohne Anklage und Verteidigung, ohne richterliches oder gerichtliches Urteil auf Grundlage von Gesetzen. Das ist ein Rückschritt in jene Zeit, in der es weder die Demokratie noch den Rechtsstaat gab.
Neben Fernsehfilmen gibt es die Medienberichterstattung über Gerichtsverfahren. In einem demokratischen Rechtsstaat hat diese ihre Bedeutung. Weil sie darüber berichtet, ob und wie jemand zur Verantwortung gezogen wurde oder eben nicht, weil sie generalpräventiv wirken kann, weil sie die Gesellschaft und mit ihr die Legislative auf gesetzliche Schwächen oder Unzulänglichkeiten hinweisen kann. Dass sie eine besondere Verantwortung hat, und eben ohne subtile Botschaften daherkommt, macht professionellen Journalismus aus. Für Kommentare dazu – wie dieser – gilt das gleichermaßen. Im besten Fall helfen sie einer differenzierten Einordnung des Geschehenen.