Vorarlberg

Abschied mit Wehmut: Feldkircher Kult-Bar Miami vor dem Ende

HEUTE • 18:00 Uhr
Abschied mit Wehmut: Feldkircher Kult-Bar Miami vor dem Ende
Jaime R. Bugueno G. führt seit beinahe 16 Jahren das Miami in Feldkirch.
STIPLOVSEK (9)

Die Kult-Bar Miami in Feldkirch schließt Ende des Jahres ihre Türen. Inhaber Jaime Bugueno (59) zieht zurück nach Miami.

Jaime Bugueno ist in Miami, Florida aufgewachsen, hat dort lange Zeit gelebt und gearbeitet. Am 11. September 2001 arbeitet er in einem Immobilienbüro in Miami, als der Terroranschlag auf das World Trade Center in New York City die Welt erschüttert.
Die Anschläge veränderten nicht nur die USA, sondern auch das Leben von Jaime und seiner Frau Birgit. Mit ihrer kleinen Tochter zog Birgit zurück nach Österreich, in ihre Heimat Bludenz, Jaime folgte wenige Monate später. „Als ich vier Monate später nach Vorarlberg kam, war Birgit bereits mit unserem zweiten Kind schwanger“, erzählt er. Sie entschieden sich dafür, das Kind hier zu bekommen und vorerst zu bleiben. „Damals fing ich an, mir Gedanken über meine berufliche Zukunft zu machen“, erzählt Jaime.
Zunächst arbeitete Jaime im Leasing, doch die Gastronomie ließ ihn nicht los. „Ich habe schon in den 80ern in der Gastro gearbeitet und wusste viel darüber“, erzählt er. „In den 90ern habe ich in Miami Cocktail- und Bartender-Kurse gemacht.“
Als er in der Zeitung las, dass eine Bar in Koblach zu verpachten war, fasste er den Entschluss, in die Gastronomie zurückzukehren. „So sind wir gestartet. Ich habe den Besitzer kontaktiert und Ende 2003 haben wir das alte Miami in Koblach eröffnet, Das war der Anfang des Miami.“ 2009 wollte er nach Bregenz übersiedeln, kurz vor der Eröffnung brannte das Lokal, das er übernehmen wollte, jedoch ab. Jaime Bugueno musste sich nach einer neuen Bar umschauen und wurde in Feldkirch fündig.

Abschied mit Wehmut: Feldkircher Kult-Bar Miami vor dem Ende
Das Miami in der Feldkircher Innenstadt.

16 Jahre Miami in Feldkirch.

Im Februar 2009 öffnete das Miami in der Burggasse. Ein kleines Lokal, versteckt in einer Seitengasse, das bald Kultstatus erlangte. „Wir sind die einzige Rock-Bar in Feldkirch, das hat uns unverwechselbar gemacht. Von Punk bis Heavy Metal – hier gibt es jede Art von Rock.“
Das Miami war aber nicht nur für Musik bekannt, sondern auch für Essen. Anfangs gab es nur Tiefkühlpizzen, bis eine Wette mit Gästen alles veränderte: „Eines Abends meinte einer zu mir, dass meine Pizza nicht schmeckt. Ich meinte zu ihnen, ich mache ihm die beste Pizza, die er je gegessen hat“ Gesagt getan, die Pizza schmeckte und der Gast wollte wiederkommen, um Pizza zu essen. Seitdem standen frische Pizzen auf der Karte. „Die Leute wissen, dass es hier keine Fünf-Sterne-Küche gibt, aber sie schätzen gutes Fast-Food.“ Burger und Pizzen aus der kleinen Küche hinter der Bar wurden zum Markenzeichen.
Über die Jahre ist das Lokal von unzähligen Begegnungen und Konzerten geprägt worden. „Wir hatten viel Spaß, die tollen Gäste, der feine Umgang, ich werde die Bar vermissen.“ Für viele war die Bar mehr als ein Treffpunkt, es war ein Stück zuhause.

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Während der Covid-19 Pandemie musste die Bar lange schließen.

Wandel im Nachtleben

Doch auch das Nachtleben blieb nicht stehen. Das Rauchverbot in Innenräumen veränderte die Szene deutlich: „Früher haben alle geraucht, das gehörte dazu, die Gäste mochten es. Viele waren vom Verbot in Bars enttäuscht.“ Richtig schwierig wurde es während der Corona-Pandemie. „Wir mussten lange schließen, dann konnten wir nur mit Registrierungen, QR-Codes und Auflagen öffnen. Es war ein ständiges Auf und Ab, eine chaotische Zeit“ verrät Bugueno. Er zeigt auf einen Sticker an der Wand, ein QR-Code: „Ein Überbleibsel aus der Zeit.“

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An einer Wand, findet man noch einen kleinen QR-Code aus Corona-Zeiten, die Wände der Bar sind mit Schallplatten und Bildern geschmückt.

Von der Stadt Miami in die Bar.

Der Vergleich zwischen seiner alten Heimat Miami und Feldkirch liegt nahe und fällt deutlich aus. „Miami ist eine Millionenstadt, die niemals schläft. Supermärkte, Bars, Restaurants, alles hat 24 Stunden, sieben Tage, geöffnet. Hier ist das Leben ruhiger, sicherer, die Kinder können draußen spielen, ohne Angst.“ Schockiert hat ihn nur eines: „In Österreich dürfen Jugendliche bereits mit 16 trinken. In den USA ist es ab 21 erlaubt. Am Anfang war es seltsam, so viele junge Menschen betrunken zu sehen.“
Er schätzt das Leben in Vorarlberg sehr: die vier Jahreszeiten, die Landschaft, die Berge, die Ruhe und das kalte Wetter. „Es war nie geplant so lange zu bleiben, jetzt waren es fast 25 Jahre.“

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Das endgültige Rauchverbot in der Gastronomie trat 2019 in Kraft.

Zeit „Goodbye“ zu sagen.

Jaime Bugueno möchte mehr Fokus auf sich legen. Nach über 20 Jahren will er das Nachtleben hinter sich lassen und ein neues Kapitel aufschlagen. Die Routine und die Menschen wird er vermissen: „Ich habe noch Gäste, die bereits in Koblach dabei waren, sie kommen teilweise mit ihren Kindern am Arm vorbei, um Hallo zu sagen.“
Auch allen anderen Gästen ist der gebürtige Chilene dankbar: „Jeder Kunde ist ein guter Kunde“ meint er schmunzelnd. Im Miami gab es manchmal Gäste, die zu viel getrunken haben: „Wenn Gäste schwierig wurden, riefen wir die Polizei, ansonsten gab es kaum Probleme“, erzählt der Inhaber. Bis Ende des Jahres hat das Miami in Feldkirch geöffnet. Es wird eine Zeit des Abschieds: „Wann wir genau unserer letzten Tag haben, weiß ich noch nicht, aber es wird ein Fest.“

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Jaime Bugueno ist in Santiago, Chile geboren. Er wuchs in Miami, Florida auf und zog dann nach Vorarlberg.

Umzug nach Miami.

Trotz der politischen Lage in den USA freut sich der Familienvater, zurück nach Miami zu ziehen: „Ich hatte nie viel mit Politik zu tun, letztlich entscheide ich über mein Leben und wie ich es führen möchte.“ Er möchte die Jahre bis zur Pension gemeinsam mit seiner Frau an der Ostküste bei der Familie verbringen. „Ich möchte die verbleibende Zeit mit meinen Eltern genießen, ein paar Familienangelegenheiten regeln und nicht mehr im Nachtleben arbeiten.“

Abschied mit Wehmut: Feldkircher Kult-Bar Miami vor dem Ende
Das Miami in Feldkirch öffnete im Februar 2009.

Kein Abschied für immer.

„Ich werde bestimmt wieder nach Vorarlberg kommen, meine Kinder leben im Land und mir gefällt das Leben hier. Jedes Mal, wenn ich in den Staaten bin, vermisse ich mein Zuhause.“ In den USA will er ein neues Kapitel aufschlagen und das Leben „aus einer anderen Perspektive genießen.“
In Zukunft möchte er mehr reisen, er spricht fünf Sprachen: Englisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch. Das will er nutzen, um seiner Reiselust nachzugehen. Auch sein Hobby Motorradfahren möchte er vertiefen: „Ich plane ein paar Touren hier.“ Ihm ist es wichtig, das Leben zu genießen und vor allem gesund zu bleiben: „Man kann sich vieles wünschen, aber gesund zu bleiben, das ist das Wichtigste.“

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Das Lokal hat bis heute Stammgäste, die bereits im Miami in Koblach 2003 dabei waren.
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Jaime Bugueno zieht es, gemeinsam mit seiner Frau, zurück nach Miami. Er möchte die verbleibende Zeit mit seinen Eltern genießen.