Wirtschaft

“Arabischer” Geldkurier an Schweizer Grenze aufgeflogen

21.05.2024 • 17:59 Uhr
zoll1 - 1
An der Schweizer Grenze wurde der Geldkurier gestoppt.

Christian Ackerler, Leiter der Österreichischen Steuerfahndung, gewährt auf Anfrage der NEUE Einblick in ein mysteriöses Geldwäschesystem – Fahrer mit 200.000 Euro Bargeld an Vorarlberger Grenze festgenommen.

Kürzlich präsentierte die Betrugsabteilung des Bundesministeriums für Finanzen besonders spannende Fälle. Einer davon spielte sich an einem Vorarlberger Grenzübergang zur Schweiz ab, ein Kurier wurde bereits im Juni 2022 mit einer großen Summe Bargeld geschnappt.

Geldwäsche, illegaler Währungsschmuggel und die Finanzierung von Schlepperwesen durch ein mysteriöses Finanztransfersystem, das seinen Ursprung im frühmittelalterlichen Orient hat, stehen im Raum.

Festnahme durch Schweizer Zollbeamte

“Bei einer Stichprobenkontrolle eines Wiener Fahrzeuges staunten die Schweizer Zollbeamten nicht schlecht. Direkt an der Grenze zu Vorarlberg konnten die eidgenössischen Zöllner 200.000 Euro an Bargeld, das ein Mann mit sich führte, sicherstellen. Der offenkundige Kurier gab an, die beträchtliche Summe einem Bekannten in der Schweiz übergeben zu wollen. Die Zollbeamten gingen der Sache nach und in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt führten die Ermittlungen nach Tschechien”, informiert Christian Ackerler, Leiter der Österreichischen Steuerfahndung auf Anfrage der NEUE.

BMF
Christian Ackerler, Leiter der Steuerfahndung. BMF

Demselben Drahtzieher konnten dann im Zuge der Erhebungen der grenzübergreifenden Finanz-, Zoll- und Kriminalbeamten weitere 700.000 Euro zugeordnet werden. Die Spur führte nach Wien, für die der Kurier das Geld transportiert hatte. Im Auftrag für ein sogenanntes “Hawala-Büro”, das in den Mittelpunkt krimineller Machenschaften rückt.

Beliebte Methode für Geldwäsche und im Schlepperwesen

“Grundsätzlich ist dieses Geldtransfersystem nicht illegal. Durch das Kurierwesen wird es aber gerne in kriminellen Kreisen, beispielsweise im Schlepperwesen verwendet, um Zahlungen hinter dem Rücken der Finanzmarktaufsicht abzuwickeln. Der Geldfluss geht am Fiskus vorbei, auch Provisionen werden nicht versteuert. Und es ist eine beliebte Methode, um ‘schmutziges’ Geld zu waschen, gerade wenn der Geldtransfer über nationale Grenzen funktioniert”, informiert der Ackerler im Gespräch mit der NEUE Vorarlberger Tageszeitung.

Bilanz Grenzöffnung: Verkehr undAutos/Menschen an der Grenze zur Schweiz
Bilanz Grenzöffnung: Verkehr undAutos/Menschen an der Grenze zur Schweiz

“Den größten Teil der Ermittlungen in diesem Fall führten die Beamten des Landeskriminalamtes in Wien, wo auch die Verbindungen mit dem dort ansässigen Hawala-Büro nachgewiesen wurden. Ohne die grenzübergreifende Zusammenarbeit mit den Schweizer Zollbeamten und den Kollegen aus Vorarlberg wäre dieser Erfolg aber nicht möglich gewesen”, schließt der Steuerfahnder.

Hawala-System – Geldtransferwesen mit Wurzeln im Orient

Das Hawala-System ist ein altes, informelles Überweisungssystem, das besonders in der muslimischen Welt verbreitet ist. Es ermöglicht schnelle und oft anonyme Geldtransfers ohne formelle Banken. In Österreich wird Hawala hauptsächlich von Migranten genutzt, die Geld in ihre Heimat schicken möchten.

Das System funktioniert über ein Netzwerk von Vermittlern, den Hawaladaren. Ein Sender gibt einem lokalen Hawaladar Geld und ein Kennwort. Der Partner-Hawaladar im Zielland zahlt das Geld an den Empfänger aus, der das Kennwort vorlegt. Diese Transaktionen erfolgen oft innerhalb weniger Stunden und sind kostengünstig.

(NEUE)