Wohlverdiente Pension für Schnitzel-Legende

Michael Hirschauer, Wirt des Rössle Thüringen und Erfinder des berühmten „Elefantenohrs“, geht in den vorzeitigen Ruhestand.
Heute ist ein besonderer Tag für das Gasthaus Rössle in Thüringen: Michael Hirschauer, der Wirt des traditionsreichen Hauses, geht mit 58 Jahren in den Ruhestand. Der gebürtige Vorarlberger, der durch sein legendäres „Elefantenohr“-Schnitzel überregional bekannt wurde, blickt auf eine Karriere voller kreativer Ideen, harter Arbeit und einzigartiger Momente zurück.

Anfänge einer Legende
Alles begann 1992 im Sägerhof in Feldkirch-Gisingen. „Wie viele vor uns hatten auch wir die Idee eines großen Schnitzels“, erzählt Michael. Doch anders als bei anderen sollte dieses Schnitzel nicht nur groß, sondern ein echtes Erlebnis sein. Gemeinsam mit seinem Bruder Sigi entwickelte er die Idee weiter. Zunächst wollten sie das Riesen-Schnitzel „Schweineohr“ nennen. Doch Sigi fand, dass dieser Name der Größe des Schnitzels nicht gerecht wurde. Die Inspiration kam schließlich vom Circus Knie, der damals in der Nähe gastierte. „So entstand der Name ‚Elefantenohr‘“, erinnert sich Michael.

Die besondere Verbindung zum Zirkus hielt noch eine Weile an. Nur ein Jahr später lud Michael den Zirkusdirektor ins Gasthaus ein, um ihm das Elefantenohr zu präsentieren. Dieser erschien – zur Überraschung der Gäste – mit zwei Elefanten. Michael durfte sogar auf einem der Tiere reiten. „Das werde ich nie vergessen, und unsere Gäste erst recht nicht“, sagt er schmunzelnd.

Wetten und viel Alufolie
Das „Elefantenohr“-Schnitzel entwickelte sich schnell zum Aushängeschild. Anfangs wog es 350 Gramm, doch die Nachfrage nach immer größeren Portionen ließ das Schnitzel wachsen. Heute bringt es zwischen 900 Gramm und einem Kilogramm auf die Waage. „Etwa jeder Zwanzigste, der es probiert, schafft es, das ganze Schnitzel zu essen“, berichtet Michael. Nicht selten werden dabei Wetten abgeschlossen, ob es jemand schafft, den Teller leer zu räumen.
Doch nicht nur im Gasthaus sorgt das Elefantenohr für Furore. Viele Gäste nehmen die Reste mit nach Hause, weshalb der Verbrauch an Alufolie im Rössle enorm ist. „Wir lachen oft darüber, wie viele Elefantenohren für ganze Familien abgeholt werden“, erzählt Michael. Neben dem berühmten Schnitzel entstanden in seiner Küche auch andere kreative Gerichte wie der „Elefantenrüssel“, ein gigantischer Fleischspieß mit zusätzlichen Beilagen.

Bewegtes Gastronomenleben
Nach dem Erfolg im Sägerhof führte Michael seine Schnitzel-Kreationen in der Krone in Gisingen weiter, bevor er 2005 das Gasthaus Rössle in Thüringen übernahm. Mit seiner Frau Hanni baute er das Rössle zu einer Institution aus. Das urige Gasthaus, bekannt für seine gemütliche Atmosphäre und die herzliche Gastfreundschaft, wurde 2024 zum „Wirtshaus des Jahres“ im Bezirk Bludenz gekürt.

Doch das Leben als Gastwirt fordert seinen Tribut. Zwei Herzinfarkte und weitere gesundheitliche Herausforderungen zwangen Michael, seine Karriere früher als geplant zu beenden. „Es war keine leichte Entscheidung, aber ich möchte meine verbleibenden Jahre gesund und aktiv genießen“, sagt er. Besonders schätzt er die vielen Erinnerungen und Begegnungen, die er während seiner 34-jährigen Laufbahn erleben durfte. „Die Zuneigung der Gäste war mir immer wichtiger als der geschäftliche Erfolg. Dieser kommt von selbst, wenn man mit Leidenschaft arbeitet.“
Qualität und Quantität
Für Michael war die Qualität seiner Speisen immer das oberste Gebot. „Viele Gasthäuser sparen heute an der Qualität, doch ein echtes Schnitzel muss aus einem Stück Fleisch bestehen, saftig sein und nicht hauchdünn“, erklärt er. Auch eines der letzten Elefantenohren, das er für die NEUE zubereitete, hält diesem Anspruch stand: goldbraun gebraten, über einen Zentimeter dick und serviert mit klassischem Kartoffelsalat – ein Genuss wie aus Großmutters Küche.


Abschied in Dankbarkeit
Die Entscheidung, das Gasthaus Rössle aufzugeben, fällt Michael und seiner Frau Hanni nicht leicht. „Das Rössle war unser Zuhause, unser Lebensmittelpunkt. Wir haben viel investiert – nicht nur Arbeit, sondern auch Herzblut.“ Der Abschied sei jedoch notwendig, um Platz für einen neuen Lebensabschnitt zu schaffen. „Ich freue mich darauf, Zeit für Dinge zu haben, die ich bisher vernachlässigen musste, sei es Reisen, Familie oder einfach mal die Ruhe zu genießen.“
Gleichzeitig hofft Michael, dass das Rössle in guten Händen bleibt. Ein Nachfolger, der das Gasthaus mit Leidenschaft weiterführt, wird noch gesucht. Interessierte können sich direkt an das Gasthaus wenden. „Es wäre schön, wenn das Rössle mit seiner Tradition weiterlebt“, betont er.
