So reagieren Vorarlberger Schulen auf den Amoklauf in Graz

Auch in Vorarlberg sind viele Fragen nach dem Amoklauf in Graz offen. Wie man an der HAK Feldkirch und am Sacré Coeur Riedenburg damit umgeht.
Von Tobias Holzer und Jörg Stadler
Nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse in Graz zeigt sich: Die Schulen in Vorarlberg gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um – sowohl in der Art, wie sie darüber sprechen, als auch darin, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler dabei begleiten.
Wie aus Schülerkreisen zu erfahren war, richtete sich etwa der Direktor der Handelsakademie Feldkirch am Mittwochvormittag über die Lautsprecheranlage direkt an die Schulgemeinschaft: Er habe seine Anteilnahme für die Opfer und deren Angehörige ausgedrückt, zu einer Schweigeminute aufgerufen und betont, dass sich die Schüler bei ihren Klassenlehrerpersonen melden könnten, falls sie Redebedarf oder Fragen haben.

An den weiterführenden Schulen im Campus Sacré Coeur Riedenburg in Bregenz entschied man sich hingegen für eine andere Form der Ansprache: An die Erziehungsberechtigten erging am Dienstagabend eine E-Mail, in der Direktorin Maria Strolz das Vorgehen nach dem „tragischen Amoklauf an einem Gymnasium in Graz“ erläutert.

„Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen, den Angehörigen sowie der gesamten Schulgemeinschaft vor Ort“, erklärt sie direkt zu Beginn. Ein solches Ereignis werfe „auch bei unseren Schülerinnen und Schülern viele Fragen, Ängste und Unsicherheiten auf.“
Aufarbeitung im Klassenzimmer
Darum räumte man im Unterricht am Mittwoch und am Donnerstag Zeit ein, in der die Klassenvorstände in allen Klassen altersgerecht über das Geschehene sprechen und den Schülerinnen und Schülern „Raum für Fragen und Emotionen“ zu geben. „Zudem stehen unsere Schulpsychologin sowie unsere Beratungslehrkräfte für Gespräche zur Verfügung – sowohl für Kinder als auch für Sie als Eltern“, heißt es in dem Schreiben.

„Der Amokfall hat mich tief erschüttert“, erklärt Direktorin Maria Strolz im NEUE-Gespräch. „Wir haben mit der Sacré Coeur Graz eine Schwesternschule vor Ort, mit der ich gestern telefoniert habe. Die sind auch zutiefst betroffen, da zwei Schüler von an das BORG Dreischützengasse gewechselt sind. Es geht beiden gut, aber der Freund eines Schülers ist schwer verletzt worden“, berichtet sie ergriffen. „Schüler sind Schüler und Lehrer sind Lehrer, egal ob hier oder in Graz.“

Neben dem Elternbrief, den Strolz zwischen den aktuell laufenden Maturaprüfungen verfasst hat, wurden an der Kirche am Schulstandort Riedenburg auch die Türen geöffnet und die Osterkerze angezündet. „Einige Klassen sind am Vormittag mit hingegangen. Manche Schüler wollten was sagen, manche haben geschwiegen, einige haben geweint. Wir wollten Zeit und Raum dafür schaffen, den Gedanken und Emotionen Platz zu geben“, schildert Strolz.

Im Unterricht seien zwei Bereiche thematisiert worden: „Einerseits haben wir den emotionalen Bereich mit Gesprächen abgedeckt. Der zweite Teil, der die Schüler berührt hat, war praktisch: Wie würde das an unserer Schule aussehen? Und wie können wir uns schützen?“
Schultore werden nicht verriegelt
Auf diese Frage reagierte man in Riedenburg schon vorab: Unabhängig von Graz wurde in den letzten Monaten ein stiller Alarm installiert, der im Amokfall Lehrkräften eine Benachrichtigung auf ihre digitalen Endgeräte schickt. Außerdem gibt es in jedem Klassenzimmer einen gelb markierten Platz, an dem man vor Schüssen durch verschlossene Fenster und Türen geschützt ist. Die Schultore werden am Sacré Coeur Riedenburg aber nicht verriegelt, so Strolz: „Der Standortverwalter hat uns davon abgeraten, denn in der Regel sind Amok-Täter immer ortskundig. Sie finden immer einen Weg in die Schule.“

Abschließend will Maria Strolz betonen: „Es ist ganz wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler mit ihren Sorgen nicht alleine sind. Es gibt für alle Probleme eine Lösung.“