Welche Schätze das Fundbüro Feldkirch zu bieten hat

Das Fundbüro in Feldkirch zählte vergangenes Jahr 1.365 Fundgegenstände. In den Kisten und Schränken verbirgt sich aber auch die eine oder andere Kuriosität.
“Lost and found“, verloren und gefunden. Viele Menschen wissen heutzutage gar nicht mehr, dass es abseits des Internets und der Polizei auch noch andere Möglichkeiten gibt, verlorene persönliche Gegenstände wiederzufinden. Nämlich das Fundamt.
In Feldkirch arbeiten Susanne Wichser und Manuela Salzer bei genau diesem. Sie nehmen täglich verlorene Gegenstände entgegen und arbeiten daran, dass diese bestenfalls auch wieder ihren rechtmäßigen Besitzer, oder ihre rechtmäßige Besitzerin wiederfinden. „Es ist ein bisschen wie Detektivarbeit“, findet Wichser. „Wir müssen die Personen ausfindig machen, denen die Gegenstände gehören, müssen bei Behörden nachfragen. Jeder Tag ist anders“, sind sich die beiden Frauen einig.

Polizeistatue und Arztkittel
Von Schlüsseln, über eine ganze Box mit Handys, Kopfhörer, oder Geldtaschen und Handtaschen ist alles mehr oder weniger Gewöhnliche dabei. Wenn Wichser die Kiste mit den Fundgegenständen allerdings hervorholt, findet man auch alle möglichen anderen Dinge darin.

Da wäre zum Beispiel eine Jeansjacke. Es bleibt zu hoffen, dass der Besitzer, oder die Besitzerin sie nicht im Winter verloren hat.
Auch eine komplette Kameraausrüstung, sogar noch in der dazu passenden Kameratasche, findet sich in der Kiste wieder. Aber damit nicht genug. Eine blaue Tasche mit unzähligen Medikamenten und ein farblich dazu passender Zahnarztkittel finden sich unter den Fundgegenständen. Das Highlight folgt allerdings zum Schluss: die lebensgroße Statue eines Polizisten. „Die waren von einigen Jahren mal in der Stadt aufgestellt. Irgendwann hat jemand eine davon bei uns abgegeben“, erinnert sich Salzer.

Seitdem wird der lebensgroße Ordnungsmann im Schrank aufbewahrt. Auch Gebisse finden sich hin und wieder in den Boxen des Fundbüros, diese müssen aber nach einer gewissen Frist weggeschickt werden.
Leute glücklich sehen
„Bevor ich hier angefangen habe zu arbeiten, wusste ich selbst nicht, dass es Fundämter noch gibt“, erzählt Wichser. Weil eine Stelle frei wurde, wechselte sie vor zweieinhalb Jahren in diesen Beruf und ist heute mehr als zufrieden damit.
Fundgegenstände werden jeden Tag abgegeben, Tage ohne ein verloren und gefunden gibt es nicht. „Das schönste Gefühl ist es, wenn man die Dankbarkeit der Menschen erfährt“, finden die beiden Frauen. „Wenn man es schafft, etwas zurückzugeben, das ist wunderbar.“

Dazu fällt Wichser eine ganz besondere Geschichte ein, die noch gar nicht allzu lange her ist. „Da war ein Herr, der seinen Autoschlüssel verloren hatte, er war allerdings nicht von hier, sondern aus Innsbruck. Der Ersatzschlüssel war dementsprechend auch in Innsbruck und er hatte weder die Möglichkeit, in sein Auto zu kommen, noch, mir zu beweisen, dass es sein Schlüssel war“, erzählt Wichser.

Normalerweise muss bei jedem Gegenstand, der abgeholt wird, detailliert nachgewiesen werden, dass man der rechtmäßige Besitzer ist. Bei Schlüsseln zum Beispiel muss ein Duplikat zum Abgleich mitgebracht werden. Doch Wichser erkannte die Not des Mannes und machte eine Ausnahme. „Ich lief mit ihm zum Auto, es stand sowieso ganz in der Nähe. Er sperrte es auf und ich hatte damit die Bestätigung, dass der Schlüssel ihm gehörte. Er war unglaublich glücklich.“

Kein Interesse mehr
Auch bei Handys oder Geldtaschen muss akribisch nachgewiesen werden können, dass man der rechtmäßige Besitzer ist.
Dabei werden von Mitarbeitenden, wie es Wichser und Salzer sind, Fragen zum Inhalt gestellt. Handys müssen vor dem jeweiligen Mitarbeitenden entsperrt werden und es muss beschrieben werden, welche Apps sich auf dem Handy finden und wie das Hintergrundbild aussieht. Doch eines ist für die beiden Frauen deutlich spürbar. „Viele Menschen kommen ihre Sachen gar nicht mehr holen, obwohl sie wissen, dass sie hier liegen“, sagen sie. Es sei selbstverständlich geworden, sich verlorene Gegenstände einfach nachzukaufen, viele würden sich gar nicht mehr die Mühe machen, in ein Fundbüro zu gehen. Generell werden Fundgegenstände in zwei Kategorien eingeteilt. Unter einem Wert von 100 Euro werden sie für sechs Monate im Fundbüro gelagert, bei einem Wert über 100 Euro für ein Jahr lang. Wie viel Wert ein gefundener Gegenstand hat, besonders bei Schmuck oder optischen Brillen, lassen die Mitarbeitenden von Experten schätzen.
Großer organisatorischer Aufwand
Alle Genstände werden von einem digitalen System erfasst. „Viele Leute wissen gar nicht, wie viel Aufwand eigentlich hinter jedem einzelnen Fundstück steckt. Mit Expertenschätzung, Eingabe in unser System und allem anderen organisatorischen Aufwand, sind das schon einmal gut und gerne eineinhalb Stunden pro Stück“, erklären sie. Werden Fundstücke nicht abgeholt, werden sie nach der jeweiligen Aufbewahrungsdauer vernichtet, oder an die Stadt Feldkirch veräußert. Handys werden unter anderem auch gespendet.

Im Jahr 2024 wurden zwischen Jänner und Dezember 1.365 Fundakten abgegeben. Was dabei wichtig ist: beispielsweise bei Geldtaschen werden alle Karten einzeln erfasst. Es können also pro abgegebenes Fundstück mehrere Einzelteile ins System aufgenommen werden. Einen fest vorhergesehenen Finderlohn gibt es für die abgegebenen Sachen übrigens nicht. Das könne lediglich zwischen Finder und Besitzer ausgemacht werden, sei aber keinesfalls verpflichtend.

Außerdem empfiehlt Wichser, auf jedem Handy einen sogenannten Notfallkontakt einzurichten. Das ist eine Telefonnummer, die auch von einem gesperrten Handy aus angerufen werden kann. Das würde in der Arbeit im Fundbüro vieles erleichtern und die rechtmäßigen Besitzer und Besitzerinnen könnten besser ausfindig gemacht werden.