Vorarlberg

Im Schnee wandern am Kristberg

30.12.2023 • 14:59 Uhr
Die Ausblicke auf der Tour sind wunderschön. <span class="copyright">vylet</span>
Die Ausblicke auf der Tour sind wunderschön. vylet

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet stapfen am Kristberg mit Schneeschuhen durch die verschneite Landschaft, freuen sich über die Tierspuren in der Nähe.

Zur Zeit des Jahreswechsels blickt man zurück aufs vergangene Jahr und nach vorne in die Zukunft des Neuen. Dabei gelingt es manchmal das Altbekannte neu zu entdecken. Dazu passt diese Wanderung sehr gut, denn der vom Sommer bekannte Weg wird in seiner weißen Pracht neu erlebt. Die Schneeschuhe an den Füßen verstärken das Gefühl, auf abenteuerliche Art Neuland zu erkunden.

Bergstation nach Ganzaleita

Bei Winterwanderungen und Schneeschuhtouren sind das Wetter und die aktuelle Lawinensituation bei der Tourenplanung zu beachten. Informationen für diese Wanderung findet man unter anderem auf der interaktiven Karte des Montafon-Tourismus und direkt bei der Kristbergbahn. Ab der Bergstation der Kristbergbahn weisen die pinkfarbenen Winterwegweiser den Weg nach Falla, dem höchsten Punkt der Rundtour. Die ersten Meter geht es auf dem breiten und planierten Weg zum Panoramagasthof, wo der Schneeschuhtrail beginnt. An der St.-Agatha-Kapelle vorbei, führt der Weg bald danach in den Wald. Nach einem ersten kurzen Aufstieg wird die Senke beim kleinen Hugelsee erreicht. Ab hier wechseln sich steile Anstiege und flachere Passagen ab. Beim Aussichtspunkt Ganzaleita angekommen, schaut man auf die schneebedeckten Gipfel des Klostertals.

Durch Waldlichtungen

Das freie Gelände des Bergrückens ist von Fichten umgeben. An manchen Exemplaren fallen die vielen Zapfen speziell ins Auge. Fichten sind besonders frosthart und ihre spitzen Nadeln bleiben bis zu sechs Jahre am Baum, bevor sie abgeworfen werden. Im Wald blühen sie erst ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren. Die nach der Blüte gebildeten Zapfen brauchen etwa drei Jahre für ihre Verholzung und die Reife der Samen und fallen dann ab.

Die schneereiche Landschaft am Kristberg. <span class="copyright">vylet</span>
Die schneereiche Landschaft am Kristberg. vylet

Am weiteren Weg zum nächs­ten Waldstück sind auch verschiedene Spuren von Waldbewohnern im Schnee zu sehen. Bei der nächsten Abzweigung besteht die Möglichkeit die Tour abzukürzen und direkt nach Fulateia abzusteigen. Dies empfiehlt sich auch, wenn man mit Schneeschuhen ohne Harschkrallen unterwegs ist. Der folgende Aufstieg bietet immer wieder eine herrliche Aussicht über die weißen Bergspitzen des Kloster- und Silbertals, führt aber durch steiles Gelände. Kurz vor dem Sommer-Aussichtspunkt Falla schwenkt der ­offizielle Weg nach links, der höchste Punkt der Tour ist erreicht. Nur leicht verliert der Weg im bewaldeten Steilhang an Höhe.

Sonniger Rückweg

Durch den lichteren Baumbestand sind immer wieder die Berge des Montafons zu sehen. Beim kleinen Hügelzug mit der markanten Kuppe, dem Plengalangkopf, tritt man aus dem Wald. Der romanische Ortsname bezieht sich auf eine Ebene bei einem Schotterkegel oder auch Lawinenzug. Sicher ist der kleine Hügel ein willkommenes Fotomotiv. Ab hier ändert der Weg die Richtung, man geht wieder auf den Kristberg zu. Noch ein steilerer Hang ist im Abstieg zu queren, ehe ab Fulateia auf einfachen Wegen Maschleu erreicht wird. Der Schnee ist in diesem von der Sonne stärker beschienenen Teil der Wanderung nun merklich weicher als im Aufstieg. Heubargen und Maisäßhütten am Wegesrand tragen mit ihren Schneehauben zum romantischen Bild der Landschaft bei. Ab dem breiten, planierten Winterwanderweg geht es zum Schluss noch einmal bergauf. Dabei kommt man am Panoramagasthof und an der Knappastoba vorbei, die zu einer Stärkung einladen, bevor man wieder ins Tal schwebt.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Schneeschuhwanderung am sonnigen Hang des Kristbergs, eingebettet in einer romantischen Schneelandschaft mit fantastischer Bergsicht

Anforderung und Gehzeit: es sind gesamt circa drei Stunden Gehzeit und circa 424 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs

Charakter der Wege: Pfad im Schnee

Markierungen: pinkfarbene Winterwegweiser, „Schnee-Erlebnis-Plan“-Winterkarte = Route 2b

Kultur und Natur: winterlicher Wald, Bergknappenkapelle am Kristberg, Aussichtspunkte Ganzaleita und Falla

Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Schneeschuhe, Stöcke

Einkehrmöglichkeiten: Panoramagasthof, Knappastoba am Kristberg

Start und Ende: Bergstation Kristbergbahn, Buslinie 680 Haltestelle Silbertal Kristbergbahn

Die Geschichte der Schneeschuhe

Schneeschuhe wurden schon vor langer Zeit von den Bewohnern schneereicher Regionen entwickelt. Die Form variierte je nach Gebrauch und verfügbaren Materialien. Der Grieche Strabon (circa 63 bis 24 vor Christus) erwähnte den Gebrauch von Schneeschuhen aus Holz in Armenien und solchen aus Leder im Kaukasus. Die Grundmerkmale historischer Schneeschuhe sind der Holzrahmen und die Bespannung. Die Inuit (von Inuktitut = Menschen) im Norden Kanadas und auf Grönland und die etwas südlich lebenden Ureinwohner Amerikas, die Ayisiniwok (= wahre Menschen) entwickelten und nutzten ebenfalls verschiedene Schneeschuhe. Letztere verwendeten die Bezeichnung Eskimo, was in ihrer Sprache „Schneeschuhflechter“ bedeutet, für alle Stämme, die nördlich von ihrem Siedlungsraum lebten. Zur Bespannung wurden Tiersehnen oder Leder verwendet. Der älteste erhaltene Schneeschuh Europas wurde am Gurgler Eisjoch auf 3134 Metern in Südtirol gefunden. Er stammt aus der Jungsteinzeit um circa 3800 bis 3700 vor Christus und ist circa 500 Jahre älter als die Gletschermumie „Ötzi“. Aus einem etwa eineinhalb Meter langen Birkenast wurde der Rahmen, aus pflanzlichem Material die Bespannung gefertigt. Die modernen Sportgeräte ähneln ihren historischen Vorgängern. Für flacheres Gelände und Tiefschnee kommen längere Schneeschuhe mit Alurahmen zum Einsatz, im alpinen Gelände werden kürzere verwendet, deren Unterseite mit Harschkrallen und Spikes ausgerüstet ist. Der bewegliche Fußteil, die gezackten Metallprofile und vor allem die Krallen geben im steilen Gelände und auf Harsch Halt.

So sehen Schneeschuhe in der heutigen Zeit aus. <span class="copyright">vylet</span>
So sehen Schneeschuhe in der heutigen Zeit aus. vylet

Quellen: kristberg.at; montafon.at; Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Archäologie; Tannen, Verlag Naturkunden; interaktive Karte „Schnee-Erlebnis-Plan“ auf www.montafon.at/kristberg/de; Karte: BEV 1230 Ost Schruns, Übersichtskarte Kristbergbahn Schneezeit 23/24

Blumenkunde

Die Zapfen der Fichte (Picea abies = Rottanne) sind vom Boden aus gut zu sehen und ein gutes Merkmal, um sie von der Tanne zu unterscheiden. Die weiblichen Fruchtkörper der Fichte, also die Zapfen, hängen nach unten und fallen als Ganzes ab. Jene der Tanne stehen aufrecht, die Schuppen fallen, wenn sie reif sind, einzeln ab und die Spindel bleibt auf dem Baum. Fichten sind frostharte Flachwurzler, bevorzugen feuchtkalte Standorte in hohen Lagen wie hier am Kristberg.

Die Zapfen der Fichte. <span class="copyright">vylet</span>
Die Zapfen der Fichte. vylet