,,Geschäftsklima-Alarm” in Vorarlbergs Industrie

Aktueller Konjunkturausblick der Industriellenvereinigung mit negativen Vorzeichen: In jedem dritten heimischen Industriebetrieb droht ein Personalabbau.
1. Wie ist die aktuelle Lage der Unternehmen?
Antwort: Zwei Drittel der Befragten beurteilen die aktuelle Geschäftslage als unverändert schlecht gegenüber dem Vorquartal. Die Einschätzungen zum Auftragsbestand haben sich verschlechtert (von zuletzt -13 auf -22), bei den Auslandsaufträgen ist die Verschlechterung noch ausgeprägter (von -4 auf -31). 47 Prozent schätzen die aktuelle Ertragslage schlechter ein als im Vorquartal.
2. Wie sind die Erwartungen für die nahe Zukunft?
Antwort: Die Geschäftslage in sechs Monaten wird von 47 Prozent als unverändert und von 49 Prozent als schlechter als heute eingeschätzt. Die Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg spricht von einer deutlichen Eintrübung, da die Geschäftslage bereits im Vorquartal schlecht bewertet wurde. In punkto Ertragslage sehen die Erwartungen nicht viel besser aus. Nur jeder Achte geht von einer besseren Ertragslage aus, 41 Prozent sehen sie gleich wie jetzt, 47 Prozent schlechter.
3. Was bedeutet das für die Beschäftigten?
Antwort: Aufgrund der aktuellen Geschäftslage und der Erwartungen für die nächsten Monate gehen 56 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten in drei Monaten genauso hoch sein wird wie heute. 37 Prozent gehen dagegen von einer sinkenden Mitarbeiterzahl in ihrem Unternehmen aus. Nur sieben Prozent rechnen mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahl. IV-Geschäftsführer Christian Zoll rechnet damit, dass „nach Jahren der guten Konjunktur in nächster Zeit auch Mitarbeiter entlassen werden“. Dies zeige sich aktuell auch am Personalabbau in Vorarlberg. Im September verzeichnete das AMS um 450 Arbeitslose mehr als im Vorjahr. „Die Beschäftigungssituation ist also aufgrund des Abschwungs und der schwierigen Rahmenbedingungen mit den Kollektivvertragsverhandlungen nicht einfach. Es gibt aber auch viele Industriebetriebe, die nach wie vor qualifiziertes Personal suchen.“

4. Wie sieht es in den einzelnen Branchen aus?
Antwort: Hier sticht die Maschinen- und Metallindustrie hervor. Drei Viertel der befragten Unternehmen beurteilen die Geschäftslage derzeit als unverändert. In allen anderen Bereichen (unter anderem Auftragsbestand, aktuelle Auslandsaufträge und Ertragssituation sowie Produktionstätigkeit, Verkaufspreise, Produktionskapazität, Beschäftigtenstand und Geschäftslage in drei Monaten, weiters Ertragssituation in sechs Monaten) erwarten jedoch neun von zehn Betrieben deutlich schlechtere Aussichten. Dazu hat sich der Erwartungssaldo in fast allen Bereichen dramatisch verschlechtert. Als „kleinen Lichtblick“ bezeichnet die IV die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Hier schätzen rund zwei Drittel die Geschäftslage derzeit besser ein und erwarten hier in drei Monaten steigende Verkaufspreise. Zudem rechnet die Hälfte mit einer besseren Ertragslage in sechs Monaten. Alle Befragten sehen sowohl ihre Produktionstätigkeit als auch die Produktionskapazitäten und den Personalstand in drei Monaten unverändert gegenüber heute.
In der Textilindustrie berichten zwei Drittel von einer besseren aktuellen Auftragslage, aber ebenfalls zwei Drittel von einer schlechteren Ertragslage in sechs Monaten. In der Elektro- und Elektronikindustrie erwartet die Hälfte der Befragten in drei Monaten niedrigere Verkaufspreise. In der Verpackungsindustrie, ein traditioneller Frühindikator für die Wirtschaft, sehen fast alle ihre Geschäftslage, den Auftragsbestand und die Auslandsaufträge derzeit unverändert, aber mehr als ein Drittel erwartet niedrigere Verkaufspreise in drei Monaten und niedrigere Erträge in sechs Monaten.
5. Wie lautet das Fazit der IV?
Antwort: Die Stimmung im maßgebenden Wirtschaftsbereich der Industrie ist nach Angaben von IV-Geschäftsführer Christian Zoll „so schlecht wie seit 15 Jahren nicht mehr“. Darauf müsse man reagieren. Was für Zoll jetzt zählt, sind „vernünftige Ergebnisse in der aktuellen Herbstlohnrunde“. Überzogene Forderungen seien fehl am Platz, auch die Arbeitnehmervertreter müssten sich der besonderen Rahmenbedingungen bewusst sein, teilt Zoll in einer Aussendung mit. Und weiter: „Ein höherer Abschluss bei uns als in anderen Ländern bedeutet weniger Wettbewerbsfähigkeit und gefährdet unseren Standort, und damit den Wohlstand von Bevölkerung und Betrieben sowie die Sicherheit der Arbeitsplätze.“