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SOS-Kinderdorf: Auch in Vorarlberg ist die Situation herausfordernd

03.11.2025 • 16:15 Uhr
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Missbrauchs- und Misshandlungsvorwürfe gegen SOS-Kinderdorf Österreich. In Vorarlberg keine unmittelbaren Auswirkungen auf Angebote und Programme. Die Situation für Mitarbeitende sowie Kinder und Jugendliche ist jedoch „herausfordernd“.

In Vorarlberg hat SOS-Kinderdorf unterschiedliche Programme und Angebote. Die Wohngruppen in Dornbirn und Bregenz bieten eine kurz- oder langfristige Betreuung für Jugendliche ab 14 Jahren an. Ein Team von ausgebildeten Sozialpädagoginnen und -pädagogen gibt den jungen Menschen ein Zuhause und begleitet sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Um jungen Menschen den Übergang in ein selbstständiges Leben zu erleichtern, gibt es auch das Betreute Wohnen. Schrittweise werden die Jugendlichen in ihrer Eigenverantwortung gestärkt; gleichzeitig verringert sich beim Übergang in ein selbstständiges Leben die Betreuung durch Erwachsene. Auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Krisen- oder Kriegsregionen finden hier ein neues Zuhause. Zudem erhalten ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngruppen von SOS-Kinderdorf bei der Anlaufstelle Beratung und Unterstützung, wenn sie als junge Erwachsene in schwierige Lebenssituationen geraten. Weiters hilft Rainbows Vorarlberg Kindern und Jugendlichen in stürmischen Zeiten – etwa bei Trennung, Scheidung oder Tod naher Bezugspersonen. Durch die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen erfahren auch die Eltern Entlastung in einer Zeit, in der sie selbst stark belastet sind.

Neue Vorwürfe

Derzeit überrollt SOS-Kinderdorf Österreich eine Welle von Misshandlungs- und Missbrauchsvorwürfen. Aktuell ist der Standort Nussdorf-Debant in Osttirol von Missbrauchsvorwürfen betroffen. Zwei Frauen, die in den 1990er-Jahren dort ihre Kindheit verbrachten, haben sich nach jüngsten Medienberichten über Übergriffe in den SOS-Kinderdörfern Altmünster, Hinterbrühl, Imst, Moosburg, Seekirchen, Stübing und einer Einrichtung in Wien an die APA gewandt. Sie berichten über erlebte und von ihnen wahrgenommene strukturelle, auch sexualisierte Gewalt.

Auswirkungen auf Vorarlberg

Die NEUE fragte bei SOS-Kinderdorf Österreich nach, ob die aktuellen Missbrauchsvorwürfe Auswirkungen auf die Angebote und Programme in Vorarlberg, wo kein klassisches Kinderdorf besteht, haben. „Die aktuellen Vorwürfe haben keine unmittelbaren Auswirkungen auf die laufenden Angebote in Vorarlberg. Alle Einrichtungen – von den beiden Wohngruppen in Dornbirn und Bregenz über Betreutes Wohnen bis zu Rainbows und der Anlaufstelle – arbeiten nach den österreichweit geltenden Kinderschutz- und Qualitätsstandards weiter und stehen unter enger behördlicher Aufsicht“, teilte SOS-Kinderdorf Österreich mit. „Unsere Pädagoginnen und Pädagogen sowie Fachkräfte in Vorarlberg leisten tagtäglich engagierte und professionelle Arbeit – sie begleiten Kinder und Jugendliche mit großem Verantwortungsbewusstsein und verdienen Respekt für ihre Arbeit. Natürlich ist diese Situation auch für unsere Mitarbeitenden sowie die betreuten Kinder und Jugendlichen herausfordernd. Die Pädagoginnen und Pädagogen sprechen offen mit den Jugendlichen über die aktuelle Berichterstattung, geben Raum für Gefühle, Sorgen und Fragen“, hieß es weiter.

Schritte gesetzt

Gleichzeitig gilt: „Nach der internen Bearbeitung der Vorfälle an den Standorten Moosburg und Imst wurden österreichweit Schritte gesetzt, die auch Auswirkungen auf die Arbeit in Vorarlberg haben. Seit 2023 bestehen verbindliche Kinderschutzrichtlinien, standardisierte Meldewege, Ombudsstellen und ein Compliance-System. Diese Strukturen sichern, dass sämtliche Angebote regelmäßig überprüft und nach höchsten Standards geführt werden.“
Die unabhängige Reformkommission unter der Leitung von Irmgard Griss untersucht aktuell alle bekannt gewordenen Kinderschutzverletzungen sowie mögliche strukturelle und kulturelle Ursachen innerhalb von SOS-Kinderdorf und wird ihre Arbeit auf alle Standorte – auch Vorarlberg – ausweiten, so SOS-Kinderdorf Österreich weiter. „Ziel ist eine lückenlose Untersuchung und daraus folgende Reformen, damit Kinderschutz überall oberste Priorität hat und nachhaltige Veränderungen in der gesamten Organisation verankert werden.“

Angebot ausbauen

Neben den bestehenden Wohngruppen in Dornbirn und Bregenz sind seitens des SOS-Kinderdorfes in Hohenweiler eine Kinderwohngruppe sowie im Oberland eine weitere Jugendwohngruppe geplant. Sind diese Vorhaben nun in Gefahr? „Nach aktuellem Stand nicht. Die Organisation hält an den Ausbauplänen fest, da der Bedarf in der Kinder- und Jugendhilfe bestehen bleibt. Sie werden, wie alle unsere Angebote, nach den bundesweit gültigen Kinderschutzstandards und unter Kontrolle der Kinder- und Jugendhilfe umgesetzt“, informierte SOS-Kinderdorf Österreich diesbezüglich über den neuesten Stand.