Tätowierte Preisträgerin mit sozialer Ader

Ipek Dickmann ist ausgebildete Fitnesstrainerin, schulte aber zur Pflegekraft um. Die dreifache Mutter hat außerdem eine Leidenschaft für Tattoos, wofür sie schon einen Hauptpreis gewann.
Pflegeberufe – warum tut man sich das freiwillig an?“, fragen sich die ein oder anderen Nörgler. Dass jemand seinen Beruf aufgibt, um eine solch verantwortungsvolle und zum Teil auch stressige Arbeit anzunehmen, können viele nicht vorstellen. „Ich mache meinen Beruf mit Leidenschaft und von ganzem Herzen gern“, erklärt Ipek Dickmann. Die 40-Jährige war Fitnesstrainerin, orientierte sich beruflich aber neu und startete eine Ausbildung als Pflegeassistentin. Seit drei Jahren arbeitet die Meiningerin nun schon als Altenpflegerin in Rankweil. Vorurteile gegen die Pflege – Ipek Dickmann zertrümmert sie mit dem Vorschlaghammer.
„Ich bin ein Mensch, der sich ständig weiterentwickeln möchte und nie stehen bleiben kann. So kam ich zur Lebenshilfe. Dort habe ich entdeckt, dass ich für Menschen da sein und im Alltag begleiten will“, erklärt die Meiningerin, wieso sie sich für diesen Karriereweg entschieden hat. „Mein Job gefällt mir nach wie vor sehr gut, ich gehe jeden Tag gern arbeiten.“
Ein Faible für Tattoos
Eine weitere große Leidenschaft der dreifachen Mutter sind Tattoos. Mit 21 ließ sich Dickmann ihr erstes Tattoo stechen: eine Lilie. „Damit bin ich auf den Geschmack gekommen“, erzählt die Meiningerin. „Körperkunst mochte ich schon immer. Florale, sinnliche Tattoos gefallen mir am besten.“ Inzwischen sind zahlreiche weitere Motive auf der Haut der heute 40-Jährigen dazugekommen. „Wie viele es sind, weiß ich gar nicht. Ich habe nie gezählt“, lacht Dickmann. „Man kann sagen, ich bin vom Kopf bis zu den Schenkeln tätowiert.“
Dabei folgt sie einem Gesamtkonzept, in das sich jedes neue Tattoo einfügt: „Ich setzte mich lange mit jedem Motiv auseinander, bevor ich es mir stechen lasse.“ Auf die Frage, welches ihr am besten gefällt, muss sie ein wenig überlegen. „Jene am Gesicht und am Hals mag ich am liebsten. Aber ich liebe alle meine Tattoos.“

Wie ein Nudelsieb
Die älteren Menschen im Pflegeheim seien ihren Tattoos gegenüber neugierig eingestellt. „Sie fragen mich oft: ‚Hat das wehgetan?‘, oder ‚Bleibt das auf der Haut, bis du stirbst?‘ Das erkläre ich ihnen auch gern, da bin ich sehr offen“, erklärt Dickmann. Dann fällt ihr eine Anekdote ein und muss sie lachen: „Ein älterer Mann hat einmal zu mir gesagt, ich sehe aus wie ein Nudelsieb, weil ich doch über gestochen sei. Ich entgegnete, man könne die Löcher doch gar nicht sehen. Er hat meine Tattoos halt mit einem Nudelsieb verbunden.“ Eine Frau im Pflegeheim habe sie mit einem Seemann assoziiert. „Aber negative oder beleidigende Erfahrungen habe ich mit den Tattoos im Pflegeheim nie gemacht“, schildert Dickmann.
Im letzten Jahr stellte sich die Meiningerin mit ihren Tattoos auf der „4 Länder Tattoo Convention“ erstmals einem Miss-Wettbewerb in diesem Bereich. „Meine Kinder haben gesagt: „Du bist so eine Rampensau, da musst du unbedingt mitmachen. Aus Spaß habe ich mich dann angemeldet“, schmunzelt Dickmann. „Plötzlich erhielt ich einen Anruf, dass ich unter den ersten zehn bin. Vor Ort sollte ich eine Show abliefern. Innerhalb von anderthalb Stunden habe ich mir eine Choreografie überlegt“, schildert sie.
Zur ihrer großen Überraschung gewann die 40-Jährige und wurde „Miss 4 Länder Tattoo Convention“: „Ich konnte es zuerst gar nicht realisieren. Aber es hat mir wahnsinnig viel Spaß auf der Bühne gemacht.“ Für die diesjährige Ausgabe der „Miss 4 Länder Tattoo Convention“ wird Ipek Dickmann die Rolle wechseln und als Vorjahressiegerin in der Jury sitzen.
Zum Abschluss offenbart die sympathische Oberländerin ihr Lebensmotto: „Nützt eure Zeit so, als wäre es euer letzter Tag. Man lebt nur einmal, und darum sollte man das Leben in vollen Zügen genießen.“
