Türkis oder Schwarz? Julian Fässler ist gelb

Mit der NEUE am Sonntag spricht der designierte Neo-Bürgermeister über seine Pläne für Dornbirn, die Situation rund um den FC Dornbirn, Brennpunkt Bahnhof, Stadtpolitik, Messepark-Erweiterung und sein Verhältnis zu Sebastian Kurz und der jetzigen ÖVP.
Sie sind derzeit viel unterwegs, kürzlich im Hatlerdorf. War das eine Abschiedsrunde mit der ehemaligen Bürgermeisterin oder eine Vorstellungsrunde für Sie?
Julian Fässler: Beides. Wir verstehen diese Übergabe als einen Staffelstab, den wir in voller Geschwindigkeit übergeben, falls die Wähler dies so möchten. Von Frühling bis Herbst sind wir allgemein in den Bezirken unterwegs und halten drei Sprechstunden im Monat ab. Dies ermöglicht es den Bürgern, ihre Anliegen direkt vor Ort vorzutragen, ohne ins Rathaus kommen zu müssen. Diesmal waren wir eben im Hatlerdorf.
Warum haben Sie sich entschieden, im Frühjahr 2025 das Amt des Bürgermeisters zu übernehmen und sich der Wahl zu stellen?
Fässler: Zunächst einmal liebe ich diese Stadt. Sie liegt mir sehr am Herzen, und ich bin seit einigen Jahren mit großem Engagement dabei. Dornbirn hat enormes Potenzial, und es gibt noch viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Unsere Vorgängergenerationen haben viel richtig gemacht und den Grundstein gelegt, auf dem wir weiter aufbauen können. Und wir müssen wieder mehr ins Tun kommen. Ich denke, dass wir mutige Schritte wagen müssen, um einen positiven Spirit in die nächsten Jahre zu bringen.
Eigentlich wäre Juliane Alton (Grüne) jetzt Vizebürgermeisterin, In der Stadtvertretung kam es zu einer unerwarteten Wendung. Haben ich die Wogen hier geglättet?
Fässler: Wir haben nichts mit irgendwelchen Deals zu tun, die über die Köpfe der Stadtvertreter hinweg beschlossen wurden. Es war eine demokratische Wahl, und wir versuchen nun, sachlich und konstruktiv zusammenzuarbeiten. Juliane Alton und ich haben manchmal unterschiedliche Positionen, die sich aber auch überschneiden können. Es geht darum, einen gemeinsamen Stil zu finden. Manche Grünen sind schwierig im Umgang, aber es gibt auch viele, mit denen ich sehr gerne zusammenarbeite.

„Chaos-Tage“ beim FC Dornbirn: Wie steht es um den Verein?
Fässler: Natürlich sind wir unglücklich über die derzeitige Situation. Der FC Dornbirn ist ein traditionsreicher Verein mit über 250 Jugendlichen und Kindern im Training. Es ist wichtig, dass dieses Angebot weiterhin besteht. Was die Kampfmannschaft betrifft, so ist das Sache des Vereins und sollte nicht mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Für die Kinder und Jugendlichen müssen wir Lösungen finden.
Es gab auch kritische Stimmen bezüglich einer möglichen Rettung des Vereins mit Steuergeld. Wie gehen Sie damit um?
Fässler: Wir haben eine sehr faire Sportförderrichtlinie, die wir gemeinsam mit dem Ausschuss erarbeitet haben. Der FC Dornbirn hat keinen Rechtsanspruch auf Fördergelder, kann aber genauso wie jeder andere Verein einen Antrag stellen. Das heißt aber nicht, dass wir einen Profibetrieb finanzieren.
Aktuell ist die EM in aller Munde – auch in Dornbirn?
Fässler: Wir haben während der Europameisterschaft ein großes Public Viewing im Kulturhauspark, das privat organisiert und finanziert wurde. Ab dem Halbfinale wird es ein großes Event am Marktplatz geben, das von den Bars organisiert wird. Solche Veranstaltungen sind wichtig, aber wir müssen auch Rücksicht auf die Anwohner nehmen.
Wie attraktiv ist die Dornbirner (Nacht-)Gastronomie?
Fässler: Es gibt schon seit mehreren Jahren Gespräche mit Bewohnern der Innenstadt, die ihren Unmut über nach Hause gehende Nachtschwärmer und die damit verbundene Lärmbelästigung äußern. Wir versuchen, auf eine sympathische Art darauf aufmerksam zu machen, dass wir uns wirklich freuen, wenn man in unserer Stadt feiert und sich frei bewegt. Gastronomie ist immer im Wandel.
Dornbirn im Umbruch: Wie steht es um die Bautätigkeiten in der Innenstadt?
Fässler: Die Schulgasse bleibt leider eine Baustelle, da rechtliche Verfahren laufen und die Nachbarn Klage eingereicht haben. Wir hoffen auf baldige Entscheidungen vom Landesverwaltungsgericht. Wir arbeiten jetzt daran, die gesamte Marktstraße neu zu gestalten. Es wird eine Einbahnregelung geben, der Verkehr wird reduziert, und wir schaffen mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. Es wird neues Stadtmobiliar und 38 Bäume in diesem Planungsbereich geben. In der Eisengasse und Viehmarktstraße tut sich ebenfalls viel. Der Vorarlberger Hof wird neu errichtet, es wird wieder Gastronomie, Wohnraum und Seminareinrichtungen geben.
Der Bahnhof Dornbirn steht im „Vokus“. Wie sicher ist die Stadt aus Ihrer Sicht?
Fässler: Die subjektive Sicherheit der Menschen ist für uns entscheidend. Wir tun alles, um sicherzustellen, dass sich die Menschen am Bahnhof sicher fühlen. Dazu gehören uniformierte Polizisten, Überwachungskameras, Streetworker und ein Kulturprogramm. Wir sind bereit, noch mehr zu tun, wenn es notwendig ist.

Wie geht man mit der geplanten Messepark-Erweiterung um?
Fässler: Von Anfang an war klar, dass wir keine Bauchentscheidungen treffen wollen, sondern faktenbasierte. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass eine Erweiterung des Messeparks unter Auflagen möglich ist. Diese Auflagen sind streng und wurden in einem Raumplanungsvertrag festgelegt. Gleichzeitig müssen wir unsere Hausaufgaben in der Innenstadt machen und kontinuierlich daran arbeiten, sie attraktiv zu gestalten.
Als ÖVP-Politiker: Wie stehen Sie zur aktuellen politischen Situation auf Bundesebene?
Fässler: Die Bundesregierung hat in einer sehr schwierigen Zeit ihre Arbeit aufgenommen und Entscheidungen getroffen, die nicht einfach waren. Der jetzige Streit in der Koalition tut sicherlich nicht gut. Wir brauchen eine handlungsfähige Regierung. Ich glaube, dass wir einen sehr guten Bundeskanzler haben und dass wir die Koalitionszeit vernünftig zu Ende bringen sollten. Es ist wichtig, dass wir rasch wieder eine Regierung bilden und nicht zu lange mit Koalitionsverhandlungen beschäftigt sind.
Sie waren schon seit JVP-Zeiten enger Vertrauter von Sebastian Kurz. Würden Sie sich im Nachgang als türkisen oder schwarzen ÖVP-Politiker bezeichnen?
Fässler: Ich kenne Sebastian Kurz seit vielen Jahren und schätze ihn sehr. Ich sehe mich als gelben ÖVP-Politiker, was sich auf unsere langjährige Tradition in Dornbirn bezieht. Schwarz war immer schwierig für Wahlplakate, daher sind wir bei einem freundlichen Gelb geblieben. Mein Fokus liegt voll und ganz auf Dornbirn, und wir möchten klar machen, wofür wir stehen.
Zum Abschluss: Warum sollte die Dornbirner Bevölkerung bei der nächsten Wahl für Sie und die ÖVP stimmen?
Fässler: Wir stehen für eine vernünftige Politik und versuchen, die richtigen Akzente zu setzen. Wir bieten ein breites Angebot für die politische Mitte und setzen uns für Familien, Arbeitsplätze und den Erhalt unserer Natur ein. Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden und nicht in Extreme zu verfallen. Ich bin überzeugt, dass wir in Dornbirn vieles richtig machen und dies auch weiterhin tun werden.
Zur Person
Julian Fässler
Seit 15. Dezember 2022 ist der 38-Jährige Vizebürgermeister in Dornbirn. Der ÖVP-Politiker war Landtagsabgeordneter und ist im Stadtrat für die Ressorts Stadtentwicklung und Verkehrsplanung, Öffentlicher Personennahverkehr, Sport und Sportstätten sowie Projektkoordination zuständig. Im Frühjahr 2025 kandidiert der verheiratete Familienvater für das Bürgermeisteramt.
