Wirtschaft

Die Schließung dieses Schweizer Textilbetriebes betrifft auch Vorarlberg

17.06.2024 • 16:14 Uhr
Die Schließung dieses Schweizer Textilbetriebes betrifft auch Vorarlberg
Der Hauptsitz von Cilander in Herisau wird in wenigen Wochen geschlossen und dann verkauft. cilander.com

Nach mehr als 200 Jahren stellt die AG Cilander mit Hauptsitz in Herisau ihre Tätigkeit ein. Mehrere Mitarbeiter aus Vorarlberg dürften zu Textilunternehmen ins Ländle wechseln.

Günther Bitschnau/wpa

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Vorarlberg endet in wenigen Wochen jedenfalls zum Teil ein Stück Schweizer Textilgeschichte und das hat überregionale Auswirkungen. So wird die vor mehr als 200 Jahren gegründete AG Cilander in Herisau per Ende August 2024 für immer ihre Pforten schließen. Darüber informierte das Unternehmen vor einiger Zeit in einer Pressemitteilung. Von der Schließung dürften an die 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sein. Zwischenzeitlich fand sich für zwei strategische Bereiche allerdings ein Käufer aus Frankreich.

Ökologie und Nachhaltigkeit kosten Geld

Der nach eigenen Angaben durchwegs in der Schweiz produzierende Betrieb teilte mit: “Die Schweiz ist ein hervorragender Ort für Entwicklung und effektive Produktion. Unsere Kunden und Geschäftspartner schätzen und wertschätzen die Qualität, Herkunft und Nachhaltigkeit unserer Produkte. Für den Endkonsumenten ist jedoch offensichtlich nicht klar, dass Qualität, Kürze von Lieferketten, ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften höhere Kosten und Preise zur Folge haben. Ohne Umdenken von uns allen, den Endkonsumenten, verlieren unsere Kunden ihr Geschäft. Ohne Geschäft unserer treuen Kunden verlieren wir als Cilander unser Geschäft. Und ohne Cilander verliert die zentraleuropäische Textilindustrie einen weiteren wichtigen Player”, so CEO Burghard Schneider vor ein paar Wochen.

Wichtiger europäischer Textilveredler

Cilander wurde 1814 gegründet und ist auf die Veredelung unterschiedlichster Flächengebilde spezialisiert. Dazu gehören Bekleidungstextilien genauso wie technische Textilien. Jährlich wurden bislang 16 Millionen Laufmeter an Textilerzeugnissen hochwertig ausgerüstet. Exportiert wird in 80 Länder weltweit. Cilander bezeichnet sich selbst als einen der “europaweit führenden Anbieter” von hochfunktionalen Textilien und Veredelungsprozessen. Neben dem Hauptsitz in Herisau gibt es Standorte in Flawil (Kanton St. Gallen) und Lützelflüh (Emmental, Kanton Bern). 

Vorarlberger dürften zu Ländle-Textilbetrieben wechseln

Wie CEO Burghard Schneider auf Anfrage erklärte, unterhalte Cilander seit vielen Jahren auch enge Geschäftsbeziehungen zu Vorarlberger Textilunternehmen. Dazu gehöre etwa Getzner Textil aus Bludenz. Von der Firmenschließung dürften an die zehn Cilander-Mitarbeitende aus Vorarlberg betroffen sein. Schneider zeigte sich aber zuversichtlich, dass diese aufgrund ihrer Qualifikationen im textiltechnischen Bereich rasch wieder einen Job finden dürften. Ein Rundruf unter Vorarlberger Textilbetrieben, die unter anderem in der Textilveredelung tätig sind, bestätigt die Mutmaßung von Schneider. Hier laufen bereits Personalgespräche.

Weltmarktführer übernimmt zwei strategische Bereiche

Zudem gibt es auch noch gute Nachrichten. Denn für einen kleinen Teil der Belegschaft von Cilander – nach Schätzung von Schneider an die 30 Mitarbeitende – dürfte es eine berufliche Zukunft unter einem neuen Besitzer geben. Wie Schneider erklärte, übernehme nämlich die französische Firmengruppe Chargeurs PCC Fashion Technologies zwei strategische Bereiche von Cilander und führe diese am bisherigen Cilander-Standort in Lützelflüh fort. Chargeurs PCC Fashion ist nach eigener Darstellung der Weltmarktführer für Einlagestoffe für die Bekleidungsindustrie. Die bisherigen Gewerbeimmobilien von Cilander in Herisau und Flawil wurden unterdessen bereits zum Verkauf ausgeschrieben.