Eine japanische Welt als Bühne

Beim gestrigen Richtfest präsentierten die Verantwortlichen das neue See-Bühnenbild der Bregenzer Festspiele.
Seit Herbst kann man die Bauarbeiten auf der Seebühne in Bregenz beobachten, wo das Bühnenbild für „Madame Butterfly“ errichtet wird. Die Premiere der Oper von Giacomo Puccini wird am 20. Juli bei den Bregenzer Festspielen gezeigt. Die Musik von „Butterfly“ sei wie gemacht für den See, erklärte Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka beim gestrigen Richtfest auf der Bühne.
Erzählt wird die Geschichte der jungen japanischen Geisha Cio-Cio-San, die vom amerikanischen Marinesoldaten Pinkerton emotional und sexuell ausgebeutet wird. Ein Stück zusammengeknülltes Papier wird dafür die Bühne bieten. Die Idee stammte vom kanadischen Bühnenbildner Michael Levine Sie wird in einem dreidimensionalen Werk bestehend aus dem im Wasser treibenden Papier, der bemalten japanischen Landschaft und einem mit Elementen der amerikanischen Flagge bemalten Schiff realisiert.
Holzpfähle
Aus dieser Idee sind 1340 Quadratmeter Freifläche auf 119 Holzpfählen entstanden, die sechs Meter in den Seegrund hineinragen. Dafür mussten Taucher die Stahlträger unter Wasser montieren. Auf dieser Fläche erstreckt sich das 300 Tonnen schwere Papierbild aus der Holz- und Stahlkonstruktion, Styropor und Fassadenputz und ein etwa elf Meter langes Papierschiff.
Die Planung dafür dauerte zwei bis drei Jahre. Die Herausforderung dabei war, durch die richtige Perspektive eine Täuschung zu erreichen, wodurch die 300 Tonnen schwere Skulptur in der Form wie ein dünnes Papierblatt erscheint, erläuterte der Technikdirektor der Bregenzer Festspiele Wolfgang Urstadt. Neben Festspieltechnikerinnen und -technikern sind 30 Unternehmen an der Herstellung der Seebühnen-Kulisse beteiligt.
Serpentinenhaft
Die Bühne erstreckt sich 23 Meter hoch gegenüber der Tribüne und verläuft in einer „serpentinenhaften Abwärtsbewegung“, wie „Butterfly“-Regisseur Andreas Homoki die spezielle Bühnenkonstruktion beschreibt. Ein besonderes Highlight dabei ist der Vorderbühnenbereich, der zwar über Wasser liegt, sich jedoch bei steigendem Wasser darunter befinden wird.
Kostümbildner Antony McDonald bezeichnet die Bühne als „Geschenk“ für einen Kostümbildner und ideal dafür gebaut, Menschen und Bewegung zu zeigen. Die japanische Kleidung soll nicht rekonstruiert werden, dient aber als Inspiration für die Kostüme, bei denen die Silhouetten der Figurengruppen im Mittelpunkt stehen.
Probenbeginn Juni
Beim gestrigen Richtfest war der Rohbau bereits fertig. Der Innenausbau, Stiegen und Beleuchtungsturm fehlen noch. Das Festspiel-Werbemotiv für „Madame Butterfly“ mit einer Collage aus Papierboot, amerikanischer Flagge, japanischer Malerei und weiteren Elementen wird vermutlich noch eingearbeitet. Wenn im Juni die ersten Proben beginnen, soll das gesamte Bühnenbild inklusive Bemalung, Kaschur, Scheinwerfer und Lautsprecher bereits fertig sein.
Sieglinde Wöhrer