„Viele können mit Handys nicht umgehen“

Was sagen Vorarlberger Schülerinnen und Schüler zum kommenden Handyverbot für die ersten acht Schulstufen?
Das Thema Handyverbot für die ersten acht Schulstufen wurde in Österreich zuletzt viel diskutiert. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) führt das Verbot ab 1. Mai österreichweit in allen Schulen ein. Im Rahmen der Schulautonomie kann das Handyverbot jedoch weiterhin individuell gehandhabt werden.Die Meinungen dazu spalten sich bereits seit Jahren, scheint es doch heiße Verfechter und Verfechterinnen und starke Gegner und Gegnerinnen dafür zu geben. Nicht nur das Sozialverhalten, Freundschaften und nicht zuletzt die Bildung leiden unter starkem Handykonsum, auch die Aufmerksamkeitsspanne wird durch eine hohe Bildschirmzeit verringert. Jedoch können Smartphones auch einen wichtigen Beitrag zum Unterricht leisten, wenn sie zu Recherchezwecken und für Gruppenarbeiten eingesetzt werden.
Nicht zuletzt stand aber immer wieder das Thema Mobbing durch Social Media im Fokus. Videos von Schülerinnen und Schülern werden heimlich gefilmt und veröffentlicht und erreichen in rasanter Geschwindigkeit die breite Masse. Bei Betroffenen kann das großen Schaden anrichten und die Schulzeit nachhaltig prägen. Die NEUE hat sich am Dornbirner Marktplatz nach Schulschluss unter Schülerinnen und Schülern von Oberstufen und Mittelschulen umgehört. Was sagen sie zu einem Handyverbot für die ersten acht Schulstufen? Wie wird das Thema an ihrer Schule gehandhabt?
“Sollte erlaubt sein”
Ich finde das Handyverbot etwas doof“, sagt Kocan. „Im Unterricht braucht man Handys zum Googeln, manche aus meiner Klasse haben ihr Tablet oft nicht dabei, dann müssen sie das Handy benutzen.“ Auch er findet, dass das Handyverbot je nach Alter der Schülerinnen und Schüler gehandhabt werden sollte. „Volksschüler sollten keine Handys benützen, an Mittelschulen sollten sie erlaubt sein“, sagt er. Über Medien zu lernen hält Kocan nicht für nötig, er findet, Jugendliche würden sich genügend auskennen.

Digitale Bildung
Bei uns ist die Handynutzung in der Unterstufe verboten, bei den Schülern und Schülerinnen der Oberstufe sind Handys erlaubt, sie müssen jedoch ausgeschaltet im Spind bleiben“, erklären Alina Scheiterle und Ida Nadler. Die beiden Schülerinnen beuchen das Bundesgymnasium in Dornbirn.

Zu einem generellen Handyverbot für die ersten acht Schulstufen haben die beiden eine klare Meinung. „Wir finden diese Regelung nicht gut“, sind sie sich einig. „Es gibt eine App, die sich WebUntis nennt. Da können Schüler und Schülerinnen ihren aktuellen Stundenplan einsehen. Lehrervertretungen, ausgefallene Stunden und änderungen der Räumlichkeiten sind ebenfalls ersichtlich. Es wäre nicht gut, wenn dieses technische Hilfsmittel wegfallen würde.“
Scheiterle und Nadler beschäftigen sich im Unterricht bereits mit Technik, nicht aber mit Handys. Das Fach „Digitale Grundbildung“ vermittelt Kompetenzen am Computer, wie die beiden Schülerinnen erklären.

Nicht derselben Meinung
Ein interessantes Bild ergibt sich bei Yasmin Aidi und Fatima Bekmurzieva, denn die beiden Schülerinnen der Mittelschule Bergmannstraße sind sich beim Thema Handyverbot an Schulen nicht einig.
„Ich finde das Handyverbot nicht gut, weil die Schülerinnen und Schüler ihre Handys sowieso in den jeweiligen Spinds aufbewahren“, sagt Aidi. „Wenn beispielsweise auf dem Schulweg etwas passiert, sind die Kinder nicht mehr erreichbar.“

Ihre Kollegin Fatima Bekmurzieva sieht das Ganze hingegen etwas anders. „Ich finde, dass viele Kinder nicht mit dem Handy umgehen können und auch nicht wirklich gut damit klarkommen“, sagt sie. Sie wäre also eher für die Einführung eines Handyverbots. Beim Thema Mobbing durch Social Media sind sich die beiden Schülerinnen dann aber wieder einig. „Das ist nicht die richtige Lösung für dieses Problem“, sagt Aidi. „Wenn diese Videos gemacht werden, kann immerhin anhand der Bilder nachverfolgt werden, wer alles daran beteiligt war“, finden die beiden Schülerinnen.

“Das Thema sorgt für Diskussionsstoff”
Auch Galina Ivantsiv besucht das Dornbirner Bundesgymnasium. „Das Handyverbot an der Unterstufe gilt für die Schüler und Schülerinnen auch in den Pausen“, erklärt sie. Lediglich wenn der Unterricht es vorschreibt, dürfen die Handys benutzt werden. Da die Regelung für die Oberstufe nicht gilt, ist sie davon allerdings nicht betroffen. „Wir dürfen die Handys während der Pausen benutzen, im Gegensatz zu den jüngeren Schülerinnen und Schülern“, sagt Ivantsiv. „Das Thema hat an meiner Schule in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionsstoff gesorgt. Einerseits sind die Jüngeren neidisch auf die Älteren, andererseits fällt gerade den Älteren auch auf, dass die Bindung und der soziale Kontakt zwischen den Jugendlichen total verloren geht, wenn sie nur am Handy sind“, erzählt sie.
„Wenn wir die letzten Jahre keine Handys gehabt hätten, hätten wir jetzt mit Sicherheit eine andere Dynamik in der Klasse.“ Die Schülerin findet es aber dennoch schwierig, eine allgemeine Regelung für eine ganze Schule zu finden, da man Erstklässler nicht mit Achtklässlern gleichsetzen könne. „Es hängt auch ein stückweit vom Gruppenverhalten ab.“

“Unnötiges Verbot”
Der 14- jährige Ada Bahar besucht die Mittelschule Bergmannstraße in Dornbirn. Die Schüler und Schülerinnen dieser Schule dürfen ihre Handys zwar behalten, müssen es aber auschalten, oder im Schulspind aufbewahren. „Es halten sich aber natürlich nicht alle von uns daran“, grinst der 14-Jährige. Von dem Handyverbot für die ersten acht Schulstufen hat Bahar gehört, gefallen tut es ihm jedoch nicht. „Ich finde das Verbot ziemlich unnötig“, erklärt der Schüler. Er hat dafür aber auch eine Ausführung. „Es gibt genügend Kinder, die ihre Mobiltelefone zwecks Sicherheit bei sich haben, falls sie mit ihren Eltern kommunizieren müssen, oder für den Fall, dass etwas passiert.“ Jedoch hat Bahar auch mitverfolgt, dass in jüngster Vergangenheit immer wieder Mobbingvideos im Netz kursierten. Dabei handelt es sich um Videos, die Jugendliche bloßstellen sollen und teils massive psychische Schäden anrichten können. „In solchen Fällen finde ich es nützlich, wenn Handys verboten werden“, ergänzt der Schüler. Ansonsten bleibt der 14-Jährige jedoch bei seinem Standpunkt, dass Handys an Schulen erlaubt sein sollten. In einigen Lehrplänen wird Medienbildung mittlerweile schon eingebunden, nicht aber in der Mittelschule Bergmannstraße. „Ich finde, man sollte sich auf die klassischen Fächer beschränken.“
