Wer profitiert und wo es noch hakt

Neuer Ausfallbonus lässt sich ab sofort beantragen.
Für die einen naht die seit Monaten dringend ersehnte Hilfe, für die anderen brachte der Dienstag eine abgrundtiefe Enttäuschung. Auch vor dem Hintergrund des immer heftigeren Wirtschaftseinbruchs wurde am Dienstag gleich eine ganze Serie neuer oder erweiterter Coronahilfen auf den Weg gebracht. Ab sofort ist jetzt der neue Ausfallbonus beantragbar. Für Zulieferbetriebe – etwa indirekt Betroffene von geschlossenen Hotel- oder Gastrobetrieben – gibt es nach langem Ringen eine eigene Unterstützung.
Lexikon: Ausfallsbonus
Der Ausfallsbonus ist für Unternehmen vorgesehen, die nicht direkt oder indirekt durch die Covid-Maßnahmen betroffen waren, aber dennoch einen hohen Umsatzausfall verzeichnen. Der Zeitraum erstreckt sich von November 2020 bis Juni 2021.
Die Ersatzrate beläuft sich auf bis zu 30 Prozent des Umsatzes. Die maximale monatliche Förderhöhe beträgt 60.000 Euro, davon 30.000 Euro Ausfallsbonus und 30.000 Euro Vorschuss auf Fixkostenzuschuss II. Für dieses Hilfsinstrument hat das Finanzministerium 1 Mrd. Euro eingeplant.
Durch die coronabedingte Sperre der Gastronomie und Hotellerie haben auch manche landwirtschaftliche Sektoren einen hohen Umsatzrückgang erlitten.
Ab sofort gibt es einen Verlustersatz vorerst für die Schweine- und Weinbranche. Für diese Maßnahme sind rund 60 Mio. Euro vorgesehen. Den Verlustersatz können landwirtschaftliche Betriebszweige beantragen, die zwischen Oktober 2020 und März 2021 einen entsprechenden Verlust erlitten haben. Als Vergleichszeitraum dienen die gleichen Monate des Vorjahres.
Die Verlustermittlung wird laut Landwirtschaftsministerium auf pauschale Weise auf Grundlage von Daten der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen durchgeführt. Die Förderobergrenze liegt bei 100.000 Euro für jeden Betriebszweig.
Auch der vor mehreren Wochen durch die EU stark erhöhte Beihilferahmen beim Fixkostenzuschuss (II) und beim Verlustersatz ist nun nach entsprechenden Richtlinien des Finanzministeriums abrufbereit. Nachdem die EU sofort grünes Licht gegeben hat, ist der Fixkostenzuschuss nun nicht mehr mit 800.000 Euro gedeckelt, sondern mit 1,8 Millionen pro Betrieb. Der Verlustersatz kann künftig bis zu zehn Millionen Euro je Unternehmen betragen. Weiterhin gedeckelt bleibt aber der Umsatzersatz mit 800.000 Euro. Anträge werden übrigens nicht automatisch aufgestockt, sie müssen neu gestellt werden.
Lexikon: Zulieferer-Umsatzersatz
Mehrere neue Corona-Hilfen für Betriebe sind ab sofort beantragbar. Vom Lockdown indirekt betroffene Betriebe können nun auch Hilfen erhalten, dies war bis dato nicht möglich. Diese Unterstützungsleistungen waren bereits im Dezember angekündigt worden, seitdem warteten die Betriebe.
Bei indirekt betroffenen Unternehmen (u.a. Caterer, Lebensmittelgroßhändler, Textilreiniger, Veranstaltungstechniker) soll wie beim Umsatzersatz für direkt Betroffene der Umsatz für die Monate November und Dezember 2020 ersetzt werden.
Es muss mindestens 50 Prozent Umsatzzusammenhang mit einem oder mehreren im Lockdown geschlossenen Betrieben geben und im Betrachtungszeitraum ist mindestens ein Umsatzeinbruch von 40 Prozent im Vergleich zu November/Dezember 2019 notwendig.
Es gelten dieselben Ersatzraten wie beim Umsatzersatz für direkt Betroffene. Betriebe können Anträge bis zum 30. Juni 2021 stellen. Das Finanzministerium rechnet für diese Hilfen mit Kosten von rund 800 Mio. Euro.
Eventbranche fühlt sich weiter im Stich gelassen
Im Stich gelassen sieht sich die Eventbranche. Aufgrund der Mindestkriterien dürften viele Betriebe völlig um Hilfe umfallen, kritisiert Hannes Dopler, der die Branche in der Wirtschaftskammer Kärnten vertritt. Indirekt betroffene Betriebe müssen nachweisen, dass sie im November/Dezember 2020 mindestens 40 Prozent Umsatzverlust im Vergleich zu 2019 erlitten haben, beziehungsweise, dass mindestens die Hälfte ihres Umsatzes von einem Betrieb abhing, der wegen des Lockdowns geschlossen ist.
Auch dem Handelsverband ist die Hürde von 50 Prozent Umsatz-Zusammenhang zu hoch. Der Handel sei indirekt ganz massiv vom zusammengebrochenen Tourismus betroffen.
“Eine Schwachstelle war die Kommunikation”
Auf die staatliche Cofag wird angesichts der extrem angespannten Finanzlage in vielen Branchen eine neue Antragsflut zurollen. Deren Vorstände Bernhard Perner und Marc Schimpl rechnen mit deutlich mehr als über 100.000 Anträgen pro Monat. Die Cofag-Chefs sehen die inzwischen mehr als ein Dutzend Hilfsinstrumente als Produkte, hinter denen sehr unterschiedliche Abwicklungsprozesse stehen. Das nun einfachste Produkt sei der Ausfallbonus, hier soll das Geld besonders rasch fließen, versprechen sie.

Die Cofag ist immer wieder unter Beschuss – trotz Genehmigungsraten von mehr als 90 Prozent bei zuletzt 294.000 Hilfsanträgen für den Umsatzersatz für November und Dezember sowie den Fixkostenzuschuss (I). Der größte Teil der Anträge wird voll automatisiert abgearbeitet. „Einzelfälle“, wo es hakt, sind angesichts der Gesamtzahl eben doch Tausende. Schimpl und Perner räumen im Gespräch mit der Kleinen Zeitung auch selbstkritisch Fehler ein. „Wir pflegen eine enorm ausgeprägte Fehlerkultur“, so Schimpl. Immerhin wurde die Cofag quasi über Nacht aus dem Boden gestampft. Eine Schwachstelle sei die Kommunikation gewesen, so Perner: „Während wir im Maschinenraum stehen und versuchen, die Probleme zu lösen, sitzen die Antragsteller daheim und hören seit sechs Wochen nichts von uns. Daran soll sich jetzt grundlegend etwas ändern.“ Der Plan ist, Unternehmer künftig an verschiedenen Schnittstellen über den Status ihres Antrags per Mail zu informieren.