„Wir sind bereit für den Wandel“

Gebrüder Weiss-Chef Wolfram Senger-Weiss und andere Branchenakteure geben Einblicke in Herausforderungen und Chancen der nachhaltigen Logistik auf der Schiene.
Im Rahmen eines Treffens im Terminal Wolfurt sprach die NEUE mit Wolfram Senger-Weiss, CEO des Vorarlberger Logistikunternehmens Gebrüder Weiss, sowie Christoph Grasl, Vorstandsmitglied der ÖBB Rail Cargo Group, über die Rolle des Schienengüterverkehrs für die Zukunft Vorarlbergs. Auch Renate Gwizic, Geschäftsbereichsleiterin der Terminal Service Austria, äußerte sich zu den Herausforderungen, die die Branche bewältigen muss.
„Der Schienengüterverkehr ist ein Schlüssel, um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, betont Wolfram Senger-Weiss. „Aber wir haben in Vorarlberg immer noch strukturelle Probleme. Es ist ein Armutszeugnis, dass wir nur ein einzelnes Gleis nach Deutschland haben.“ Dieses „Nadelöhr“ behindere die effizientere Verlagerung von Transporten auf die Schiene, fügt er hinzu. „Wir sind gezwungen, viele unserer Verkehre über Tirol oder die Schweiz zu leiten. Das kostet Zeit und Geld.“

Auch Christoph Grasl von der ÖBB Rail Cargo Group bestätigt die dringende Notwendigkeit von Investitionen in die Infrastruktur: „Vorarlberg hat als Randregion einen besonderen Bedarf an gut ausgebauten Schienenverbindungen, sowohl innerhalb Österreichs als auch in die Nachbarländer. Es ist unsere Aufgabe, diesen Korridor zu stärken, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern.“
Nachhaltigkeit im Fokus
Gebrüder Weiss gilt als Vorreiter bei der Implementierung nachhaltiger Technologien. „Wir haben seit Jahren Elektro- und Wasserstoff-Lkw im Einsatz“, erklärt Senger-Weiss stolz. „Wir waren die Ersten, die in diese Richtung gegangen sind. Aber die Umstellung auf alternative Antriebe ist teuer und kompliziert.“
Die Kostenstruktur im Güterverkehr stellt eine der größten Hürden dar. „Das eigentliche Problem ist, dass wir derzeit keinen fairen Wettbewerb zwischen Straße und Schiene haben. Der Dieselpreis ist niedrig, während Bahnstrom teuer ist“, erklärt Senger-Weiss. „Diese ungleiche Kostenverteilung hemmt die Verlagerung von der Straße auf die Schiene. Hier muss die Politik dringend handeln!“
Grasl unterstreicht diese Problematik: „Wir stehen im Güterverkehr in Konkurrenz mit dem Personenverkehr. Das bedeutet, dass unsere Kapazitäten oft eingeschränkt sind. Wir müssen innovative Lösungen finden, um beide Anforderungen effizient zu bedienen.“

Politik entscheidender Faktor
Auch die Politik wird zur Verantwortung gezogen. „Die Politik spielt eine sehr wichtige Rolle, indem sie die Rahmenbedingungen vorgibt“, sagt Renate Gwizic, Geschäftsbereichsleiterin der Terminal Service Austria. „Wir brauchen ein Level-Playing-Field, sprich: gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen Straße und Schiene.“ Gwizic fordert zudem mehr Investitionen in die Infrastruktur, um die Kapazitäten des Terminals Wolfurt zu verdoppeln: „Unser Ziel sind 300.000 Transporteinheiten pro Jahr. Dafür brauchen wir dringend mehr Kräne, Lagerflächen und Gleise.“ Senger-Weiss unterstützt diese Forderung. „Wir brauchen dringend stabile Lösungen für die Infrastruktur. Die Politik muss hier den Rahmen schaffen, damit wir als Unternehmen investieren können. Andernfalls werden wir die Klimaziele nicht erreichen.“
Ein Balanceakt
Trotz aller Herausforderungen bleibt der Gebrüder Weiss-Chef optimistisch: „Das Interesse der Kunden an nachhaltigen Lösungen ist da. Aber es muss uns gelingen, diese Lösungen auch kosteneffizient anzubieten.“ Er betont jedoch, dass nachhaltige Logistik oft mit höheren Kosten verbunden ist. „Es ist eine große Herausforderung, das den Kunden zu vermitteln. In Zeiten hoher Inflation und wirtschaftlichen Drucks ist das Verständnis dafür begrenzt.“
Christoph Grasl ergänzt: „Klimaschutz im Güterverkehr ist eine Herausforderung. Neben der Verlagerung auf die Schiene müssen wir auch Lkw-Verkehre ökologischer gestalten. Es braucht eine Gesamtstrategie.“
Symbolik mit Bedeutung
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde auch die neue Lokomotive „Europa“ enthüllt, die die Zusammenarbeit zwischen Rail Cargo und Gebrüder Weiss symbolisiert. „Es ist wichtig, Zeichen zu setzen“, meint Senger-Weiss. „Diese Lok steht für unsere enge Partnerschaft und die Bedeutung der Schiene für Europa.“ Die neue Lok wird in den kommenden Jahren europaweit unterwegs sein und soll für eine nachhaltige Zukunft auf der Schiene werben. „Wir sind bereit für den Wandel!“, schließt Wolfram Senger-Weiss. „Aber es wird ein gemeinsamer Kraftakt von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sein müssen.“