Die Vielfalt von 50 Höfen in einem “Lada”

Rund um die Uhr regionale Lebensmittel einkaufen – das geht im Regional Lada in Sulz. 50 Bauernfamilien aus ganz Vorarlberg beliefern das Geschäft und können den Preis ihrer Produkte selbst bestimmen.
NEUE-Serie: Vielfalt Landwirtschaft
Von Christine Moosmann-Hämmerle
Nach zwei Jahren Planung und Vorbereitung öffnete Anfang April in Sulz der erste Regional Lada seine Türen. Der Regional Lada ist ein Hofladen, in dem Lebensmittel von Vorarlberger Bauernhöfen angeboten werden. Und das rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Möglich wird das durch ein innovatives Konzept, das moderne Technik und traditionelle Erzeugnisse vereint. Die Produkte im Regional Lada stammen ausschließlich von bäuerlichen Produzenten aus Vorarlberg.

Das Gründungsteam des Geschäfts bilden Andrea Felder, Harald Nesensohn, Gebhard Flatz und Guntram Bechtold. Sie bringen Erfahrung aus Handel, Landwirtschaft und Social Media/Marketing mit und erweckten den leerstehenden vormaligen Sennereiladen zu neuem Leben. Ihr Wunsch ist es, den Bauernfamilien einen fairen Preis und den Kunden frische regionale Lebensmittel zu garantieren. Den Preis für ihre Lebensmittel bestimmen die Landwirte selbst und die Kunden sollen wissen, dass ein Großteil des Geldes dorthin geht, wo auch gearbeitet wird. Manche Produkte sind dadurch etwas teurer, andere wiederum können sogar günstiger als im herkömmlichen Handel angeboten werden. „Wir stellen die Infrastruktur zur Verfügung und befüllen die Regale, etikettieren die Ware und machen Werbung. Der Landwirt muss nur die Ware bringen“, erklärt Gebhard Flatz den Ablauf. „Wenn man hier hereinkommt, dann weiß man das ist zu hundert Prozent Vorarlberg. Das garantieren wir“, sagt Harald Nesensohn. Der Regional Lada wird in Verantwortungseigentum geführt. Das bedeutet, dass 90 Prozent der erwirtschafteten Überschüsse in die Weiterentwicklung regionaler Strukturen fließen.

Rund um die Uhr einkaufen
Eine eigens entwickelte Software sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Innerhalb von zwei Stunden ist ein neues Produkt im System integriert. Es erhält einen Strichcode, an dem das Kassasystem nicht nur den Preis, sondern auch den Produzenten erkennt. Der Betrag wird direkt an den jeweiligen Landwirt überwiesen, der Produzent auf dem Kassenbon ausgewiesen.
Die Selbstbedienungskassa ist benutzerfreundlich und einfach zu bedienen. Tagsüber ist der Laden geöffnet, nachts und an den Wochenenden kann die Türe mit der Bankomatkarte geöffnet werden. Besonders am Wochenende wird das Angebot stark genutzt. Manche der älteren Kunden hätten anfangs etwas Scheu gehabt, die Selbstbedienungskassa zu verwenden, weshalb man in der ersten Zeit darauf geschaut habe, dass immer jemand im Geschäft sei, um sie zu unterstützen. Mittlerweile funktioniere das gut und es sei auch schön zu beobachten, wie die Kunden einander helfen, berichten die Gründer. Besonders den Kindern gefällt es, die Kassa zu bedienen. Von so mancher Kundschaft heißt es, wir sind wegen der Kinder hierhergekommen.
Breite Produktpalette
Neben Regionalität und Transparenz ist die Vielfalt ein Teil des Erfolgs des Ladens. Mittlerweile beliefern etwa 50 Bauernfamilien aus Vorarlberg den Hofladen. Sie stammen aus dem ganzen Land, vom Montafon bis zum hintersten Bregenzerwald. Jeder, dessen Artikel in das Sortiment passt, kann mitmachen, entsprechend breit ist auch die Produktpalette. Das Angebot beschreibt Gebhard Flatz als regional und saisonal: „Die Produkte sind saisonal, momentan gibt es Tomaten, im Winter gibt es Wintergemüse, auch in Vorarlberg wird bereits einiges an Wintergemüse angebaut.“ Neben diversen Obst- und Gemüsesorten werden Eier, Mehl, Milch, Käse, Joghurt, Marmelade, Säfte, Fleisch- und Wurstwaren angeboten. Daneben gibt es Düngepellets aus Hühnermist und etwas unerwartet auch Holzurnen aus Laterns.

Einer der Vorteile des Regionalladens ist für die Produzenten, dass auch Kleinstmengen angenommen werden. „Wenn beispielsweise jemand zehn Gläser Dessertjoghurt bringt, nehmen wir die auch. Wir konnten auch Landwirte motivieren, etwas Neues auszuprobieren, das sie sonst gar nicht gemacht hätten“, freut sich Harald Nesensohn.

Auf Instagram und WhatsApp zeigt der Regional Lada seine Partnerbetriebe. In kurzen Video- und Bildbeiträgen werden Produzenten und Produkte vorgestellt. Die Nutzerinnen erfahren von der Kartoffelernte, der Käseherstellung und lernen so die Menschen kennen, die hinter den Erzeugnissen stehen. „Das ist authentisch und die Leute sehen, von wem die Produkte stammen“, meint Harald Nesensohn.
Es ist der Wunsch der Betreiber und im Konzept vorgesehen, mehrere Läden zu eröffnen. „Wir möchten etwas verändern. Und zumindest im Kleinen können wir etwas verändern, wenn der Bauer sieht, dass er hier ohne Diskussion einen fairen Preis bekommt. Es ist eine ‚gfreute Sach‘, dass der Laden so gut angenommen wird“, sind sich die beiden einig.
Glückliche Kundschaft
Eine Kundin erzählt, dass sie als Kind schon hier war, als das Geschäft noch ein Sennereiladen war. Sie freut sich darüber, dass sich in den Räumlichkeiten wieder ein Geschäft befindet. Sie findet es besonders praktisch, dass sie auch am Wochenende herkommen kann, wenn sich spontan Besuch ankündigt oder sonst etwas fehlt. Eine weitere Kundin, die regelmäßig im Regional Lada einkauft, freut sich über das tolle und vielfältige Sortiment. Das Zahlungssystem findet sie sehr praktisch. „Was ich besonders schätze, ist, dass 100 Prozent Regionalität und gute Qualität gegeben sind. Auch, dass es kleine Mengen gibt. Man kennt die Betriebe und Alpen von denen die Lebensmittel stammen. Manchmal sind auch die Produzenten hier und liefern gerade ihre Produkte. Ich finde es sehr nett, dass man dann auch die Person sieht, die dahintersteht.“