Wasserretter über Einsatz im Montafon: “Hinweise gab es anfangs gar keine”

Diese Woche musste die Wasserrettung bereits zu zwei Suchaktionen ausrücken. Daniel Plaichner war dabei: Er berichtet von den Einsätzen und gibt Tipps für eine sichere Badesaison.
Die letzten Tage waren für die Vorarlberger Wasserrettung intensiv: Gleich zwei heikle Einsätze, einmal in St. Gallenkirch im Montafon und einmal in Bregenz standen für die Wasserretter an. Landesleiter und Landeseinsatzleiter Daniel Plaichner war bei beiden Einsätzen vor Ort und berichtet im Gespräch mit der NEUE, was er dabei erlebt hat und welche Tipps er als Wasserretter für den im Sommer mitgeben kann.
Suchaktion im Montafon
Am Dienstag wurden die Einsatzkräfte, darunter auch die Bergrettung, ins Montafon alarmiert, wo ein 23-jähriger Mann als vermisst gemeldet wurde. Daniel Plaichner erklärt: „Die erste Meldung war eine abgängige Person. Wir haben uns beim Bergrettungsheim in St. Gallenkirch getroffen, da war auch schon die Einsatzleitung. Von da an hat man die Suche gestartet.“ Die gestaltete sich für den Einsatztrupp, bei dem die Wasserrettung mit 28 Personen und fünf Fahrzeugen vertreten war, zunächst alles andere als einfach. „Anfangs war die Informationslage sehr dürftig. Hinweise, wo sich die abgängige Person aufhalten oder was passiert sein könnte, gab es zu Beginn gar nicht. Deswegen war das Suchgebiet sehr groß“, berichtet Plaichner.

Rund 100 Einsatzkräfte waren insgesamt an der Suche beteiligt. „Wir von der Wasserrettung wurden dazugeholt, um speziell den Bereich am Wasser abzusuchen. Da es die letzten Tage stark geregnet hat, war der Wasserstand an der Ill dementsprechend hoch“, erklärt der Landesleiter. In der Nähe der Ill fanden die Einsatzkräfte schließlich auch die vermisste Person vor, leider konnte sie nurmehr tot geborgen werden. Noch ist die Todesursache des jungen Mannes Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.
Person von Brücke gestürzt
Beim zweiten Einsatz dieser Tage wurde die Wasserrettung zu Bregenzerachbrücke zwischen Hard und Bregenz alarmiert. „Passanten haben eine Person wahrgenommen, die scheinbar von der Brücke gefallen ist. Wir haben den Fluss bis zur Mündung am Bodensee gemeinsam mit der Wasserpolizei abgesucht. Aber gefunden haben wir niemanden“, so Plaichner. „Zum Teil wurde auch der Bodensee miteinbezogen, weil die Gefahr besteht, dass eine Person im Wasser abtreibt und im See landet.“ Derzeit ist die Suche nach der Person eingestellt.

„Leider enden die meisten unserer Einsätze so wie jener im Montafon“, weist Daniel Plaichner auf die hohe mentale Belastung der zumeist ehrenamtlich ausgeführten Tätigkeit bei der Wasserrettung hin. „In so einem Fall ist das Wichtigste, dass man den Einsatz nachbespricht, speziell mit der Mannschaft, die den Patienten gefunden hat. Man fragt im kleinen Rahmen, wie es ihnen geht und ob sie in der Nacht danach schlafen konnten“, so Plaichner, der selbst schon über 20 Jahre Teil der Wasserrettung ist. Die Einsatzkräfte der Wasserrettung können bei hoher psychischer Belastung auf das Kriseninterventionsteam zurückgreifen, wo sie im Bedarfsfall auch an weitere Hilfsangebote verwiesen werden.
Rettung geglückt
Angesprochen auf jenen Einsatz, der Daniel Plaichner in all seinen Jahren bei der Wasserrettung am präsentesten in Erinnerung geblieben ist, erklärt er: „Vor einigen Jahren drohte ein Kind an der Bregenzerach zu ertrinken. Es ist mit seinen Eltern zum Baden an die Ach gegangen und plötzlich verschwunden. Das Ganze passierte am Wochenende, wo wir Bereitschaftsdienst hatten. Innerhalb kürzester Zeit waren wir vor Ort, konnten das Kind bergen und reanimieren. Alles hat funktioniert: Kurze Ausrückzeit, das Kind wurde sofort gefunden und der Einsatz endete positiv.“

Gerade anhand der vielen Fälle, die tragisch enden, bietet dieser Einsatz einen positiven Kontrast. Das sieht auch Plaichner so: „Wenn man der Mannschaft ein Jahr später ein Bild präsentieren kann, wo der Papa sein Kind lächelnd in den Armen hält – das ist eines der schönsten Dinge in einer Blaulichtorganisation. So kann man zeigen, dass man etwas Gutes bewirkt hat.“
Tipps für eine sichere Badesaison
Da sich – wie auch die beiden aktuellsten Beispiele zeigen – viele Unfälle an Fließgewässern ereignen, gibt Daniel Plaichner einige Tipps mit, die man gerade in der Sommersaison beachten sollte: „Fließende Gewässer sind grundsätzlich zu meiden, besonders bei hohem Wasserstand. Bei starker Strömung reicht es schon, knietief ins Wasser zu gehen, um den Halt zu verlieren.“ Wo es Badestellen mit ruhigem Wasser gibt, sollte man auf den Abfluss schauen und immer einen Fluchtweg aus dem Bachbett im Auge haben, falls der Pegel steigt, betont der Plaichner. „Kinder sollten immer in Reichweite bleiben“, fügt er hinzu.
Falls eine Person doch mit der Strömung mitgerissen wird, ist der erste Impuls häufig, hinterherzuspringen. Das ist allerdings nicht ratsam, warnt der Wasserretter: „Jeder, der nachspringt, bringt sich selbst in Gefahr. Besser ist es, den Notruf zu wählen, am Ufer mitzugehen und die Einsatzkräfte stets über den aktuellen Standort der mitgerissenen Person zu informieren.“ Gegebenenfalls könne man auch versuchen, ihr einen Ast oder Ähnliches ins Wasser zu reichen – aber nur vom sicheren Ufer aus.

Auch bei stehenden Gewässern gilt es, einige Hinweise zu beachten: „Den gesamten Weg, den man vom Ufer wegschwimmt, muss man auch wieder zurückschwimmen. Darum gilt es, die Kräfte richtig einzuschätzen.“ Auf offenem Wasser ist es außerdem empfehlenswert, eine Boje oder eine Luftmatratze mitzunehmen. „So ist man für Boote sichtbar und hat einen Gegenstand, an dem man sich im Notfall festklammern kann“, führt Plaichner aus. Egal wo man baden geht, eine Regel gilt immer: „Gut auf mögliche Wetterveränderungen achten.“
expertentipps von der wasserrettung für die badesaison
Flüsse:
- Fließende Gewässer grundsätzlich meiden – knietiefes Wasser reicht, um von der Strömung mitgezogen zu werden.
- An Badestellen mit ruhigem Wasser: Abfluss beachten und Fluchtweg im Auge haben.
- Wenn jemand ins Wasser fällt: Nicht hinterherspringen, sondern Notruf alarmieren und die Einsatzkräfte über den Standort der zu rettenden Person informieren.
Seen:
- Kräfte einteilen – man sollte immer zum Ufer zurückkehren können.
- Boje oder Luftmatratze erhöht Sichtbarkeit im Wasser und gibt eine Möglichkeit zum Festhalten.
In allen Gewässern gilt: Stets mögliche Wetterveränderungen im Auge behalten.